Wie bereits berichtet, soll die Fernsehsendung der “Science Busters” bei ORF eins im Herbst eingestellt werden. Als Grund werden Sparzwänge genannt.
Die GWUP und ihr österreichisches Pendant GkD richten daher diesen Offenen Brief an den ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz.
Sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Wrabetz,
7 von 10 österreichischen Arbeitgebern haben laut market-Studie Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden“,
heißt es bei report.at.
Der richtig große IT-Fachkräftemangel steht uns erst bevor“,
warnt Helmut Dornmayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw).
Österreichische Unternehmen suchen händeringend nach Ingenieuren“,
schreibt ingenieur.de:
Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) fehlen rund 30 000 Fachkräfte mit fundiertem technischen Background, besonders im Maschinenbau, in der Mechatronik, Elektrotechnik, IT und der Medizintechnik.“
Eine Ärztebedarfsstudie von Ärztekammer, Gesundheits- und Wissenschaftsministerium hat ermittelt, dass …
… Österreich 10.000 Ärzte fehlen.“
Und mehr denn je sei es notwendig,
… das Wissenschafts- und Bildungssystem in Österreich in seiner Gesamtheit zu verbessern“,
mahnt die Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Das sind nur fünf von zahlreichen ähnlich lautenden Schlagzeilen der vergangenen Monate, welche die Zukunftsfähigkeit Österreichs betreffen.
Andererseits …
… ist der Glaube an übergeordnete Mächte und Übersinnliches in der Alpenrepublik tief verwurzelt“,
lesen wir im Standard.
Ja mehr noch:
Österreich ist ein Paradies für Parawissenschaften“,
erklärt die Medizinjournalistin Dr. Krista Federspiel.
Welche Aufgabe, so ließe sich nun fragen, kommt in dieser alarmierenden Situation einer Stiftung des öffentlichen Rechts zu, die zugleich der größte Medienanbieter Österreichs ist?
Natürlich keine andere als die der Wissenschaftskommunikation.
Naturwissenschaftliches Interesse fördern, Begeisterung für Forschung wecken und für Vernunft und kritisches Denken werben sollte das Gebot der Stunde sein.
Was macht statt dessen der ORF?
Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt will das populäre Wissenschaftskabarett „Science Busters“ im Rahmen der Late-Night-Programmzone DIE.NACHT nicht verlängern.
Was für ein erschreckend falsches Signal!
Im deutschen Sprachraum gibt es …
… sonst kein vergleichbares Programm, das seine Zuschauer schlau macht, während es sie unterhält“,
schrieb die Frankfurter Rundschau 2012 über die Science Busters im ORF.
Selten war es für das Österreichische Fernsehen einfacher, seinem demokratiepolitischen Bildungsauftrag nachzukommen, als mit der erfolgreichen und beliebten „Science Busters“-Show:
Es gibt draußen im Universum doch intelligentes Fernsehen. Man muss es nur selbst produzieren.“
Dazu fordern die Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) und die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) den ORF nachdrücklich auf.
Nicht umsonst lautet das Motto der „Science Busters“:
Wer nichts weiß, muss alles glauben.“
Und das wäre fatal in einer Zeit, da intellektuelle Trägheit und latente Wissenschaftsfeindlichkeit zu einer realen Bedrohung für Freiheit, Fortschritt, Innovationsfähigkeit, Wohlstand und Gesundheit werden.
Eine Wissenschaftssendung darf nicht zur taktischen Manövriermasse einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt in einem medienpolitischen Kampf degradiert werden.
Ob mit oder ohne Gebührenrefundierung hat der ORF einen Bildungs- und Demokratieauftrag zu erfüllen:
Die Werte der Naturwissenschaften und die der Demokratie gleichen sich und können in vielen Fällen nicht unterschieden werden“,
schreibt der Physiker und Kabarettist Vince Ebert:
Beide bestehen auf vernünftiges Denken und Aufrichtigkeit. Beide sind an keine privilegierten Positionen gebunden, fördern den freien Austausch von Ideen, unkonventionellen Meinungen und lieben den leidenschaftlichen Diskurs.“
Und zwar eine Leidenschaft jenseits von „Dancing Stars“ und Co.
