Das Thema „Impfen“ wird weiterhin kontrovers diskutiert.
Vor vier Wochen kommentierte der Science-Blog WeiterGen den Bericht Masernimpfung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung und hängte die Frage an:
Ist es wirksamer und besser zu versuchen, über Aufklärung der Eltern eine höhere Durchimpfung zu erzielen? Soll bei den Ärzten und Hebammen angesetzt werden?
Oder ist doch eine Impfpflicht für Masern notwendig? Und wenn ja, wie sollte diese umgesetzt werden?“
Der Gesundheitswissenschaftler Joseph Kuhn widerspricht bei Gesundheits-Check:
Kann sein, dass irgendwann die Impfpflicht das letzte Mittel ist. Aber man sollte vorher noch einmal darüber nachdenken, ob man wirklich genug getan hat, um das Thema Masern und Masernimpfung ins Bewusstsein der Leute zu rücken.“
Heute hat der GWUP-Vorsitzende Amardeo Sarma in einem Interview mit diesseits.de seine persönliche Auffassung deutlich zum Ausdruck gebracht:
An einer Impfpflicht, notfalls gegen den Willen uneinsichtiger Eltern, führt kein Weg vorbei. Auch wenn an erster Stelle stets eine umfassende und wissenschaftlich fundierte Information über Nutzen und Risiken steht:
Das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Betroffenen – nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen, die durch eine zu niedrige Impfquote zu Schaden kommen können – muss letztendlich Vorrang haben vor dem Recht der Eltern, ihre ideologischen Spinnereien auszuleben.“
In den USA geht die Debatte mittlerweile sogar deutlich darüber hinaus.
Was ist, wenn eine Mutter ihre vierjährige Tochter aufgrund der längst widerlegten Autismus-Gerüchte nicht gegen Masern impfen lässt und das Mädchen in der Kita ein anderes Kind ansteckt, das noch zu jung für die Schutzimpfung war, und das schließlich an der Masernerkrankung stirbt?
Dieser fiktive Fall liegt der Arbeit
Free to Choose but Liable for the Consequences: Should Non-Vaccinators Be Penalized for the Harm They Do?“
zugrunde, die bereits 2012 im Journal of Law, Medicine and Ethics erschienen ist.
Aufgrund der aktuellen Kontroverse hat das Online-Magazin Slate dieser Tage noch einmal auf den provokanten Aufsatz des Bioethikers Arthur L. Caplan und zweier Ko-Autoren aufmerksam gemacht.
Caplan wirft darin die Frage nach strafrechtlichen Konsequenzen für die impfkritische Mutter auf – und kommt zu dem Schluss, dass die Voraussetzungen dafür durchaus gegeben seien:
The scientifc and legal foundation for bringing charges against non-vaccinators for the harm they do exists.“
Das Slate-Magazin stimmt dem unumwunden zu:
Parents who choose not to vaccinate their kids for reasons of personal belief pose a serious danger to the public. […]
Parents who don’t vaccinate their kids may have the most heartfelt reason in the world: fear for their own children’s safety. But the basis for that fear is simply unfounded, and their decisions are putting other kids directly at risk.
The bottom line is that the government’s interest in protecting children from getting the measles should trump parents’ interest in making medical decisions for their kids.“
Hüben wie drüben ist also einiges in Bewegung.
Auch die Skeptiker werden das Thema intensiv diskutieren und sich gegebenenfalls mit einer offiziellen Position an der öffentlichen Diskussion beteiligen.
Zum Weiterlesen:
- Endangering the Herd, Slate am 13. August 2013
- Free to Choose but Liable for the Consequences: Should Non-Vaccinators Be Penalized for the Harm They Do? J Law Med Ethics. 2012 Fall;40(3):606-11
- „An einer Impfpflicht führt kein Weg vorbei“, diesseits.de am 16. August 2013
- Masernimpfpflicht für Deutschland? Psiram am 16. Juli 2013
- Harmloser Stich, Zeit-Online am 17. Juli 2013
- Ungeimpfte gefährden andere Kindergartenkinder, Psiram am 26. August 2012
- Wie ist das eigentlich mit der Herdenimmunität? Psiram am 8. Januar 2012
- Mit Witz und Betroffenheit gegen aggressive Impfgegner, GWUP-Blog am 11. August 2013
- Vaccine refusers to miss out on $2000 family payments, Sunday Telegraph am 17. August 2013
17. August 2013 um 03:59
Ich kann Amardeo Sarma nur recht geben.
Manchmal muss man Kinder eben auch vor ihren eigene, leicht geistig verwirrten Eltern schützen, und dass hat nichts mit staatlicher Bevormundung zu tun, sondern vielmehr mit gesundem Menschenverstand.
17. August 2013 um 12:15
und wie wäre es mal solche dämlichen hetzer wie den tolzin mal zur rechenschaft zu ziehen ?
denn der ist verantwortlich für die verbreitung absurdester behauptungen und verunsichert eltern zusätzlich.
auch das ist volksverhetzung.
17. August 2013 um 14:39
@diabetiker
Für Volksverhetzung sind die Tatbestandsmerkmale nicht erfüllt: https://de.wikipedia.org/wiki/Volksverhetzung#Tatbestandsmerkmale
Tolzins Dummfug fällt also unter Meinungsfreiheit, auch wenn’s ärgerlich ist.
19. August 2013 um 12:09
Tolzins Schwachsinnigkeiten sind natürlich ärgerlich. Rechtlich klarer ist es aber wenn es um Impfgegnerärzte geht.
Die haben ihre ärztliche Sorgfaltspflicht zu erfüllen. Und die ist ja besondern bei Impfungen besonders leicht zu erfüllen, weil es evidenzbasierte Impfempfehlungen gibt.
Und in Deutschland hat es da ja erst kürzlich gegeben: In Bad Salzuflen hat ein Impfgegnerkind mit Masern Prodromie 6 andere Kinder angesteckt, davon 3 Säuglinge die zu jung für die MMR Impfung waren. 2 dieser Kinder sind inzwischen an der Masernspätkomplikation SSPE verstorben.
Auf der anderen Seite profitieren Impfgegnerkinder durch den Rückgang des Infektionsdruckes (Herd immunity) weil sie dadurch ein geringeres Risiko haben an einer impfpräventablen Infektion zu erkranken.Trittbrettfahrerei nennt man es.
1. September 2013 um 21:47
Eigentlich müsste es strafrechtliche Konsequenzen für Ärzte geben die Kinder impfen. Weil impfen auf lange Sicht Menschen kränker macht als sie nicht zu impfen. Somit ist der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt.
Und deshalb gibt es auch keine vernünftige Studie die auf längere Zeit den Gesundheitszustand von Geimpften mit dem von nicht Geimpften vergleicht, von denen es genug gibt für eine Untersuchung dieser Art. Weil dann genau das rauskommen würde.
Und das Impfsystem zusammenbrechen würde und somit das Milliardengeschäft der Pharmakonzerne empfindlich beschädigt wäre.
15. November 2013 um 17:08
Am kommenden Sonntag (17. November) läuft im Fernsehen eine Sendung zum Thema Impfungen:
„hitec: Impfen – Kleiner Piks mit großer Wirkung
(15.30 Uhr auf 3sat)
16. November 2013 um 09:29
Auf den Link wurde sicher schon mal hingewiesen, aber kann ja nicht schaden es noch einmal zu tun
http://www.scilogs.de/die-sankore-schriften/differenzialgleichungen-f-r-impfgegner/