Die Sache ist etwas undurchsichtig:
In Paderborn steht eine Ärztin vor Gericht, die Patienten Cortison gespritzt haben soll, obwohl diese „sanft“ beziehungsweise homöopathisch behandelt werden wollten.
Unklar ist derzeit, ob es sich um einen Abrechnungsbetrug handelt oder ob die Angeklagte wirklich davon ausgegangen ist, dass das von ihr beigemischte Triamcinolonacetonid „rein homöpathisch“ sei.
Dritte Möglichkeit: Die Ärztin hat selbst nicht an die Wunderkraft der Homöopathika geglaubt und deshalb ihren Patienten etwas Wirksames verabreicht („Ich habe in Einzelfällen, wenn es medizinisch notwendig war, Cortison eingesetzt“) – allerdings ohne deren Wissen und Zustimmung
Kurios – und fast Realsatire – ist, wie das Ganze aufflog:
… bis sich eine Patienten-Mutter (selbst Ärztin) über die schnelle Heilung ihres an Neurodermitis leidenden Sohnes (8) wunderte.“
Man mag es kaum glauben:
Eine Ärztin (!) schickt ihr ernsthaft erkranktes Kind zur Homöopathin (!) und wundert sich (!) selbst darüber, dass dieser Nonsens wirklich zu helfen scheint.
Dazu passt ein aktueller Beitrag bei Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie.
Dr. Norbert Aust analysiert eine Pressemeldung vom Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands, nach der die Homöopathie in vielen Fällen eine wirksame Alternative zum Einsatz von Antibiotika darstelle.
Austs Fazit:
Eine nähere Betrachtung der vorhandenen Literatur zeigt indes, dass die Behauptungen nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen.
Es konnte nicht eine placebokontrollierte, randomisierte und verblindete Vergleichsstudie gefunden werden, die die Angaben stützt, ganz zu schweigen von belastbaren Nachweisen in Form von replizierten Untersuchungen.“
Zum Weiterlesen:
- Homöopathika seien vergleichbar zu Antibiotika, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 18. Januar 2015
- Cortison statt Naturmitteln verabreicht? WAZ am 23. Januar 2015
- Ärztin täuschte hunderte Patienten, Die Glocke am 23. Janar 2015
- Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Bog am 9. Oktober 2011
- Homöopathie ist Irrtum, GWUP-Blog am 22. Januar 2012
- Was hat die GWUP gegen Homöopathie? GWUP-Blog am 1. Februar 2011
- Hoffnung im Kampf gegen Resistenzen: Forscher entdecken Super-Antibiotikum, Focus am 9. Januar 2015
- 5 Steps in Talking With Patients About Alternative Medicine, Medpage Today am 14. Januar 2015
24. Januar 2015 um 22:16
Sorry, aber Cortison ist kein „Antibiotikum“, sondern wirkt antiallergisch, entzündungshemmend und immunsuppressiv.
(Ich denke, so war der Titel auch nicht gemeint, aber es könnte bei dem einen oder anderen Leser zu Verwirrungen führen)
Ich weiß, daß es die wahnwitzige Idee gibt, Homöopathika könnten die Antibiotika der Zukunft sein – was im Lichte des aktuellen Falles von resistenten „Krankenhauskeimen“ wirklich mehr als Hohn und Spott ist.
25. Januar 2015 um 16:52
Da gab es wohl keine „Erstverschlimmerung“, das war dann der Mutter-Ärztin dann doch verdächtig.