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Wenn’s dem Homöopathen die Sprache verschlägt

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Schon blöd, wenn man jahrlang gewohnt war, majestätisch herumschwurbeln zu können – und plötzlich kommen da so böse Skeptiker und verlangen seltsame Sachen wie „Belege“ oder „Wirksamkeitsnachweise“.

Dazu sagt man als Homöopath besser nix – dachte sich anscheinend Professor Michael Frass, als er unlängst von profil befragt wurde.

Zitat:

Michael Frass, Präsident des Dachverbands für Ganzheitsmedizin und Leiter der Spezialambulanz Homöopathie bei Krebserkrankungen am Wiener AKH, lehnt es ab, in einem Artikel vorzukommen, wo sich „diese medizinfremden so genannten Skeptiker über Homöopathie auslassen dürfen“. Er selbst, sagt Frass, verspreche dafür, niemals ein Hochhaus zu konstruieren. „Denn davon verstehe ich ebenso wenig wie diese Leute von Medizin.“

Von sinnfreien Vergleichen kann der Herr Professor zwar nach wie vor nicht lassen. Aber immerhin hält er mittlerweile einfach mal den Mund, anstatt sich um Kopf und Kragen zu reden und anschließend zerpflückt zu werden, zum Beispiel hier und hier oder hier und hier.

Und unter uns gesagt: Frass tut auch besser daran, denn „diese medizinfremden so genannten Skeptiker“ setzen sich zu fast einem Drittel aus Medizinern zusammen – vom niedergelassenen Facharzt über Uni-Dozenten bis hin zum Medizinwissenschaftler.

Und möglicherweise schwant dem zweiten Vizepräsidenten der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie ja auch irgendwo tief drin, dass sein eigene Fachkompetenz bei weitem nicht ausreicht, um die medizinische Nullnummer Homöopathie beurteilen zu können.

Der „Science Buster“ Werner Gruber bringt das in besagtem profilArtikel (hier das pittoreske Cover) schön auf den Punkt:

Mediziner sind halt meist keine Naturwissenschafter, sondern haben einen eher handwerklichen und intuitiven Zugang zu ihrem Beruf.“

Intuition kann richtungsweisend sein – muss aber nicht.

Und deshalb spielen zahlreiche unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen in eine objektive Sichtweise der Homöopathie und ihres behaupteten Wirkmechanismus hinein – darunter etwa Psychologie, Wahrnehmungsforschung, Chemie und Physik.

Und genau diese Interdisziplinarität der GWUP ermöglicht ihr die Betrachung eines bestimmten Phänomens (wie zum Beispiel der Homöopathie) aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln heraus. Und unter Vermeidung des Tunnelblicks hochspezialisierter Teilbereiche der Wissenschaft.

Darüber hinaus liegt die Stärke von Organisationen wie der GWUP gerade in der Unabhängigkeit von akademischen Hierarchien, Verbänden, Interessengruppen, Klienten, Forschungsgeldern oder Subventionen, um die „hauptberufliche“ Homöopathen, Parapsychologen etc. unentwegt kämpfen – und dafür entsprechende „Ergebnisse“ produzieren müssen.

Oder kurz gesagt: Eine Methode, deren Marketing sie gerne als eine Art Naturheilkunde ausgibt, die aber allen Gesetzen eben dieser Natur zuwiderläuft (zit. nach Andreas Seche), hat allenfalls am Rande etwas mit Medizin zu tun.

Zum Weiterlesen:

3 Kommentare

  1. Das Niveau von Herrn Frass lädt geradezu zum Fremdschämen ein. Studien zu lesen und zu bewerten gehört zum Handwerkszeug eines jeden Wissenschaftlers. Mediziner gehören übrigens nicht dazu, die meisten jedenfalls nicht, die nicht zusätzlich forschend unterwegs sind. Und dass im Medizinstudium besonders viel Wert auf Statistik und Studiendesign gelegt würde, wäre mir neu. Brauchts ja auch nicht. Ein Arzt soll in erster Linie Kranke behandeln. Insofern wieder mal ein grandioses Eigentor von Herrn Frass.
    Nein, man muss kein Obstanbauspezialist sein, um die Äpfel an einem Apfelbaum zählen zu können.

  2. Guter Beitrag und völlig auf den Punkt.
    Es ist mehr als erfreulich, dass die Homöopathen nicht mehr nur in ihren Praxen Schwurbeln können, sondern in der Öffentlichkeit sich der Kritik stellen müssen. Das wird über Kurz oder Lang die Homöopathen in die Esoterik-Ecke bringen.

    Bedenklich ist noch die naive Unterstützung von studierten Hochschulmedizinern. Ich verliere immer mehr den Respekt vor Ärzten und Apothekern, bzw. vor deren Verständnis von Wissenschaft; vielleicht ist das auch gut, dass sie immer weniger Götter in Weiß sind.

  3. Der Vergleich von Herrn Frass ist in diesem Zusammenhang tatsächlich ziemlich einfältig.

    Wenn schon, dann so:

    http://medizynicus.wordpress.com/2011/04/12/medizin-demokratie-und-bauingenieure/

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