Gestern waren wir beim Thema „Riesenviecher“ – passend dazu gibt’s heute Abend auch „Godzilla“ bei ProSieben. Leider bloß die amerikanische Version von 1998.
„Size does matter“, beschwor Regisseur Roland Emmerich vor zehn Jahren die Fans: „Auf die Größe kommt es an!“ Kommt es nicht.
Das japanische Trampeltier ist Kult, weil in den 28 Filmen von 1954 bis 2004 offensichtlich ein Darsteller in einem extrem schweren Latexkostüm durch eine Pappmaché-Landschaft taumelt und dabei einen langen Schwanz hinter sich herzieht, der aussieht wie eine halb aufgeblasene Luftmatratze.
Emmerichs Godzilla ist schuppig, hart – und seelenlos. Kühl kalkuliertes Angeber-Kino. Tröstlich, dass die US-Echse in „Godzilla – Final Wars“ vom echten Godzilla ohne viel Federlesen in den Orkus geschickt wird.
Aber auch von derlei geschmäcklerischen Feinheiten abgesehen, ist der Spruch „Size does matter“ falsch, wenn es um haarige, schuppige oder schleimige Monster geht, die von Filmemachern meist ins Riesenhafte phantasiert werden.
Dass es auf der Erde ein gigantisches Reptil wie Godzilla oder einen Affen á la King Kong von der Größe eines Hochhauses gibt, verhindert allein schon die Schwerkraft, erklärte Bild der Wissenschaft 1998 in aller Ausführlichkeit.
Denn: Wenn man sich einen Gorilla um das Zehnfache vergrößert vorstellt und die Proportionen beibehält, bedeutet dies, dass die Abmessungen – Länge, Breite und Höhe – um das Zehnfache wachsen. „Das Volumen dieses Riesen stiege entsprechend mit der dritten Potenz an und würde das Gewicht auf das Tausendfache erhöhen.
Die Querschnittsfläche der Knochen, die das Gewicht tragen, würde aber nur quadratisch zunehmen, also um das Hundertfache wachsen. Der Druck würde sich demnach bei einer Verzehnfachung aller Abmessungen ebenfalls verzehnfachen. Ergebnis: King Kong könnte nicht etwa zehnmal schneller laufen als sein kleiner Bruder, sondern er würde schon nach dem ersten Schritt zusammenbrechen.“
Auch eine Fliege von einem Meter Größe würde am Boden kleben wie ein Felsklotz: „Die Flügelflachen hätten sich zwar um das Zehntausendfache vergrößert, dafür aber wäre das Insekt um eine Milion Mal schwerer geworden.“
Die Monsterechse Godzilla könnte in Wirklichkeit ebenfalls nicht buchstäblich in den Himmel wachsen: „Denn mit zunehmender Größe wandert der Schwerpunkt eines Körpers nach oben. Ein großes Lebewesen, das sich auf zwei Beinen fortbewegt, benötigt daher einen feinen Gleichgewichtssinn und motorische Fähigkeiten, damit es nicht stürzt.
Außerdem braucht es ein Herz, das noch den höchsten Punkt – normalerweise das Gehirn – mit Blut versorgt.
Große Tiere laufen daher meist auf vier Beinen. Damit ist einerseits ihre Körperachse horizontal ausgerichtet, was die Pumpleistung des Herzens weniger beansprucht, und andererseits haut sie nichts so leicht um.“
Ach ja, und falls jetzt einer fragen sollte, was Tarantula und Godzilla eigentlich genau mit der GWUP zu tun haben: Beide Monstergiganten waren ein Thema beim legendären Filmquiz anlässlich des ersten „Publikumstags“ bei einer GWUP-Konferenz – in Würzburg, vor fünf Jahren.
War spaßig. Könnte man mal wieder machen.
Zum Weiterlesen:
- Jörg Buttergeit, Rainer Engel: Japan – Die Monsterinsel. Godzilla, Gamera, Frankenstein & Co. Martin Schmitz Verlag 2006.
- Bernd Harder: Der anschmiegsame Duschvorhang. Alltagswissenschaft vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Droemer Knaur 2007.
19. Oktober 2009 um 09:09
Ja, aber Godzilla ist ja keine einfache Echse, kein Dinosaurier, sondern ein mythisches Wesen. Deswegen ja auch „God“zilla. :-)
19. Oktober 2009 um 15:08
Godzilla made in USA ist sowieso doof. Aber dank Eures Fernsehtipps weiß ich jetzt, daß am Freitag „Raumpatrouille Orion“ läuft. Und dagegen ist bei allem angemessenem Skeptizismus nichts einzuwenden gelle? :D