Wie wirkt Homöopathie?“,
fragte dieser Tage neckisch BR-alpha.
Nun ja – gar nicht, wie wir schon x-mal ausgeführt haben.
Und der Punkt dabei ist nicht mal, dass wir etwas „noch nicht wissen“, wie die Helden vom Bayerischen Rundfunk meinen – sondern dass wir sehr gut wissen, dass und warum das Zuckerzeug Humbug ist.
Völlig überflüssig also, die Sendung Aussage für Aussage zu sezieren.
Nur den schönsten Satz wollen wir hier kurz würdigen: nämlich die Behauptung, dass homöopathische Hochpotenzen mehr Photonen ausstoßen.
Sicher: Wenn die Augen eines Globuli-Gläubigen angesichts eines Fläschchens mit Hochpotenzen leuchten, könnte ein Teil des Lichts von der Glasoberfläche reflektiert werden …
Und bevor jetzt die Huschi-Fuschi-Fans den Kommentarbereich entern:
Ja, wir wissen, dass eine Wasserprobe, wenn man sie kräftig schüttelt, dank der zugeführten kinetischen Energie ein klein wenig wärmer wird und entsprechend mehr Infrarotstrahlung abgibt.
Dafür spielt es aber keine Rolle, ob es sich um eine Hochpotenz-Lösung handelt oder um reines Lösungsmittel.
Zum Weiterlesen:
- Was hat die GWUP gegen Homöopathie? GWUP-Blog am 1. Februar 2011
- Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
9. Mai 2012 um 20:56
Urgh, das war ja grausam. Sogar die Quantenmechanik haben sie wieder mal gequält ääh bemüht! Ein tolles Werbefilmchen für die Homöopathie, und das noch auf Kosten der Gebührenzahler :(
9. Mai 2012 um 21:05
@trixi:
Oder http://ratioblog.de/entry/sieben-legenden-der-homoeopathie:
Wenn die Behauptung des Wassergedächtnisses nicht mehr überzeugt, dann wird gerne die Quantentheorie als Grundlage der Homöopathie herangezogen, und davon insbesondere das Phänomen der Quantenverschränkung. Spätestens an dieser Stelle werden die meisten Laien abschalten und die hochtrabende Erklärung akzeptieren.
Quantenverschränkung existiert tatsächlich. Zwei oder mehr Teilchen können in einer Art miteinander verbunden sein, dass sie nur als Gesamtsystem zu sehen sind. Befindet sich eines der verschränkten Teilchen in einem seiner möglichen Zustände (z. B. bezüglich Polarisation oder Spin), dann befindet sich das andere Teilchen zwangsweise nicht im gleichen Zustand. Die Messung des Zustands der Teilchen wird immer verschiedene Ergebnisse für beide Teilchen haben.
Diese Prosabeschreibung von Verschränkung hat gewisse Ähnlichkeit mit den Grundideen der Homöopathie (Gleiches mit Gleichem heilen; Wirkungsumkehr durch Verdünnung). Damit enden aber schon die Gemeinsamkeiten. Zwei Teilchen können miteinander verschränkt sein, wenn sie z. B. im gleichen subatomaren Prozess gemeinsam entstehen. Ein einfaches Verschütteln mit Wasser erzeugt keine Verschränkung. Ebenso ist zwar bei einer Messung der Teilchen immer ein komplementäres Ergebnis zu sehen, aber es ist nicht vorhersehbar oder gar steuerbar, welches der Teilchen welchen Zustand einnimmt. Dies widerspricht der Behauptung der Homöopathie, eine gezielte Wirkung beim Patienten zu haben. Und zum Dritten gelten die Aussagen der Quantentheorie für subatomare Systeme oder bestenfalls kleine Moleküle, jedoch nicht für komplexe, makroskopische Systeme wie einem menschlichen Körper.
Langer Rede kurzer Sinn: Auch die Quantentheorie bietet nichts, was die Homöopathie plausibel machen könnte.
9. Mai 2012 um 23:21
Der Beitrag ist so schlecht, unerträglich. Die wohlwollende Besprechung hier ist sicherlich nett, aber der Beitrag des BR ist unkritisch, unwissenschaftlich und pseudo-offen. Dass Ärzte ohne rot zu werden sich trauen esoterisch-magische Verfahren als super geeignet zu verkaufen, ist eigentlich schon Skandal genug. Wie soll man einem Mediziner eine fundierte Urteilsfähigkeit attestieren, der die Kritik an der Homöopathie nicht zur Kenntnis nimmt, ignoriert oder schlimmer nicht versteht.
10. Mai 2012 um 00:33
…ich kann mich „Kurt Barlow“ anschließen, wenn zb. bei den Rutengängern ein Dipl. Ing. einen Vortrag hält, dann ist alles „wissenschaftlich“ abgesegnet und der „normal-gebildete“ Rutengänger hat eine „wissenschaftliche“ Bestätigung. Wenn dann doch noch etwas, von Seiten der Wissenschaft, gegen das Rutengehen gesagt wird, dann sind es halt welche, die der „Pharma-Lobby“ hörig sind.
Wenn es so wäre, daß homöopathische Hochpotenzen, mehr Photonen aussenden würden, was würde das bestätigen? Heilen uns Photonen? Das wäre genauso ein Unfug, wie die Lichtnahrung.
