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Turiner Grabtuch: Die Mär von der falschen Datierung

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So so, morgen, am heiligen Sonntag, schaut sich auch der Papst mal das Turiner Grabtuch an.

Aus diesem Anlass gewährt uns kath.net einen Einblick in das neue Märchenbuch des Vatican Magazin-Herausgebers Paul Badde. „Licht aus der Dunkelkammer“ ist der Leseauszug überschrieben, in welchem der (damals noch nicht) heilige Petrus das leere Grab Jesu inspiziert.

Was er darin findet, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

Denn nun fing sich das leise Licht in dem schattigen Dunkel vor den Füßen Petri in etwas Unbestimmtem, wie sich Wind in einem Strauch fängt. Es schimmerte bronzen. Hätte es auf der Bank bei den anderen Tüchern gelegen, hätte das erste Morgenlicht es nicht erfassen können.

Auf der Bank mit den Tüchern blieb alles im Schatten. Nur auf dem Boden konnte Petrus etwas sehen. Das Tüchlein auf dem Boden war das „Schweißtuch“ Christi, zart wie gewebter Atem und so fein, dass Petrus es auch nicht gesehen hätte, hätte es flach auf dem Boden gelegen.

Doch es war gewickelt, gebunden, gefaltet oder zusammengelegt. Es lag nicht plan da. Es war leicht wie eine Engelsfeder, als Petrus es aufhob, entfaltete und gegen das Licht des Eingangs hielt. Was denn sonst?

So muss er es gehalten haben, nicht in die dunkle Kammer hinein, sondern gegen das Licht. Es war aber ein Lichttuch. Es reagiert auf Licht.“

Allmächtiger! Dagegen ist ja sogar „I am Airen Man“ noch direkt lesenwert.

Apropos Märchenstunde: Auch bei der „Servus TV“-Talkrunde zum Turiner Grabtuch am vergangenen Donnerstag mit GWUP-Vorstand Amardeo Sarma nahmen es nicht alle Teilnehmer so genau mit der Wahrheit.

„Jemand“ behauptete da doch ganz dreist (und zwei andere stimmten ihm zu), die Experten von der Uni Oxford hätten sich mittlerweile von den Ergebnissen der Radiocarbon-Datierung des Tuches distanziert beziehungsweise zugestanden, dass diese fehlerhaft sei.

Seltsam nur, dass Professor Christopher Ramsey von der Oxford Radiocarbon Accelerator Unit davon gar nichts weiß und auf GWUP-Anfrage auf diesen Link verweist, mit dem persönlichen Hinweis, dass er zwar grundsätzlich die Hypothese von der fehlerhaften Datierung des Grabtuchs durch eine Verunreinigung des Stoffes nicht ausschließen könne – dass es aber erstens keinerlei Hinweise auf eine Kontaminierung solchen Ausmaßes gebe und zweitens auch Experimente mit hochkonzentriertem Kohlenmonoxyd zu keiner Veränderung der Datierung bei Objekten aus Leinen geführt hätten:

It is important to realise, however, that only if some enriched contaminant can be identified does it become credible that the date is wrong by 1000 years. As yet there is no direct evidence for this – or indeed any direct evidence to suggest the original radiocarbon dates are not accurate.“

Dann wünschen wir dem Papst erst mal gute Reise nach Turin. Am 13. Mai ist Benedikt übrigens in Fatima, zum Jahrestag der Marienerscheinungen. Ich fliege morgen schon hin, um mit einem TV-Team eine kritische Dokumentation über die angeblichen „Erscheinungen“ von 1917 zu drehen.

Demnächst mehr dazu. Und bis die Tage.

Zum Weiterlesen:

  • Eine „Spurensuche“ nach dem Turiner Grabtuch in Deutschland, GWUP-Blog am 9. Mai 2015

Ein Kommentar

  1. Die Altersbestimmung des Turiner Grabtuchs, durchgeführt von 3 qualifizierten Instituten auf 2 Erdteilen, ergab ein Alter des Grabtuchs um 1300 n.C. +- etwa 40 Jahre. Wenig Unterschiedliches ergab die Bewertung der Bewerder,

    Dem ist sachlich wenig hinzuzufügen, allerdings gibt es seitdem endloses Geschwurbel um falsche Fakten, ohne dass jemand seine Vorwürfe irgendwie sachlich bestätigt.

    Da können sich Mönche Jahrhunderte in geheimen Stollen vergraben, die Pollen oder sonst was auf dem Textil finden, das immer absolut wahre Wort des Heiland anrufen, es ist nur eine blindwütige hilflose Show. <

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