gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Homöopathie wirkt, wenn man ihr einen Preis verleiht

| 11 Kommentare

Studie zeigt: Verbesserung der Lebensqualität von Tumorpatienten unter homöopathischer Behandlung“,

meldete die Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) am 25. Juni.

Homöopathie verbessert Lebensqualität von Tumorpatienten“,

machte einen Tag später das Hamburger Abendblatt aus dieser Verlautbarung, während sich die homöopathische Klinik „Clinica Santa Croce“ in der Schweiz gar zu der Behauptung verstieg:

Wissenschaftlicher Nachweis über Wirksamkeit der Homöopathie.“

Was war geschehen? Und weshalb wurde nicht sogleich das Nobelpreiskomitee über diese Sensation informiert?

Weil das Ganze bloß die übliche Homöopathen-Luftnummer war.

Wo es keine Belege gibt, müssen eben faule PR-Tricks, Stiftungsprofessuren und schillernde Preisverleihungen herhalten, um eine Scheinwelt zu erzeugen.

So auch diesmal: Eine Studie, die im Grunde nichts über Homöopathie aussagt, wird von der Hufelandgesellschaft mit einem „Forschungspreis“ geadelt – und schon „belegt“ sie einen „Anstieg der Lebensqualität in der integrativen Onkologie“.

Dass dem mitnichten so ist, steht heute ausführlich bei Spiegel-Online zu lesen:

Wie Homöopathie plötzlich Krebskranken hilft.“

Alles in allem illustriert die Story einmal mehr den Glauben unserer Huschi-Fuschi-Freunde an die Kraft der Verdünnung: Je dünner die Argumente, desto stärker die Einbildung, dass trotzdem etwas dran sein muss.

Zum Weiterlesen:

  • Verwirrung um Forschungspreis: Wie Homöopathie plötzlich Krebskranken hilft, Spiegel-Online am 19. Juli 2012

11 Kommentare

  1. Die Verstrickungen sind für Außenstehende so unübersichtlich, dass die Hintermänner bei uninformierten Menschen so mal wieder ein gewisses Vertrauen für die Homöopathie erzeugt haben.

    Nur gut, dass es diesen Blog der Skeptiker gibt. Durch die hier zahlreichen Artikel und Kommentare werden auf diese Art und Weise immer mal wieder Anhänger hoffentlich dazu motiviert, sich über Argumente der Skeptiker zu informieren.

    Schade, dass sich viele ältere Menschen ihre Informationen nur aus „kommerziellen Zeitungen & Zeitschriften“ besorgen können oder unterschwellig mit forcierten Berichten getäuscht werden. Selbstverständlich gibt es auch anspruchsvolle Tageszeitungen – aber ich denke momentan eher an die bildungsfernen Menschen, die sich irgendwelche Blöd-Zeitungen kaufen und kein Internet haben, um solche Blogs wie den der Skeptiker zu entdecken.

  2. Beim Lesen des SPON-Artikels muss spätestens bei dieser Stelle

    „Ein Team von deutschen und Schweizer Wissenschaftlern um Michael Rostock hat eine Studie mit 639 Patienten durchgeführt, die entweder eine auf Homöopathie spezialisierte Klinik oder ein konventionelles Krebszentrum besuchten.“

    jedem Leser klar sein, dass bei dieser „Studie“ nichts anderes herauskommen kann als eben dies:

    „Krebskranke, die in eine homöopathisch ausgerichtete Klinik gehen, unterscheiden sich von Krebskranken, die dies nicht tun.“

    Das hat ja noch nicht einmal das Niveau der sog. Versorgungsforschung, wie sie von „Prof.“ Witt in Berlin betrieben wird.

  3. Liest man den kurzen Hintergrundartikel zur Studie im Spiegel (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/a-845092.html) wird es auch interessant. Die – duchaus sinvolle – Methodik wird dort ein wenig genauer beschrieben:

    Sie suchten in den verschiedenen Gruppen Zweierpaare von Patienten, die sich so ähnlich sind, dass sie sich direkt miteinander vergleichen lassen. Kriterien dafür waren Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, die Schwere der Krankheit (Karnofsky-Index), Art und Grad des Tumors, Vorkommen von Metastasen sowie die bisher erfolgten Behandlungen.

    Gute Idee, …

    Aber: Es konnten nur elf Paare gebildet werden. „Das reicht für eine vergleichende Studie nicht aus“, stellen die Forscher am Anfang ihres Fachartikels klar.

