Das Wetter ist wieder kühler geworden, aber beim Joggen kommt man auch jetzt noch ordentlich ins Schwitzen. Was gibt es da Schöneres als klares, kühles Wasser? Jetzt noch die Musikanlage an, ein altes Album von Iron Maiden in den CD-Player und …
„Halt!“,
würde da wohl Masaru Emoto voll Entsetzen ausrufen. Emoto nämlich vertritt die Ansicht, dass Heavy Metal „gesundes“ Wasser „krank“ macht. Gesund sind nach Emoto Quellwasser und solches, dem man klassische Musik vorgespielt hat. Wer mit Mozart & Co. partout nichts am Hut hat, kann auch nett mit seinem Wasser sprechen oder Zettelchen mit Wörtern wie „Liebe“ usw. unters Glas legen. Das hat dieselbe Wirkung: Beim Gefrieren bildet es symmetrische Kristalle, während Metal-beschalltes oder mit unfreundlichen Wörtern bedachtes Wasser bloß hässliche Brocken zustande bringt.
Klingt ganz schön abgedreht, oder? Das findet auch der Chemiker Dr. Helge Bergmann, der sich gründlich in der Parallelwelt der Wasser-Esoterik umgesehen hat. Einer Welt, in der man es mit der unabhängigen Überprüfung nicht so genau nimmt, sich aber trotzdem gern aus dem Vokabular der Wissenschaftler bedient. Vor allem, wenn es ums Verkaufen von teuren Produkten geht. Wie sollen Laien da den Unterschied erkennen?
Als Antwort schrieb Helge Bergmann ein ganzes Buch über Wasser-Esoterik. Das Wichtigste hat er für die kommende Ausgabe des SKEPTIKER zusammengestellt.
In seinem Beitrag verrät Bergmann unter anderem, wie Kaufinteressierte wacklige Argumentationen und diverse Werbetricks entlarven. Nicht nur bei Wasser-Schwurblern beliebt ist das Schlagwort „wissenschaftlicher Beweis“. Wie man sich den zusammenzimmert, ohne auch nur entfernt mit Wissenschaft in Berührung zu kommen, hat Prof. Ulrich Berger bekanntlich auf der Wiener GWUP-Konferenz erklärt.
Nun kann geschultes Verkaufspersonal bekanntlich äußerst hartnäckig sein. Für solche Fälle rät Wasser-Experte Helge Bergmann: Cool bleiben, auch wenn der Firmenvertreter das Verkaufsgespräch noch so sehr in Richtung Vertragsabschluss puscht. Legen Sie das Werbeblatt mit den begeisterten Kundenzitaten weg, und verlangen Sie stattdessen Referenzadressen in der Umgebung. Kritisches Nachfragen vor Ort lohnt sich! Fordern Sie außerdem ein paar Liter des „verbesserten“ Wassers an, um es zuhause in aller Ruhe zu testen – etwa darauf hin, ob sich die im Werbematerial berichteten positiven Wirkungen wirklich einstellen. Auch ein Geschmackstest kann nicht schaden – am besten im Doppelblindversuch mit mehreren Personen.
Wenn es nicht klappt, wie beschrieben, muss dies nicht an Ihnen liegen,
weiß Bergmann zu beruhigen. Sicher, Sie müssen sich von Hoffnungen auf das Wundermittel verabschieden. Ein vergleichsweise kleines Übel, denn
Manche Enttäuschung über fehlende Wirkung und verlorenes Geld könnte damit vermeidbar werden.
Mehr lesen Sie im SKEPTIKER 3/2011, der in der zweiten Septemberwoche erscheint.
Übrigens: Die ganze Blubberwelt der Wasser-Esoterik hat Helge Bergmann in seinem Buch abgedeckt, das ebenfalls im September auf den Markt kommt. Der Titel:
Wasser, das Wunderelement? Wahrheit oder Hokuspokus
Darin geht es auf über 300 Seiten um rechts- und linksdrehendes Wasser, das Gedächtnis des Wassers, um Homöopathie, Grander-Wasser und vieles mehr. Außerdem wirft Helge Bergmann einen kritischen Blick auf allerlei Verfahren zur Wasserverbesserung, wie „Magnetisieren“, „Informieren“ und – Beten.
28. August 2011 um 18:03
Endlich, solch ein Artikel ist längst überfällig. Man traut sich ja als Esoteriker (bin natürlich keiner) fast kein Wasser mehr zu trinken, mein Gott. Homöopathisch überinformiert, mit Worten belastet usw….. Freu mich aufs Heft.
