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Homöopathie: „Dafür oder Dagegen?“ heute bei ProSieben

| 17 Kommentare

Beim „Interaktiven Montag“ von ProSieben („Dafür oder Dagegen?“) geht es heute Abend ab 19.05 Uhr um Homöopathie:

Heute (Montag, 12. Oktober) um 19:40 Uhr bei Galileo ist deine Meinung gefragt. Sollen Krankenkassen die Kosten für homöopathische Mittel und Behandlungen übernehmen? Bist du dafür oder dagegen? Können die Experten deine Meinung während des Films beeinflussen?

Als Expertin ist Natalie Grams mit dabei. Zum Voten braucht man die kostenlose Galileo-App.

Alle Infos gibt’s hier.

Update vom 13. Oktober: Ein Video der Sendung (zirka 13 Minuten) ist jetzt online.

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathische Prüfberichte: Erotische Träume, Kuchen mit Schlag, derStandard am 8. Oktober 2020
  • 5. Bloggeburtstag, Onkel Michael am 11. Oktober 2020
  • Neu in der Homöopedia: Das Homöopathie-Dossier des rbb, GWUP-Blog am 9. Oktober 2020

17 Kommentare

  1. Mein Kommentar zur „Meinungsumfrage“ auf der Galileo-Facebookseite:

    „Zu Homöopathie ist „Meinung“ unangebracht. Genauso könnte man die „Meinung“ zur flachen Erde abfragen. Oder andersherum, wäre es doch auch interessant, die „Meinungen“ zur Schlaganfallbehandlung mit Thrombolyse abzufragen. Merkt ihr was?

    Dass die wissenschaftliche Beurteilung der Homöopathie als spezfisch wirksame Scheintherapie nicht im Bewusstsein der Bevölkerung ist, verdanken wir nur der irreführenden Werbung, die so tut, als handele es sich um wirksame Medizin.

    Weltweit erklären Wissenschaftsinstitutionen immer wieder, dass und warum das NICHT der Fall ist. Deshalb verschwindet Homöopathie auch überall aus den Gesundheitssystemen.
    Nur noch in Deutschland ist es möglich, dass eine Sendung mit einem wissenschaftlichen Anspruch nach MEINUNGEN zur Homöopathie fragt.

    Und um das klarzustellen: Jeder mag Homöopathie anwenden, so oft und so viel er mag, ganz nach eigenem Gusto. Aber nicht auf Kosten der Versichertengemeinschaft und auch nicht irregeführt dadurch, dass Zucker vom Gesetzgeber 1978 zu Medizin erklärt und vom wissenschaftlichen Nachweis einer Wirkung befreit ist.

    Die üblichen Stimmen sammelten sich blitzartig wieder in den Kommentaren („Jeder soll selbst… böse Chemie… ) – wie gehabt. Die Leute wissen es immer noch nicht besser, werden vom „guten Ruf“ der Homöopathie und den unsinnigen Claims der DHU gecovert. Vor allem aber durch den Gesetzgeber und die Krankenkassen!

    Ach, ja, nichts Neues, business as usual, möchte man fast sagen… Aber immer wieder das Herabdrücken auf die Meinungsebene, von Stellen, die es besser wissen müssten – das nervt doch.

    Das ist schlicht Anti-Aufklärung.

  2. Nach der Abstimmung hat man einen Überblick über den Anteil an Bekloppten, die Galileo gucken. Ich fürchte, es wird die meisten hier erschrecken.
    Wenn Leute glauben sie bekämen etwas umsonst, wollen sie es haben.

  3. Galileo ist die Bunte der TV-Wissensmagazine. Daumen runter.

  4. Ich hätte gern die Kosten für exzellenten Whisky von der Krankenkasse übernommen. Der hat sogar nachgewiesene Wirkung. Aber immer wenn man so Etwas vorschlägt, wird gelacht. Warum eigentlich?

    Welche Relevanz hat die Meinung der Zuschauer von Galileo?

  5. Addendum:

    Letztlich stufe ich den Beitrag in die Kategorie der durchaus „besseren“ ein. Hätte ich nicht gedacht, da der Kontext der „Meinungsabstimmung“ ihn – jedenfalls in meinen überskeptischen Synapsen – gleich schon mal diskreditierte.

    Aber gegen so manchen anderen Beitrag auch aus jüngerer Zeit sticht der Beitrag durchaus positiv hervor. Eine glasklare Position der Galileo-Redaktion gegen die Homöopathie als Scheinmethode hatte ja wohl niemand erwartet. Aber der Tenor ging schon in Richtung „kritisch“.

    Was übrigens auf der Facebook-Seite von Galileo den üblichen „Kommentaren“ von „Wer heilt hat Recht“ und „Was machts denn, wenns nur Placebo ist“, aber auch „wer hat die doofe Ärztin eigentlich bezahlt“ keinen Abbruch getan hat. Angesichts von fünf Jahren öffentlichem Diskurs und Aufklärung über Homöopathie bin ich schon etwas enttäuscht, dass es noch so viele offensichtlich völlig Un- und Desinformierte gibt (ok, auch das ist die Verbindung von selektiver Wahrnehmung mit Wunschdenken, ist mir schon klar).