Zum Weiterlesen:
- Kahlschlag beim ORF: Aus für die Science Busters? GWUP-Blog am 27. Juni 2013
- Neue Facebook-Seite: Rettet die Science Busters, GWUP-Blog am 2. Juli 2013
- „Der ORF muss nicht bei prominenten Geiseln sparen“, derStandard.at am 29. Juni 2013
- Wissenschaftsfreie Abendnachrichten, naklar.at am 17. Juni 2013
15. Juli 2013 um 05:44
aber unsummen für formel 1 ausgeben! und für die „staatskünstler“ ist auch kein geld da. eine schande!
15. Juli 2013 um 09:59
Sehr gut aufgezeigt.
Leider befürchte ich dass auch die „allerrichtigsten“ und besten Argumente die „Zahlengehirne“ im ORF nicht überzeugen können.
Diese Leute, die anscheinend nichts wissen und nur Zahlen glauben müssen, wiegen sich in Sicherheit, da sie ja für die Teilnahme an der allgemeinen Volksverblödung (durch absetzen von guten, lehrreichen Sendungen und promoten von Serien mit tausenden Folgen und nach Intelligenz suchende Shows wie Dancing Stars u.Ä.) nicht belangt werden können und weiter ihre vom Seher bezahlten Supergehälter kassieren werden.
15. Juli 2013 um 16:43
Sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Wrabetz,
für mich sind die Science Busters eine der letzten 3 Sendungen, die ich mir freiwillig und sehr gerne im orf ansehe.
Werden diese abgesetzt, werden Sie mich als Zuseher verlieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Nele Hottowy
15. Juli 2013 um 18:48
Endlich gibt es etwas vernünftig Pädagogisches (nämlich die Science Busters) und dann soll es über den ORF mitsamt seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag abgedreht werden?!?
Ich kann´s nicht glauben, dass man tatsächlich eine Erfolgssendung streichen will.
Mag. Barbara M. Maurer, MAS
15. Juli 2013 um 20:37
Wie schon einmal erwähnt, gibt es noch Servus TV, dem man das Format anbieten könnte. Servus TV ist zwar „Privatfernsehen“, aber die Qualität ist durchaus mit dem Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen vergleichbar. Um Größenordnungen besser als RTL, SAT1 und Co.
15. Juli 2013 um 22:20
In einer Zeit der regelrechten VERSEUCHUNG der Fernsehlandschaft mit Scripted-Reality-Dreck sind die Science Busters für mich eine der wenigen Bergspitzen, die noch aus dem Ozean der Verblödung heraus ragen. Sie abzusetzen ist , wie einem Schiffbrüchigen auf einem Ozean der Verblödung ein Loch in sein rettungsboot zu bohren….
:-(
16. Juli 2013 um 22:39
Wenns die Science busters nicht mehr gibt, sollte ein Nachlass der Gebühren um 23,51€ möglich sein?!
17. Juli 2013 um 08:27
Der Zugang zu den Naturwissenschaften wird spielerisch und niederschwellig, nicht nur für Kinder und Jugendliche durch „Science Busters“ ermöglicht. Ich bin daher dagegen, dass diese Sendung abgesetzt wird, es gäbe viele andere Sendungen,die ich stattdessen absetzen würde. Schließlich hat der ORF auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen!
MFG
Johanna Böhm-Schöller
21. Juli 2013 um 18:15
Für unnötiges „im Kreis fahren“ (© Niki Lauda), für geschobene, fade Fußballspiele, für das Zusehen dürfen bei Stürzen auf der Skipiste, für Dancing Star und ähnlichen Blödsinn ist genügend Geld vorhanden.
Aber jede halbwegs informative Sendung wird abgedreht. Und dafür muss ich Monat für Monat diesem *** Verein GIS Gebühr zahlen. Sollen alle BürgerInnen auf Krone-, Heute- oder Österreichniveau gebracht werden?
Mir kommt oft vor, dies ist erwünscht.