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Homöopathische Leichenbehandlung

| 2 Kommentare

Ich habe nichts gegen seltsame Bestattungsriten. Wie könnte ich auch – schließlich kann ich heute noch einen eher unbekannten Frank-Zander-Song aus der guten alten Zeit auswendig mitsingen:

„Tu doch meine Asche in die Eieruhr, stell mich auf den gold’nen Nachttischschrank. Ich bin dann stets bei dir und meiner Eieruhr, und riesel vor mich hin mein Leben lang! “

Herrlich. Muss man gehört haben.

Auch dass Leichenbestatter kein leichter Job ist, ist mir seit dem frühen Zombie-Heuler „Night Life“ völlig klar.

Richtig abgefahren aber wird es, wenn beides zusammenkommt – so wie dieser Tage im Bestatterweblog, einer durchaus nicht uninteressanten Seite zu Themen wie Beerdigung, Trauer, Tod. Diese Woche erreichte den Betreiber eine Anfrage, die seither unter der Überschrift „Homöopathische Leichenbehandlung“ gelistet ist. Das kuriose Begehr des Ratsuchenden:

Nach meinem Tod möchte ich nur mit homöopathischen Präparaten behandelt werden, also nur Produkte auf pflanzlicher Basis. Ich will keinesfalls mit Mitteln und Substanzen aus der Industrie vollgepumpt werden. Wird so etwas überhaupt von Bestattern angeboten?“

Selten, aber doch möglich: Ich bin sprachlos.

Wirkt Huschi-Fuschi-Medizin also nicht nur „auch bei Kindern und Tieren“, sondern sogar bei Toten? Wer könnte das überprüfen? Das Nobelpreiskomitee? Anubis? Orpheus in der Unterwelt?

Und was heißt hier „natürlich“? Meint der oder die Fragende damit vielleicht so Zeug wie „anus bovii“ (na ja, „Kuh-Arsch“), „placenta humana“ (menschlicher Mutterkuchen) oder gar „excrementum caninum“ (original Hundekot) oder was die Hahnemann-Schamanen sonst noch so im Angebot haben?

Wir wissen es nicht. Auch nicht der arme Betreiber vom „Bestatterwebog“, der sich indes cool aus der absonderlichen Affäre zieht. Ein paar Zitate:

Du müsstest Dir also zunächst einmal klar darüber werden, was Du überhaupt willst bzw. was Du nicht willst.“

Ich habe derzeit aber keine Vorstellung davon, welchen Unterschied es machen würde, würde man einen toten Körper nun mit diesem oder jenem behandeln.“

Davon einmal abgesehen werden Verstorbene nicht mit ‚Chemie vollgepumpt‘, zumindest nicht grundsätzlich.“

Allenfalls beim Einbalsamieren käme dieser Gedanke in Betracht, aber das Einbalsamieren hat sich in Deutschland glücklicherweise noch nicht als Standard durchgesetzt.“

Gut, nehmen wir mal an, der oder die Fragende hat selbst keine Ahnung, wovon er/sie eigentlich redet, kann, wie so viele, „homöopathisch“ und „natürlich“ nicht auseinanderhalten und wünscht sich vielleicht einfach nur eine ökologisch korrekte Beisetzung – dann bräuchte man für all diese Fragen nicht zwingend einen „Homöopathologen“ herbeizuziehen, wie einer der über 40 Kommentatoren launig empfiehlt.

Sollte es indes wirklich um Homöopathie gehen, stünden wir vor gänzlich neuen Überlegungen und wissenschaftlichen Herausforderungen. Zwei Beispiele aus den Stellungnahmen zu dem Beitrag im „Bestatterweblog“.

  • „Wie ist das eigentlich, wenn man Leichen homöopathisch behandelt. Werden die wieder wach, wenn man zwei nebeneinander legt? Gleiches mit Gleichem und so, Ihr versteht schon.“

Oder:

  • „Die Homöopathie würde nicht Tod mit Toten behandeln, sondern mit etwas, was einen Todes-Zustand auslöst. Mit einer homöopathischen Menge Zyanid jeden Morgen sollte ich eigentlich unsterblich sein.“

2 Kommentare

  1. Immer wieder köstlich auf was für abstruse Ideen Menschen doch kommen.
    Leider ist die „Wirksamkeit von Homöopathie“ Diskussion eine, die ich täglich als Kinderarzt mit den Müttern meiner Patienten führen muss.
    Ich erspare mir meist die Diskussion, da Homöopathie mehr Religion als eigenständige Entscheidung auf Basis von (vielleicht noch mangelndem) Wissen ist.

    M.S.

  2. „Wie könnte ich auch – schließlich kann ich heute noch einen eher unbekannten Frank-Zander-Song aus der guten alten Zeit auswendig mitsingen!“

    Wenn es Frank Zander nicht gäbe, müsste man ihn erfinden!
    Übrigens auch privat und hinter den Kulissen ein ganz lieber Kerl.

    Frank Zander ist voller Energie, Tatendrang und neuer Ideen. Dass manche seiner Ideen von Kollegen schamlos kopiert werden, ist beschämend. Ganz hemmungslos bewerte ich das Verhalten von Costa Cordalis, der auf übelste Weise die Idee mit dem „Persönlichen Geburtstagslied auf CD“ kopierte.

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