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James-Bond-Spezial 2: Die Sache mit dem Gold

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Fortsetzung von „Die Sache mit den Laserwaffen“

Seit gestern läuft der 23. Bond-Film in den Kinos: „Skyfall“.

Zugleich feiert die Filmreihe ihr 50-jähriges Jubiläum.

Grund genug für eine kleine Serie, bei der wir unseren Rückblick auf die verschiedenen Abenteuer des Nonstop-Helden mit wissenschaftlichen Fragestellungen verbinden wollen.

Die Situation: Am Golde hängt’s auch diesmal. Denn zum Golde drängt’s ihn, den millionenschweren Superverbrecher in „Goldfinger“.

Mit einer „Schmutzigen Bombe“ will Auric Goldfinger die US-Goldreserven in Fort Knox radioaktiv verstrahlen. Damit, rechnet der Schlimmfinger knochentrocken vor, wäre das dort aufbewahrte Edelmetall für die nächsten 58 Jahre nicht zu gebrauchen. Und er reicher als König Midas, wegen der zu erwartenden Hausse am Goldmarkt.

Das sollte unser Agent tun: Reden ist jetzt Gold – gerade dann, wenn man schon an der Bombe angekettet sind. Bond sollte den Mann davon überzeugen, dass sein Plan den betörenden Glanz der Dummheit ausstrahlt.

Wieso? Weil Goldfingers Katastrophenmathematik mit den 58 Jahren nur schwer nachvollziehbar ist.

Eine „Schmutzige Bombe“ ist eine so genannte radiologische Waffe. Also ein konventioneller Sprengsatz, der bei seiner Explosion radioaktives Material in der Umgebung verteilt.

Nehmen wir an, es handele sich um Plutonium. Dann wäre die Halbwertszeit (die Zeitspanne, in der die Strahlungsintensität einer radioaktiven Substanz auf die Hälfte abgeklungen ist) rund 10 000 Jahre. Bei Uran noch viel länger, allerdings ist Uran so schwach radioaktiv, dass man erhebliche Mengen davon benötigt, um überhaupt eine nennenswerte Strahlung zu erreichen.

Biologisch wirklich bedenklich wäre sowohl das eine als auch das andere wohl nur dann, wenn man Original Danziger Goldwasser (ein Gewürzlikör, der traditionell geringste Mengen Gold enthält) oder essbares Blattgold aus dem verstrahlten Edelmetall herstellen wollte. Denn ihre hochgiftige Wirkung entfalten Plutonium oder Uran nur dann, wenn die radioaktiven Schwermetalle mit kontaminierter Nahrung oder Trinkwasser oral aufgenommen oder in Form von Aerosolen oder Dämpfen inhaliert werden.

Die Strahlenwirkung ist dagegen sehr gering. Beide Elemente geben nur Alpha-Strahlung ab, die bereits auf kürzester Distanz absorbiert wird und nicht einmal ein Blatt Papier durchdringen kann, geschweige denn unsere Haut.

Wenn die Bombe unseres vom Gold besessenen Superkriminellen nur Druck, aber wenig Hitze entwickelt, wäre die Kontamination zudem nur an der Oberfläche der Goldbarren und ganz simpel durch Putzen zu beseitigen.

Stellen wir also noch ein paar Behälter Propan daneben, dann brennt das radioaktive Material wenigstens in die Oberfläche ein. Aber auch dann bräuchte ein Spezialunternehmen wie etwa Umicore oder Heraeus nur kurze Zeit, um das Gold zu reinigen. Denn alle langlebig radioaktiven Substanzen, die für das Vorhaben unseres kriminellen Möchtegern-Genies in Frage kämen, sind unedle Metalle, die sich in einem Schmelzverfahren problemlos zu Salzen umwandeln und so von Edelmetallen wie Gold abtrennen lassen.

In einigen Online-Communities wird erwähnt, dass Goldfinger radioaktives Cobalt für sein teuflisches Vorhaben verwenden will. Und Cobalt-60 hat immerhin eine Halbwertszeit von nur etwa fünf Jahren.

Dennoch gilt für Cobalt-60 dasselbe wie für Plutonium oder Uran: Eine oberflächliche Verschmutzung ließe sich abputzen, und eingeschmolzenes Kobalt würde spätestens im normalen Edelmetallrecycling abgeschieden. Dass die Recyclinganlage dabei radioaktiv belastet würde und bei starker Strahlung von Robotern bedient werden müsste, würde man angesichts des Goldwertes sicherlich in Kauf nehmen.

Immerhin kommt man mit der Halbwertszeit von Cobalt-60 und der alten Faustregel „Zehn Halbwertszeiten” (also Abklingen der Strahlung auf 1/1024 des ursprünglichen Wertes) halbwegs in die Nähe von Goldfingers 58 Jahren, nach denen sich das Problem von selbst erledigt hätte.