28. August 2011 um 23:58
Die Fotografien von Emoto sind sehr hübsch, aber leider ist das auch schon alles. Wer es noch nicht kennt sollte sich auch mal sein „Reis Experiment“ ansehen. Ein einziges kritisches Video habe ich auf Youtube gefunden (Teil 1, Teil 2). Man sollte meinen andere wären froh, dass ihnen jemand erklärt, wie das „Experiment“ funktioniert, aber dem ist nicht so – die Leute wollen lieber an ein „fühlendes“ Wasser glauben als an eine logische Erklärung. Traurig.
29. August 2011 um 06:56
Es ist schon sehr seltsam, da werden unsere Exkremente in den Kläranlagen gereinigt, also potenziert, anschliessend der Natur in Form von reinstem Wasser, also C-potenziert zurückgegeben, meist in Flüsse geleitet, also nochmals potenziert, das meiste davon fließt in ein Meer, schon wieder potenziert.
Über die Verdunstung und als Regen kommt dann dieses ultrawiksame Medikament, mit dem Gedächtnis des Universums, denn auch die Strahlung dessen wird ja injiziert zurück zu uns als Regen.
Dieses Ultramedikament vom Himmel ist so stark, dass wir uns mittels Regenschirms und passender Kleidung schützen müssen.
Hoffenlich erwischt mich nicht irgendein Überwachungsorgan, wenn ich aus der Regenrinne, die ist aus Kupfer, und wirkt daher zusätzlich entzündungshemmend, dieses homöopathische Mittel entnehme, abfülle und verkaufe.
Je nach Tageszeit in unterschiedlicher Wirkung, manchmals singe ich dazu, auch rezidiere ich große Meister der Dichtkunst, vor allem Liebesgedichte.
Wenn ich jemanden nicht mag, zapfe ich das Wasser bei Nacht ab und lese die Bibel vor, das bringt ganz dunkle Energien in die Substanz. Nachahmung extra empfohlen.
29. August 2011 um 09:37
Also bei uns in der Gegend verwiesen solche Verkäufer als Referenz auf die Stadtbäckerei Junge. In jeder Filiale hing da ein Infoschildchen „Wir backen mit belebtem Wasser“. Kein Witz! Ob sie dem Schwachsinn immer noch huldigen, müsste ich mal schauen.
29. August 2011 um 10:15
Meine Güte, bin ich froh, dass Wasser nicht sprechen kann – oder kann ich es nur nicht hören? Man muss sich mal vorstellen, was diese Moleküle über die Millionen Jahre, die sie nun auf Erden im Umlauf sind, alles an Information aufgenommen haben. Gewaltige Blitze und Stürme, das Brüllen der riesigen Urtiere etc etc. Ich würd ja taub werden.
Und dann ist das Wasser bestimmt auch sehr beeindruckt, wenn ein Wirrkopf ihm eins aufspielt, so für eine Minute oder so, und vergisst natürlich die Milliarden anderen Informationen. Noch besser ist der untergeschobene Zettel, denn jetzt kann es auch lesen. Hurra, und morgen kann es auch Auto fahren und Computer beeinflussen. Ic h werde nie wieder locker unter eine Dusche gehen können ;-)))
29. August 2011 um 14:56
Die St.-Leonhards-Quelle (Mineralwasser aus der Rosenheimer Region) preist in einem aktuellen Advertorial die unglaubliche Wunderwirkung ihres sogenannten „Mondwassers“ an: Wer mit dem Computer arbeitet, gerät zwingend in den Strahlungsbereich eines Monitors. Deshalb solle unbedingt eine Flasche „Mondwasser“ richtig platziert bereitstehen, daß umgefüllt in ein Glas in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zu schlucken sei. Der anhaltende Genuss von „Mondwasser“ sorge dafür, daß Strahlung in nurmehr ungefährlicher, weil entscheidend reduzierter Dosis den Körper belaste.
Kein Witz, aber auch noch nicht die für mich eigentliche Pointe, die da lautet: Viele Heilpraktiker bestätigen diese Wirkung.
Meine nächsten Heilpraktikertermine trage ich ausschließlich in meinem Mondkalender ein.
29. August 2011 um 15:05
@ Dalek
Aber ja, sie werben auch auf ihrer Website unter »Erlesene Zutaten« mit dem Quatschwasser:
30. August 2011 um 09:43
@ kumi – danke. Dabei war der Laden mal Kunde bei mir… zum Glück lange her und fast vergessen. Das Doofe ist, dass deren Zeug sogar schmeckt.
