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Skeptiker 2/2011: Aberglaube im Klassenzimmer

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Gerade mal eine gute Woche ist es her, seit die GWUP-Konferenz in Wien mit einem Besucherrekord zu Ende ging.

Ist die österreichische Hauptstadt also eine Metropole des kritischen Denkens? Eine differenzierte Betrachtung legt eine jetzt in der Fachzeitschrift Science & Education veröffentlichte Studie nahe.

Die Autoren Dr. Erich Eder, Katharina Turic,  Dr. Norbert Milasowszky, Katherine Adzin und Prof. Andreas Hergovich befragten dazu über 2000 Wiener Gymnasiasten über ihre Einstellungen zu religiösen Glaubens- und modernen Aberglaubensvorstellungen. Die teils überraschenden Ergebnisse fasst Koautor Dr. Erich Eder im aktuellen SKEPTIKER 2/2011 folgendermaßen zusammen: 

 „Wer glaubt, scheint auch abergläubischen Inhalten gegenüber anfälliger zu sein.“

 Die gute Nachricht: Insgesamt sind die Schüler weniger abergläubisch, als Eder und seine Kollegen angenommen hatten. US-amerikanische Studenten erreichen bei entsprechenden Befragungen durchaus höhere Werte – österreichische Psychologiestudenten übrigens auch (!).

Allerdings glauben von den befragten Gymnasiasten mehr als 30 Prozent an den Teufel und über ein Viertel an Hellsehen, Zauber, Hexerei sowie Kontakte mit Verstorbenen. Mehr als ein Drittel stimmen den Lehren des „Intelligent Design“ zu – während die Zustimmung zur Evolutionstheorie über alle Jahrgangsstufen gleichmäßig im Bereich von schlappen 50 Prozent dümpelt. Ein Fünftel glaubt an Seelenwanderung, Wiedergeburt und Zukunftsdeutung durch Horoskope. An die klassischen Themen der New-Age-Esoterik also.

Esoterik als Ersatzreligion einer säkularisierten Generation? Genau das ist eben nicht der Fall, wie die Forscher zur eigenen Überraschung herausgefunden haben. Im Gegenteil: Es sind gerade die Anhänger der traditionellen Religionen, die auch an Geister, Telepathie & Co. glauben.

SKEPTIKER 2/2011 ist ab sofort erhältlich. Wie immer mit vielen aktuellen Berichten, Meldungen und Lesetipps.

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

2 Kommentare

  1. Wenn ich an meine eigene Schulzeit denke, dann sind die im Artikel erwähnten Prozentangaben eigentlich nichts Beunruhigendes. Auch früher glaubte jedes Kind an irgendetwas (bei uns waren Reinkarnation, Geisterkram und sonstige angeblich unerklärlichen Phänomene modern). Trotz fehlender schneller Aufklärungsmöglichkeiten (wer ist schon in eine Bücherei gegangen und hat das Thema überprüft?) entwickelten sich die mehr oder weniger losen „Aberglauberen“ kaum weiter. Irgendwann mit zunehmendem Jugendlichenalter verloren die sich dann von selbst.

    Ich denke, das wird heutzutage nicht anders sein. Was ich allerdings damals schon vermisst habe und sich bis heute nicht geändert hat, ist der fehlende Wille der Schulen (oder der dafür zuständigen Politik), nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch das Verfahren den Schülern beizubringen, wie man Wissen überprüft und von Aberglauben abgrenzt. Dem wird meines Erachtens immer noch zu wenig Bedeutung zugemessen.

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