Aber wie ginge es richtig?

Um das Gold durch und durch zu kontaminieren, müsste man es entweder komplett schmelzen (dafür wären Unmengen Brennstoff im Goldlager erforderlich) oder es entweder mit einer Neutronenquelle oder einem Ionenbeschleuniger beschießen. Da die entsprechende Apparatur ja auch noch transportabel sein soll, käme dafür eigentlich nur eine klassische Atombombe in Betracht – die indes viel schwieriger zu beschaffen und zur Explosion zu bringen ist als eine relativ einfach herzustellende „Schmutzige Bombe“.

Und selbst wenn: Gold hat nur ein stabiles – also im natürlichen Gold vorkommendes – Isotop: Gold-197 (Isotope sind Atomkerne desselben Elements mit gleicher Anzahl von Protonen, aber verschiedener Zahl von Neutronen). Beschuss mit Neutronen würde das Goldisotop 197 in Gold-198 umwandeln, das mit einer Halbwertszeit von unter als drei Tagen in das stabile Quecksilber-198 zerfällt.

Das heißt, vielleicht jedes Milliardste Goldatom oder noch weniger würde sich nach Neutronenaktivierung in Quecksilber umwandeln, womit die Verunreinigung weit unterhalb der Menge an anderen Spurenelementen wäre, die man „purem“ Gold so findet, etwa Silber, Kupfer und Platin. Auch eine Atomexplosion führt also nicht zu langlebig instabilen Zuständen. Gold ist nicht dauerhaft aktivierbar.

Dies umso mehr, da Zerfallsprozesse immer zu einer exponentiellen Abnahme der Strahlung führen, für die man überhaupt kein Enddatum angeben kann. Man könnte zwar das Erreichen eines Grenzwerts vorhersagen, aber der wäre für jeden einzelnen Goldbarren wegen der unterschiedlichen Lage (und somit unterschiedlicher Strahlendosis) anders.

Kurz und gut: Für Nuklearphysik hat auch der größte Superschurke nicht gerade ein goldenes Händchen.

Hinzu kommt, dass die Goldreserven (von denen die größten gar nicht in Fort Knox, sondern im Keller der Federal Reserve in Manhattan lagern) ja in der Regel kaum bewegt und schon gar nicht weiterverarbeitet werden. Eine vorübergehende Verstrahlung solcher Reserven hätte auf den Goldmarkt also wohl eher psychologische Effekte.

Kein Wunder, dass in der Romanvorlange von Ian Fleming aus dem Jahr 1959 Goldfinger das Gold einfach stehlen und nicht verstrahlen will.

(Fachliche Beratung: Dr. Holm Hümmler)

 Teil 3: Die Sache mit dem Flugzeugfenster

Zum Weiterlesen:

  • Bernd Harder/Claudia Preis: Der Bond-Appeal. Knaur-Verlag, München 2008
  • Metin Tolan: Geschüttelt, nicht gerührt – James Bond und die Physik. Piper-Verlag, München 2010
  • Lois H. Gresh/Robert Weinberg/Joachim Körber: Die Wissenschaft bei James Bond. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2008
  • Was James Bond mit Wissenschaft zu tun hat, Die Welt am 3. Juni 2009
  • Ein Quantum Wissenschaft, Spiegel-Online am 2. Januar 2009
  • Glänzende Verstecke: Wo die Goldschätze liegen, Tagesspiegel am 28. Oktober 2012
  • James Bond und die Wissenschaft: Gerührt oder geschüttelt? GWUP-Blog am 24. Oktober 2009

3 Kommentare

  1. Hallo,
    Interessant ist auch das angesprochene Stehlen von Gold. Wiegt doch 1m^3 Gold 19 Tonnen. Eine Europalette hat fast einen qm Grundfläche. Ein Meter hoch gestapelt könnte ein großer Truck gerade mal 2 davon transportieren. Eine Kiste voll Gold in Piratenfilmen kommt bei einer Packungsdichte von 66% kommt immer noch auf über 10 Tonnen, wird aber immer von 2 Piraten fortgetragen.

  2. @Huebi: Ich nehme an, deshalb haben die Drehbuchautoren eine Unwahrscheinlichkeit (das Gold stehlen und abtransportieren) gegen eine andere Unwahrscheinlichkeit (Gold verstrahlen) getauscht …

  3. Ich verstehe die Diskussion gar nicht.

    Schon mal überlegt das dass Gold „ein Gesicht“ hatte aber es gar nicht um das Gold ging, sondern um das Gebäude wo es gelagert wurde – wer ein bisschen Fantasie besitzt kommt von allein drauf und hält sich nicht mit solchen Erklärungen auf.

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