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Panther, die letzte

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So langsam können wir die diesjährige „Panther“-Akte wieder schließen.

Nachdem es bei der „Verstehen Sie Spaß?“-Sendung am Samstagabend live aus Trier bloß um eine Vogelspinne ging und nicht etwa um eine freilaufende schwarze Raubkatze (wie einige Trierer im Vorfeld der Sendung gemutmaßt hatten), flaut die Hysterie ab – so wie bei allen „Panther“-Sichtungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einheimischer freier Wildbahn.

Und allmählich rudert auch die Lokalpresse – wenn auch widerwillig – zurück:

Eine Treibjagd am Wochenende rund um Morscheid, bei der allerdings etwa Wildschweine im Visier standen, brachte auch keine neuen Erkenntnisse. Diese Jagd war von langer Hand vorbereitet und hatte grundsätzlich nichts mit dem Panther zu tun. 
Hätten Teilnehmer das schwarze Phantom dabei zufällig gesichtet, hätten sie es erlegen dürfen. Der Panther tauchte jedoch nicht auf.“

Na, wer hätte das gedacht? Und weiter:

Er (gemeint ist ein Jäger namens Werner Taube; Anm. d. Autors) hält es zudem auch für wahrscheinlich, dass das Tier bereits weitergezogen ist. „Ein Panther“, so Taube, „ist ein Tier, dass ein großes Streifgebiet hat und sich nicht irgendwo niederlässt.“ 
Das Wild in den Wäldern zeigte jedenfalls kein auffälliges Verhalten, was darauf hindeute, das die Großkatze sich nicht mehr hier in der unmittelbaren Nähe aufhalten dürfte.“

Zwar ist es schon als reichlich kurios anzusehen, dass selbst Fachleute anscheinend noch immer von der realen Existenz einer Großkatze im Ruwertal ausgehen – aber immerhin. (Was tatsächlich passiert, wenn ein Raubtier die Gegend unsicher macht, kann man übrigens derzeit in Bayern anschaulich verfolgen.)

Nur die tapfere Volksfreund-Reporterin hält stoisch an der Unfehlbarkeit ihrer Sinneswahrnehmung fest und beschwört noch einmal ihre gar schauderbare Begegnung mit der Bestie herauf:

Es ist gut, dass die Behörden aufgehört haben, den Panther, der zuletzt mehrfach im Ruwertal gesehen wurde, als Phantom abzutun. Denn natürlich stellt eine derart große Raubkatze eine potenzielle Gefahr dar. Zumal sie keine Scheu vor Menschen zu haben scheint: Als ich dem Tier vergangenen Mittwoch im Morscheider Wald begegnet bin, ist es nicht weggelaufen, sondern in geringer Entfernung ganz ruhig sitzen geblieben. Allerdings ohne dabei angriffslustig zu wirken.“

Aha. Natürlich wollen wir hier keinesfalls eine Kollegin um eine tolle Story bringen – aber wundern dürfen wir uns natürlich, etwa über die zahlreichen selbst eingestreuten Widersprüche in ihrem aktuellen Kommentar:

Noch nicht einmal Schafe oder andere Haustiere scheint er gerissen zu haben. Sonst hätte sich nach dem Medienrummel der vergangenen Woche längst jemand gemeldet, der etwas Derartiges zu berichten hätte.“

Eben. Den einzig vernünftigen Schluss daraus zu ziehen – das indes kommt Journalisten wohl nicht in den Sinn. Schade eigentlich, denn auch Mythen und Wandersagen, etwa von großen schwarzen Raubkatzen, können durchaus spannende Artikel ergeben, wie der Focus vormacht.

Und so dürfen wir uns schon heute auf die Fortsetzung der „Panther“-Geschichte freuen. Demnächst, irgendwo in Deutschland.

Zum Weiterlesen:

  • Hund, Katze, Panther? SZ-Online am 12. November 2009
  • „Jäger sollten die Finger gerade halten“, SZ-Online am 26. Oktober 2010
  • Mythen von Monstern: Großbritanniens Riesenkatzen, Süddeutsche Zeitung vom 14. Januar 2009
  • Streit um Panther-Jagd, Welt-Online am 27. Oktober 2010

4 Kommentare

  1. Ich komme aus der Panthergegend und hielt es bisher angesichts der ‚Beweislage‘ für zwar unwahrscheinlich, aber doch nicht unmöglich, dass dort so ein Tier rumläuft. Wenn ich aber heute lese, dass Leute eine Katze(!) mit einem Panter verwechseln, dann wird mir so langsam klar, dass da nichts dahinter ist.

    Gruß

  2. @Skepsis: Vielen Dank für den Hinweis!

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