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Jürgen Windeler und das IQWiG: Wie prüft man Therapieeffekte?

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Einen spaßigen (oder vielleicht eher bezeichnenden) Leser-Kommentar gab’s bei Spiegel-Online zur Ernennung von Prof. Jürgen Windeler als neuem Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG):

… dann möchte ich gerne wissen, auf welchen Kriterien seine [Windelers]evidenzbasierte Medizin denn beruhen soll oder was seine evidenzbasierte Medizin zum Kriterium des Beweises hat.“

Kein Problem, da helfen wir doch gerne weiter. Schon vor zwei Jahren hat Windeler im Deutschen Ärzteblatt seinen Standpunkt ausführlich erläutert und kritische Evaluation zum „Wesensmerkmal ärztlichen Handelns“ erklärt. Ein Auszug aus dem Beitrag:

Die Resultate von RCT [Randomisierte kontrollierte Studien] widersprechen oft der unmittelbaren klinischen Erfahrung. Der günstige Spontanverlauf von Erkrankungen, die selektive Symptomschilderung durch Patienten und die selektive Wahrnehmung von Ärzten, der Arztwechsel von unzufriedenen Patienten und damit ein unvollständiges Follow-up, eine verzerrte Erinnerung und anderes mehr tragen dazu bei, dass im Versorgungsalltag Therapieeffekte oft zu positiv eingeschätzt werden. Die Versorgungspraxis gibt also ein tendenziell geschöntes Feedback …

Aderlässe und Klistiere für jegliche Beschwerden, Bettruhe bei Rückenschmerzen, zu großzügig verordnete kardiale Antiarrhythmika, Schonung des Herzkranken – RCT waren und sind das aufklärerische Instrument, um Vorurteilen und gefährlichen Praktiken zu begegnen. Ärzte müssen nachweisen, dass die von ihnen vorgeschlagenen Behandlungen nachweislich mehr nutzen als schaden. Dies lässt sich nur mit wissenschaftlich validen Studiendesigns belegen, mit RCT an prominenter Stelle. Diese kritische Evaluation wird damit zu einem zentralen Definitionskriterium eines verantwortungsvollen therapeutischen Handelns.“

Die Volltextversion ist online und findet sich hier.

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