Aber im Zweifel ziehe ich das Freibackhaus in der Glockengießer vor. Seit über 20 Jahren Vorzeige-Öko ohne die Esoterik-Komponente, dafür mit Taten: Abwärme des Ofens wird für die Erzeugung vom Warmwasser für das ganze Haus benutzt usw. Und schmeckt noch besser das Ganze, ganz ohne Wasserveredelung :)
30. August 2011 um 09:45
P.S. ich habe das Wasser mal mit Atechre beschallt. Daraufhin hieß es nur noch „wssr“.
30. August 2011 um 10:56
Ein Kompliment hat die PR-Abteilung der Fa. Grander verdient: Einige Bekannte haben sich deren kostspielige „Wasserbelebungsgeräte“ einbauen lassen und sind von der Wirkweise anscheinend restlos überzeugt. Die hanebüchenen Werbeversprechen werden teils völlig unkritisch wiedergegeben (Wasser ist gesünder, „weicher“, besserer Geschmack, Pflanzen wachsen besser, blabla…) und Gegenargumente erbost zurückgewiesen. Ich hab´s mittlerweile aufgegeben – dagegen sind sie machtlos!
30. August 2011 um 12:41
@ Horst: ich hab einen Bekannten erfolgreich einen 1000 EUR teuren „Kalkmagneten“ für Wasserleitungen ausgeredet…
Auch so´n ähnliches Schwurbelangebot. War sogar auf der Verkaufspräsentation mit dabei. Diese Typen haben es ziemlich drauf und eine Tricks auf Lager.
@ Steinerimbrett: Über die Leonhardsquelle muß ich auch oft schmunzeln, ist ja nicht weit von uns beiden entfernt ;-)
Wär mal ein regionales Thema…
10. Oktober 2011 um 10:42
Na dann mal ein „Hallo“ in die Wasserrunde,
habe mich früher ernsthaft mit dieser Thematik beschäftigt und fand erstaunliches heraus. Aber leider nicht das, was die Spinnerten Esos so von sich geben. Wer mal echt was zum ablachen braucht, sollte sich mal im Netz die Seiten von „lambda-uno“ anschauen. Das da kein Staatsanwalt einschreitet ist mir schleierhaft. Auch eine Heilpraktikerin in Pinneberg verhökert so einen Müll. Dieser ist wiederum nur ein „Ableger“ von „Lambda-uno.“ Eigentlich
10. Oktober 2011 um 10:49
da bin ich rausgeflogen. Also weiter.
Eigentlich sollten sich die meisten der „Wasseranbeter“ und „Wasserverbesserer“ in entsprechende Behandlung begeben! Doch haben wir in Deutschland überhaupt soviele Einrichtungen? Der derzeitige „Hit“ in der Wasserszene sind ja die Quram Kristalle, welche man unter anderem Namen das Kilo für „nen Appel und ein Ei kaufen kann.“ Aufgemotzt mit einer tollen „Gurugeschichte“ aus Indien, kann man dann an Unbedarfte die ohnehin kaum wirkenden Geräte gleich mal für 1000 Euros und mehr vertingeln. Jeder mag ja glauben was er will, doch Betrug bleibt Betrug! Und gegen die kriminellen Machenschaften sollte man wirklich mal vorgehen.
Ich bin ein „gewässertes“ Kind dieser Szene. Normal heißt es ja „gebranntes“ Kind. Auf jeden Fall kann ich jedem nur abraten auf so einen Mist hereinzufallen!
9. Februar 2015 um 22:16
Selten so gelacht. Gestern Abend lief auf RTL “Spiegel TV”. Thema: Reisen durch eine essgestörte Republik.
Der Kracher war aber Nadeen Althoff. Der Mann redete einen Schwachsinn, kaum zu glauben. Worum es geht?
Sehen Sie selbst:
http://rtl-now.rtl.de/spiegel-tv/thema-reise-durch-eine-essgestoerte-republik.php?container_id=195353&player=1&season=2015
Als ich soeben seine Website besuchte, wurde ich mit folgendem Text begrüßt
“Mit dem Eintritt/Start in diese Seite erklären Sie sich kundig darüber und akzeptieren, dass die hier gegebenen wissenschaftlichen Informationen über ‚Lebendiges Trinkwasser’
nicht mit der Meinung der Schulwissenschaft übereinstimmend sind.”
Geht man auf den Menüpunkt “Wissenschaftliche Veröffentlichungen” findet man Veröffentlichungen, die alles andere, aber mit Sicherheit NICHT wissenschaftlich (belegt) sind.
Schauen Sie sich mal diesen Herrn in Spiegel TV an, Sie werden sich köstlich amüsieren!