Den meisten Skeptikern werden die zwei Bücher
- Der moderne Okkultismus. Parapsychologie und Paramedizin (1976)
- Wünschelrute, Erdstrahlen, Radiästhesie. Die okkulten Strahlenfühligkeitslehren im Lichte der Wissenschaft (1955/1977)
bekannt sein. Wahrscheinlich sind nicht wenige GWUP-Mitglieder auf ihrem Weg zum methodologischen Skeptizismus davon beeinflusst worden.
Zu einer Zeit, da es kritische Literatur zu parawissenschaftlichen Themen praktisch noch nicht gab, beschäftigte sich der Ostberliner Rechtsmediziner Otto Prokop bereits intensiv mit antiwissenschaftlichen Tendenzen.
Mit der Marburger Rechtsmedizinerin und GWUP-Gründungspräsidentin Irmgard Oepen brachte er 1987 das Buch „Außenseitermethoden in der Medizin“ heraus.
Prokop starb 2009 im Alter von 87 Jahren.
Der langjähriger Leiter der Charité-Rechtsmedizin war eine interessante Persönlichkeit. Der gebürtige Österreicher habilitierte in Bonn im Fach Gerichtliche Medizin und ging von dort mit dem Segen seiner Kollegen in den Osten – zu einer Zeit, in der viele Ost-Mediziner in den Westen flohen.
Prokop blieb seinem Institut auch nach dem Mauerbau treu. Er hatte nur ein Privileg: Mit seinem österreichischen Pass konnte er reisen.
Doch tiefer gehende Nachforschungen über Otto Prokop gestalten sich schwierig.
Das bekam auch Dr. Mark Benecke vom GWUP-Wissenschaftsrat zu spüren:
Selbst gestandene Institutsdirektoren, bekannte Buchautoren aus unserem Fach und viele andere sonst mutige Menschen gaben mir schriftlich, dass sie sich zu Professor Prokop nicht äußern werden oder eigentlich auch gar nichts über ihn wüssten.“
Nichtsdestotrotz hat Benecke ein Buch über ihn geschrieben:
Seziert – Das Leben von Otto Prokop“
Es erscheint am 1. Oktober im Verlag Das Neue Berlin.
In der Einleitung erklärt Benecke:
So gut es zwischen einem jungen Biologen und einem strahlkräftigen Professor der alten Schule geht, war ich mit Professor Prokop befreundet.
Ich stieß auf ihn, weil ich in den 90er Jahren mit viel zu großer Anzugsjacke in Rostock bei der Tagung der Gesellschaft für Rechtsmedizin einen Vortrag über Insekten auf Leichen und kurz darauf einen über angebliche Selbstentzündung von Menschen gehalten hatte.
„Sie müssen Prokop kennenlernen“, sagten mir mehrere rechtsmedizinische Kollegen aus Ostdeutschland, „denn Sie denken wie er!“
Doch wie dachte ich? Und wie dachte er? Eines Tages sprach ich Professor Prokop an und erfuhr es.“
Und natürlich „sind auch sehr viele skeptische Themen drin“, teilt uns Mark Benecke zu der Neuerscheinung mit.
Zum Weiterlesen:
- Mark Benecke: Seziert – Das Leben von Otto Prokop. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2013
17. November 2013 um 07:58
Ich möchte dem Autor danken, dass er sich um die Nachforschungen über Otto Prokop so bemüht hat, ihn dem Vergessen entrissen hat.
Für mich war Prokop immer ein origineller, eigenständiger, kritischer Denker und Forscher, der uns mit Charme aber fachlich streng erzogen hat. Er war einer der wenigen international gültigen Wissenschaftler der DDR, der letzten Endes unterschätzt und durch die Abwicklung der Wende übel mitgespielt wurde (wie ich hörte von Mitarbeitern des Instituts).
Vor allem eine kritische naturwissenschaftliche Analyse der Para-Mediziner, die in der BRD immer wieder in neuen Varianten erblüht, war für mich orientierend. Außerdem war er eine eigentümliche Persönlichkeit, der sich aber abgrenzte zum DDR-System. Im Gegensatz zu anderen Hochschullehrern hat er sich nie zu öffentlichen korrumpierten Äußerungen hinreissen lassen.
Vielen Dank für Ihre Recherchen, Prokop hat ganze Generationen von Medizinern kritisch in Berlin mit erzogen.
Plöntzke
22. Februar 2014 um 15:41
Mit diesem Buch hat BENECKE einen sehr erfolgreichen Rechtsmediziner gewürdigt.
Ich möchte aber anmerken: nicht alle seine Darlegungen und Auffassungen finden meine Zustimmung.
PROKOP war ein kompetenter, hochgebildeter Fachspezialist mit bewundernswerter Rhetorik und Überzeugungskraft. Wer wie ich das Glück hatte, diesen Wissenschaftler persönlich kennen zu lernen, wird die im Buch skizzierten „Lebensleistungen“ nicht in allen Teilen zustimmen können.
Besonders tragisch war auch der schäbige Umgang mit PROKOP, den er nach dem Ende der DDR erleben musste.
6. Juni 2016 um 22:41
Mark Benecke hat ein Vortrag über Prof. Prokop gehalten:
Dr. Mark Benecke: „Seziert – Das Leben des Gerichtsmediziners Otto Prokop“
Infos unter http://www.sitp-koeln.de
https://www.youtube.com/watch?v=wG-9ubUo3GQ
6. Juni 2016 um 22:44
@Skeptikus:
https://blog.gwup.net/2016/06/03/video-dr-mark-benecke-seziert-das-leben-von-prof-otto-prokop/