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Der Schwindler und seine Wundermaschinen

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Eins muss man Mr. John Keely (1837-1898) aus Chester, Pennsylvania, lassen: Mit dem Gewöhnlichen gab sich der selbsternannte Erfinder nicht ab: Es musste schon eine Wundermaschine werden. Ein Motor, der bei minimalem Energieverbrauch immense Antriebskraft liefert – beinahe ein Perpetuum mobile. Behauptete Keely jedenfalls.

Tatsächlich fanden einige Zeitgenossen seine Pläne überzeugend. Insgesamt fünf Millionen Euro pumpten die Investoren im Laufe der Jahre in das Projekt – allerdings ohne ihr Geld je wiederzusehen oder gar den erträumten Wundermotor zu bekommen.

Dabei hatten sie eigentlich von Anfang an Grund zum Misstrauen, mag man sagen. Wie heißt es doch so schön: „Wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr.“ Aber Keely war ein geschickter Handwerker und ein begnadeter Selbstdarsteller dazu. Er führte seinen Geldgebern eindrucksvolle Wundermaschinen vor, quasi als Vorgeschmack auf zukünftige, noch genialere Konstruktionen. Die angeblichen Funktionsprinzipien hüllte er freilich in undurchdringliche Wortnebel, so Klaus Schmeh, der sich im aktuellen SKEPTIKER auf die Spuren des historischen Schwindlers begibt:

„So schwadroniert er von einer Theorie der sympathischen Schwingungen, von einer vibrierenden Harmonie des Weltganzen, von einer Physik der Liebe, vom Gesetz der harmonischen Vibrationen und vom Gesetz der chemischen Morphologie.“

Zwar zeigten sich Zeitschriften wie der Scientific American mehr als skeptisch, und die  Wissenschaftler Addison Burk und Alexander Scott kamen Keely sogar auf die Schliche. Das ganze Ausmaß seiner Schwindelei offenbarte sich jedoch erst nach seinem Tod, als man bei der Untersuchung der Maschinen auf schlichte Federkonstruktionen und Druckluft-Tricks stieß.

Wie so oft in der Geschichte der Pseudo-Technologie, ließen sich die eisenharten Anhänger auch diesmal nicht von den Tatsachen beirren. Einer von ihnen war Rudolf Steiner, bekannt als Begründer der Anthroposophie. Noch Jahre, nachdem der Schwindel aufgeflogen war, erklärte er die Maschinenwunder durch „jene treibende Kraft, die aus dem Seelischen hervorgeht und Mechanisches in Bewegung setzen kann“.

Bis heute sind einige Enthusiasten von den Ideen John Keelys überzeugt. Und suchen unverdrossen nach den unerschöpflichen Energiequellen, die ihr Idol seinerzeit anzapfte…

Mehr lesen Sie im SKEPTIKER 3/2010.

SKEPTIKER 3/10 erscheint Anfang September. Wie immer mit vielen Berichten, aktuellen Meldungen und Lesetipps.  

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

5 Kommentare

  1. „Tatsachen“ im Zusammenhang mit Rudolf Steiner ist schrill … seit wann muss sich der Hellseher Rudolf Steiner an „Tatsachen“ halten? Siehe:

    http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-detlef-hardorp-lautsprecher-der-anthroposophie/

    „Waldorfschule: Physik vom Hellseher

    (…) Rudolf Steiner soll schon sechs Jahre vor Erwin Schrödinger (Nobelpreis für Physik 1933) die nach ihm benannte Gleichung erfunden haben. Dr. Detlef Hardorp, bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg und Anthroposoph zur Rolle Rudolf Steiners als Wissenschaftler: (…)

    (…) Rudolf Steiner (1861–1925) promovierte 1891 mit der schlechtmöglichsten Note „rite“ in Philosophie; die 1894 versuchte Habilitation scheiterte. Um 1900 kam er in Kontakt mit Helena Petrovna Blavatskys esoterischer „Theosophie“. Von 1902 bis 1912 leitete Steiner die deutsche Sektion der „Theosophischen Gesellschaft“, die er 1912/13 abspaltete und unter dem Namen „Anthroposophie“ neu gründete.

    Steiner ist nach eigener Aussage Hellseher. Er behauptet, in der „Akasha-Chronik“, einem allumfassenden „Geistigen Weltengedächtnis“ im „Äther“ lesen zu können. Steiner erklärt: „Erweitert der Mensch auf diese Art [d.h. durch Steiners Anthroposophie] sein Erkenntnisvermögen, dann ist er (…) nicht mehr auf die äußeren Zeugnisse angewiesen. Dann vermag er zu S C H A U E N , was an den Ereignissen nicht sinnlich wahrnehmbar ist (…).“ Die Anthroposophie schöpft damit aus esoterischen, okkulten Quellen, die für Nicht-Anthroposophen reine Fiktion sind. (…)“

  2. Es darf und muß geschwindelt werden, früher wie heute: Wo Rudolf Steiner ins Spiel kommt, ist Schwindel und Betrug nicht mehr weit, in diesem Jahr kapriziert sich die dreiste Kunst des anthroposophischen Täuschungsmanövers insbesondere auf das Kunstmuseum Wolfsburg und seine aktuellen Ausstellungen:

    http://www.steinerimbrett.wordpress.com/2010/08/16/da-täuschen-sie-sich

  3. Also ich verstehe die Aufregung nicht. Es ist doch bekannt, dass das US-Patentamt fast allem seinen Stempel gibt, vom Perpetuum Mobile bis zur Fliegenden Untertasse. N.B. Auch die deutsche Kollegen haben meinens Wissens in der frühen Nachkriegszeit alles patentiert, was ihnen auf dem Schreibtisch kam, da man möglichst schnell die Sachen abarbeiten musste, die im Krieg liegen geblieben waren, d.h. man prüfte nur die formale Korrektheit einer Patentanmeldung.

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