    Immerhin: Die Forscher haben das am Anfang ihres Artikels klargestellt. Der Preis mag deshalb durchaus verdient sein. Gab’s da nicht irgendwelche Globuli gegen Leseschwäche? Sollte man der Homöopathielobby mal empfehlen …

  4. Im Forum bei SPON geht mal wieder die Post ab: Meine Lieblingszitate:

    von hman2
    „Klarer Fall: An den Zuckerkügelchen. Keine milliardenteure Forschung, Rohstoff nahezu kostenlos, unbegrenzt lagerfähig. Das sind Gewinnspannen wie im Drogenhandel oder im Casino-Banking.“

    oder:

    Zitat von Cthulhu1979

    „BTW, Homöopathie bedeutet, dass die USA den Krieg gegen den Terror gewonnen haben, indem sie Osama Bin Ladens Leiche ins Meer geworfen haben …“

  5. Der folgende Link hat zwar nichts direkt mit dem Artikel “Homöopathie wirkt, wenn man ihr einen Preis verleiht” zu tun, aber irgendwie dachte ich beim Lesen, Deutschland verbiegt sich immer mehr. Zumindest hat ein Gericht nun endlich mal wieder die Notbremse gezogen. Aber die Industrie denkt sich immer wieder Neues aus. Gibt es eigentlich noch „saubere“ Unternehmen? Sicher, die gibt es. Aber inzwischen – so empfinde ich das – gelten Verstöße nicht als Ausnahme, sondern eher als die Regel. Oft mit der dämlichen Ausrede „Aber das machen doch alle…“!

    http://www.test.de/Irrefuehrende-Werbung-mit-Testsiegel-Gericht-bestaetigt-Hoeffner-Werbung-unzulaessig-4422720-4422722/

  6. Homöopathie wirkt, wenn man ihr einen Preis verleiht – Diese Aussage ist aber bedingt richtig, dadurch verbessert man die Bedingungen für einen „Placebo-Effekt“ … das kann man eigentlich relativ einfach erklären:

    Die Schamanen machen allerlei „Hokuspokus“ und bei den Regenwald-Indianern scheint es zu helfen. Ihre Autorität bekommen sie von den Ahnen, diese werden von den Indianern sehr respektiert (um kurz auszuholen, dort gelten die „Ältesten“ als Respektspersonen und die „Ahnen“ sind noch eine Stufe höher) … der Ganze rituelle „Hokuspokus“ schafft eine gute Grundlage für den „Placebo-Effekt“. Hier sollte man auch einmal erwähnen, daß der „Placebo-Effekt“ nichts „Negatives“ ist, sondern es sind unsere Selbstheilungskräfte, die wir schon hatten, als es noch keine Ärzte gab.

    Die optimistische Grundhaltung ist nur deshalb notwendig, da eine Heilung Energie kostet – wenn man sorglos ist, dann kann man sich eine Heilung „leisten“, werden die Ressourcen aber für anderes gebraucht, z.B. „Flucht“, „Nahrungsbeschaffung“, dann muß der Körper mit der Heilung warten.

    Das erklärt auch das Phänomen, daß manche im Urlaub krank werden – da hat der Körper die Ruhe sich zu kurieren. Husten, Schnupfen, Fieber usw. sind ja Abwehrmechanismen

  7. http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~bruhn/WernerDissKomm.html

    Gleiches Spiel, anderer Spielplatz; die Homöopathen haben ihren Leipziger Supergau erfolgreich verdrängt.

  8. Was bei der Studie eine Rolle spielen könnte, aber schwer mit zu erfassen ist, ist die Pflege in der Klinik.

    Oft sind solche Kliniken gut ausgestattet, künmmern sich im Schnitt vermutlich besser um die Patienten, als dies im üblichen Klinikalltag der Fall ist, womöglich gibt es noch andere stützende Maßnahmen. gerade bei krebs, dessen behandlung sich lange hinzieht, und sich erst nach beträchtlicher Zeit herausstellt, ob es eine Heilung gab – so dass psychische Belastungen eine große Rolle spielen, sind dies Faktoren, die durchaus ernst zu nehmen sind. Die damit verbundene Verbesserung des Allgemeinbefindens wird dann möglicherweise auf die eingenommenen Globoli zurückgeführt.

    Es ist ja schon irritierend wie sehr sich Homöopathie-Befürworter an wackeligste Nachweise klammern, nach dem es ja nun viele abschlägige Studien gab. Aber eigentlich stützend sind die vielen, die sie nutzen ohne sich Gedanken zu machen oder sich zu informieren, was sie eigentlich tun.

    Passt nicht ganz, aber geht in die gleiche Richtung:

    Artikel im Spiegel zu Jagd auf Nashörnern, die in der traditionellen chin. Medizin Verwendung finden, weil man glaubt, das heile.
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/spiegel-tv-jagd-auf-afrikas-nashoerner-a-845321.html

  9. Was ich immer nett finde, ist das unser verdünnten Freunde sich über die Geldgier der Pharmaindustrie,… aufregen, aber selber keine Probleme für wirkungslose Behandlungen und Medikamente Geld zu nehmen. Wenn es wenigstens die Pflicht gäbe,dass alle Homöopathen Psychoterapeuten wären. Dann hätte das wenigsten den Sinn der niedrigen Einstiegsebene

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.