10. Mai 2012 um 03:26
Frau Karin Lenger (Biochemikerin in der Sendung) sprach von Photonen als Informationsträger. Durchaus richtig, bloß so beliebig würde ich den begriff Information nicht einsetzen wie Frau Lenger es hier an der stelle tut. ein Photon trägt die Information über seinen eigenen Zustand z.B. die Energie die ihn hervorgebracht hat. daraus kann man dann Rückschlüsse über die Energiequelle ziehen die ihn emittiert hat. er kann aber nicht den Zustand eines gesamten Moleküls einer Substand transportieren, die im dem Wasser umher schwamm aus dem er entstammt. in dem Fall wäre die Information zu Komplex. die Bindungsenergien zwischen den einzelnen Atomen des Moleküls, die gesamten Spins der Atombestandteile usw. Komplexe Informationen lassen sich mittels Photonen erst dann übertragen wenn sie in bestimmten Mustern geordnet und ausgesendet werden. dann müssen sie aber vom Empfänger mit geeignetem Lesealgorithmus wieder sinnvoll zusammengesetzt werden damit die Information lesbar wird. und das ordnen von Informationen in Muster kostet wiederum Energie… von selbst tut so eine Potenziere Substanz nicht. Sie ist da zu gar nicht in der Lage… schlicht deswegen, weil sie kein Bewusstsein besitzt um Photonen in komplexe Informationsmuster zu ordnen.
sehe ich zumindest so :)
10. Mai 2012 um 07:29
Die kurz eingeblendete Grafik für die Photonenemission finde ich als Statistiker natürlich besonders genial :P
Da werden nicht vergleichbare Proben in ein Diagramm geschmissen um einen großen Unterschied zu suggerieren (oberes Linienpaar zu unterem Linienpaar) :P
Wenn ich nicht wüsste dass das auch im Marketing und Finanzreporting gängige Praxis ist würde ich ja lachen ;)
Die Sendung eignet sich jedoch durchaus wunderbar als Grundlage für eine Runde Bullshit Bingo oder zum gemeinsamen Lachen mit Freunden falls man genug Humor aufbringen kann.
10. Mai 2012 um 19:06
Also, wenn ich das mit den Photonen richtig durchschaue, hat das doch einen großen Vorteil: Die Globuli-Fläschchen leuchten im Dunkeln, und zwar umso heller, desto C hoch X. Also kann man die gesamte Straßenbeleuchtung durch kleine Globuli-Fläschchen ersetzen, das spart doch massiv Geld. Keine LSA-Lampen mehr, kein Strom mehr nötig. Tolle Idee, ich bring grad mal meinen waffenfähigen Urin weg und mach dann eine Geschäftsidee draus….
11. Mai 2012 um 21:04
@Statistiker
…aber nur, wenn die Photonen in einem Frequenzbereich des „sichtbaren Lichtes“ schwingen. Natürlich kann es sein, wenn man eine „Superpotenz“ erzeugt, daß diese die Straßenbeleuchtung ersetzen kann. Ich bin ein Neuling in der Homöopathie, müßte man dafür nicht ein bisschen Dunkelheit „einfangen“ und daß dann „potenzieren“, um „Licht“ zu erhalten?
12. Mai 2012 um 20:05
So lange man gegen den Schiet nicht wieder und wieder vorgeht, lernen weder die „Wissenschafts“redakteure noch das Publikum das. Wenn es da jedesmal hageln würde hinterher, würden sie sich vielleicht überlegen, ob schlechte Recherche, Unwissenheit, Wurschtigkeit und Nachgeplappere DEN Stress wert sind.
Aber leider sind da die Scharlatanerie-Anhänger wesentlich besser aufgestellt: Die machen einfach den üblichen shitstorm und dann knicken sogar die Öffentlichen oftmals ein. Ohne konzertierte Aktionen diskutiert man jeder dieser Sendungen einzeln nach, ärgert sich einen Wolf – bis zum nächsten Mal.
Es gibt Möglichkeiten, sich da zu wehren. Man muss sie nur nutzen wollen.
13. Mai 2012 um 07:28
@Ralf
Da könntest Du recht haben. Die Fläschen mit dem Homöpathikum Sol (Sonnenstrahlen) leuchten jedenfalls nicht, siehe:
http://www.apotheke-homoeopathie-kraeutertee.com/de/pages/homoeopathische-arznei-homoeopathie-sol-7212-16-0.aspx?q=
14. Mai 2012 um 12:17
@Christian
bei den Sonnenstrahlen gefällt mir der folgende Satz zur Herstellung am Besten:
„Milchzucker wird konzentrierten Sonnenstrahlen ausgesetzt und mit einem Glasstab gerührt, bis Sättigung erreicht ist“
Das würde ich mir gerne ‚mal live ansehen … … insbesondere, wie die Sättigung des Milchzuckers festgestellt wird …
14. Mai 2012 um 19:19
Wenn ich so ein Fläschchen mit „gesättigten Sonnenstrahlen“ neben meinem Nachtlager stehen habe, welchen Lichtschutzfaktor brauche ich dann?
Und sind die inneren Verbrennungen heilbar, wenn ich diesen Mist zum Kaffeesüßen benutze?????
14. Mai 2012 um 22:50
@Christian
…ich bin dabei nach dem „Simsalabim-Prinzip“ (similia similibus curentur) – (sprecht das einmal inbrünstig vor Euch hin, dann ähnelt es sehr alten mystischen Zaubersprüchen), also: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“. Wenn ich Dunkelheit heilen will, also „Licht“ (wenn man „Licht“ als das Gesunde und Dunkelheit als das Kranke definiert) haben will, dann muß ich doch irgendetwas dunkles dafür verwenden. Vielleicht etwas „Schwarzerde“(Melanchthon)?
Am besten, man sucht Gothic-Freaks und nimmt ihnen ihr Fläschchen mit „Friedhofserde“ ab…jeder Grufti, der was von sich hält, hat so was bei sich…;-)