Zugegeben: Vitamin C hat schon einmal eine entscheidende Rolle bei einer Verschwörung gespielt – an der womöglich nicht nur das Schicksal beteiligt war.
Wir reden vom Jahr 1954, genauer gesagt dem WM-Finale. Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft sensationell gegen den haushohen Favoriten Ungarn obsiegte. Gleichwohl es in der Vorrunde gegen denselben Gegner eine 3:8-Niederlage gesetzt hatte.
Wie war diese unglaubliche Leistungssteigerung möglich? Konnte das noch mit rechten Dingen zugegangen sein?
Wer weiß. Und wenn die Fußball-Gemeinde erst mal eine Verschwörung wittert, macht sie vor nichts mehr Halt. Entscheidende Tore, Medienberichte, schlechte Schiris – fast jedes Spiel liefert mehr als genug Material für Leute, die überall Strippenzieher und Betrüger sehen. Umso mehr das sagenumwobene „Wunder von Bern“.
Doping, raunte vor ein paar Jahren ein TV-Magazin. Und wirklich: In der Halbzeitpause des Endspiels wurden Helmut Rahn, Fritz Walter und Kollegen Spritzen gesetzt. Nur Vitamin C, beteuerte der damalige Mannschaftsarzt Professor Franz Loogen. Sonst nichts.
Sonst nichts? Was soll das denn heißen?
Während die meisten Mediziner und Wissenschaftler schon froh wären, wenn ihnen der Nachweis gelänge, dass Vitaminpräparate schwere Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Krebs wenigstens um ein paar Jahre aufschieben können, gibt es einen, der solchen Produkten fast magische Wirkung zuschreibt. Inklusive eines Marketingkonzepts mit integrierter Böse-Mächte-Verschwörungstheorie.
Grund genug also für die Skeptiker, sich auch mit dem Thema „Nahrungsergänzungsmittel“ zu beschäftigten. Dazu gibt’s einen neuen Themeneintrag von Lebensmittelchemiker und GWUP-Vorstandsmitglied Dr. Jochen Bergmann und Skeptiker-Chefredakteurin Inge Hüsgen.
Auch Stephen Barrett und Victor Herbert von der amerikanischen Verbraucherschutzorganisation Quackwatch haben sich mit den unseriösen Geschäftspraktiken einiger Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen beschäftigt. Ihre Zusammenstellung finden Sie hier. Ein Auszug daraus:
1. Sie empfehlen ausnahmslos jedem, die Ernährung mit Nahrungsergänzungsmitteln „abzusichern“.
Die meisten Wundermittelverkäufer reden uns ein, dass Vitaminmangel allgemein verbreitet ist und deshalb zur Sicherheit Ergänzungsprodukte eingenommen werden sollten. Manche behaupten, dass es schwierig oder sogar unmöglich sei, den Vitaminbedarf allein über die Nahrung zu decken. Ihre Argumentation könnte man – auf ein anschauliches Beispiel übertragen – so zusammenfassen: „Ihr voll funktionsfähiger Ofen kann jederzeit explodieren, und deshalb sollten Sie ihn unbedingt durch ein neues Produkt ersetzen.” Quacksalber werden niemals sagen, wer ihre Produkte nicht braucht.”
Zum Weiterlesen:
- Bernd Harder: Elvis lebt – Lexikon der unterdrückten Wahrheiten. Herder-Verlag, Freiburg 2010
- Zu viel des Guten ist schlecht für die Leber, Welt-Online am 2. November 2010
2. September 2010 um 10:06
Ich finde es erschreckend, dass man teilweise Vitamine und Nahrungsergänzungen aufnimmt, ohne es überhaupt zu wissen – wo das nicht alles drin ist!
Zumal doch inzwischen auch schon nachgewisen wurde, dass diese Präparate sogar schädlich sein können?
mfg Conni
11. Juni 2014 um 12:35
arme Conni
lass dich bitte schnell gegen Skeptiker-Overkill impfen
mfg georg
11. Juni 2014 um 13:15
Ganz besonders up-to-date in der Alternativ-Branche ist derzeit wieder die „Orthomolekulare Medizin“, die hochdosierte Vitamin-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel anbietet.
Auch ein riesiges Geschäft für Apotheken und den Apotheken-online-Bestell-Versandhandel.
Zitate (Auszüge, Wikipedia):
„Rechtliches[Bearbeiten]
In Deutschland haben nur wenige Vitaminpräparate eine Zulassung als Arzneimittel. Die anderen werden als Nahrungsergänzungsmittel verkauft, für die die Werbung keine Hinweise auf eine vermeintliche arzneiliche Wirkung enthalten darf[20] und hohe, möglicherweise toxische, Dosen unzulässig sind. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz, sondern dem Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch.[21]
Viele Patienten kaufen daher Präparate von ausländischen Versandhändlern, die über das Internet erreichbar sind. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten nicht.“
„Die orthomolekulare Medizin (griechisch ορθός, orthós, richtig; molekular, aus lat. für „Baustein“) ist eine maßgeblich von Linus Pauling beeinflusste alternativmedizinische Methode.[1] Im Mittelpunkt steht die hochdosierte Verwendung von Vitaminen und Mineralstoffen zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten. Einen Nachweis der Wirksamkeit dieser Methode gibt es bisher nicht.[2][3][4]“
http://de.wikipedia.org/wiki/Orthomolekulare_Medizin
Dazu auch bei Psiram (Zitat; 1. Abschnitt):
„Worum geht es? Die orthomolekulare Medizin verwendet Vitamine in hoher Dosis zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten, darunter auch psychische Krankheiten. Insbesondere gegen Herzerkrankungen, Krebs und Schizophrenie soll orthomolekulare Medizin (auch „Megavitamine“ genannt) wirken.
Was sind die Fakten? Eine Wirksamkeit wurde in mehreren Studien an Tieren und Menschen nicht nachgewiesen. Dagegen gibt es durchaus Nebenwirkungen, z.B. kann die Einnahme von zuviel Vitamin C Nierensteine erzeugen. Auch in der „orthomolekularen Psychiatrie“ gibt es keinen Wirksamkeitsbeleg. Der Nobelpreisträger Linus Pauling (bis 1994) und der deutsche Arzt Matthias Rath sind die Vertreter der orthomolekularen Medizin. Die orthomolekulare Psychiatrie wurde von Carl C. Pfeiffer (bis 1979) vertreten.
Was ist davon zu halten? Linus Pauling hat sich geirrt, das zeigen die Studien. Matthias Rath stellt medizinisch unhaltbare Behauptungen auf. Pfeiffers mangelhafte Studien wurden widerlegt. Nur weil man Vitamine zum Leben braucht, bedeutet das eben nicht, dass viel Vitamine besonders viel Gutes bewirken.
Vorsicht: Versäumen Sie keine anerkannte Therapie, um sich „orthomolekular“ zu behandeln!“
http://www.psiram.com/ge/index.php/Orthomolekulare_Medizin
Besondere Beachtung sollte die Warnung finden:
„Vorsicht: Versäumen Sie keine anerkannte Therapie, um sich „orthomolekular“ zu behandeln!“
11. Juni 2014 um 17:28
Meine Praxisassistentinnen achten schon lange penibel darauf, dass sich unter die regelmässig bei mir in der Praxis erscheinenden Pharma-Referenten kein Vertreter der Pseudomedizin mogelt.
Vor 2 Jahren gelang es dann allerdings doch einem Vertreter einer Firma für orthomolekularmedizinische Produkte (Firma „Burgerstein), zu mir vorzudringen. Ich habe ihm seine angeblichen Studien mit Genuss filettiert und ihn dann ziemlich schnell wieder hinauskomplimentiert.
Seitdem hat er keinen weiteren Versuch gestartet, bei mir nochmal vorzusprechen.
Manchmal machen solche Termine doch auch mal Spass.
21. April 2016 um 13:43
„Künstliche Vitamine sind ein Milliardengeschäft. Ob gesunde Menschen sie wirklich brauchen, ist umstritten. Die Industrie steuert darum geschickt die öffentliche Meinung.“
http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-04/vitamine-wirkung-gesundheit-risiko-pharmaindustrie-lobbyarbeit