    Die Ausfälligkeiten zeigen zudem, dass viele Menschen sich in tiefsitzenden persönlichen Überzeugungen getroffen fühlen. Es wird sehr schwer sein, da heranzukommen. Vielleicht unmöglich. Vorrang hat wohl, bislang Uninformierte und Zweifelnde vom Abrutschen in die Internalisierung von Unsinn abzuhalten.

  6. @Udo Endruscheit:

    dass viele Menschen sich in tiefsitzenden persönlichen Überzeugungen getroffen fühlen.

    Was mir zugegebenermaßen unbegreiflich ist, wie man seine „persönliche Überzeugung“ an irgendeine medizinische Methode hängen kann, anstatt nach dem jeweils aktuell besten Verfahren für seine Beschwerden zu verlangen.

    Keine Ahnung, wie oft ich meine „Lieblings“-Medikation für bestimmte Anwendungen im Laufe meines Lebens schon wechseln musste, weil es die alte nicht mehr gab – ohne dass deswegen TV-Abstimmungen inszeniert wurden.

    Was für eine Absurdität.

  7. „Was mir zugegebenermaßen unbegreiflich ist, wie man seine „persönliche Überzeugung“ an irgendeine medizinische Methode hängen kann, anstatt nach dem jeweils aktuell besten Verfahren für seine Beschwerden zu verlangen.“

    So unbegreiflich ist das nicht. Es ist die Einfachheit und Problemlosigkeit, mit der die Homöopathie daherkommt. Jedes Problem löst sich mit quasi Nichtstun und Leichtigkeit wie von Zauberhand auf. Das kommt ja gerade der heutigen bequemlichen, eigentlich in jeder Hinsicht faulen, dafür aber mit enormen Ansprüchen ausgestatteten Gesellschaft sehr entgegen.

    Und es geht ja auch lange gut mit der Anwendung von Homöopathie, bis dann mal tatsächlich eine Krankheit auftritt.

  8. @ Bernd Harder

    Da geht es weniger um ein Lieblings-Medikament, als um ein grundsätzlich anderes System.

    Wenn ich meine ASS von Ratiopharm statt von Bayer verwende, ändert das am Wirkstoff nichts.

    Wenn ich aber erzählt bekomme, dass ASS überhaupt nicht wirkt und man statt dessen eine Klangschale mit 53,4 Hz Eigenfrequenz 3 Minuten auf meinen linken Gluteus Maximus setzen muss, um meine Kopfschmerzen wegzubekommen, fang ich an zu rebellieren.

  9. Wie groß war denn die Stichprobe? Und welche Aussagen kann man darauf basierend machen?
    Eine Online Abstimmung ist doch streng genommen, nur eine Wette, wer mehr Fans mobilisieren kann, oder nicht? Wer hat denn nun gewonnen? Ich glaub ja Galileo hat gewonnen. Glückwunsch!

  10. @ Bernd Harder: Was mir zugegebenermaßen unbegreiflich ist, wie man seine „persönliche Überzeugung“ an irgendeine medizinische Methode hängen kann, anstatt nach dem jeweils aktuell besten Verfahren für seine Beschwerden zu verlangen.

    Was ich nachvollziehen kann ist, dass ich bei Medikament A eine bestimmte Wirkung (und u.U. das Ausbleiben unangenehmer Nebenwirkungen) beobachte oder zu beobachten glaube und darum bei Beschwerde x immer A nehme.

    Wenn dann A nicht mehr hergestellt wird, weil das neuere B dasselbe kann aber besser, ich davon aber immer einen trockenen Mund o.ä. kriege, wäre ich im Rahmen meiner beschränkten Erfahrungen und pharmazeutischen Kenntnisse sicher persönlich überzeugt, A sei besser als oder mindestens genauso gut wie B und würde die Umstellung ablehnen.

    Dass ich da nur einer von vielen typischen Fällen bin und viele andere typische Fälle mit B besser fahren, weiß ich nicht und will ich vielleicht gar nicht wissen.

    Das macht die Haltung nicht sinnvoller, aber immerhin halbwegs nachvollziehbar. Was ich dabei immer nicht verstehe ist, wie wenig Interesse und Bereitschaft oft vorhanden ist, über Tellerränder zu schauen. Es sollte doch jedem zumindest grundsätzlich klar sein, dass die eigene Erfahrungswelt eingeschränkt ist und kein vollständiges Abbild der Wirklichkeit liefert…

  11. Wir wissen nichts Genaues über die Stichprobe. Aber vielleicht ist dies untergegangen: Die Tendenz hat sich im Laufe der Sendung GEGEN die Homöopathie (bzw. die Kassenerstattung, das war ja eigentlich die Frage) entwickelt. Und das finde ich schon bemerkenswert!

    Ok, vielleicht ist es unfair, sich immer von dem Chef bei der Edelmanufaktur Gudjons in Augsburg die Homöopathie erklären und demonstrieren zu lassen… Meinesteils übermannt mich stets ungebrochene Heiterkeit, wenn ich den sehe und höre. Und ich denke immer, das müsse doch jedermann so gehen…

    @Bernd Harder:

    Das beschäftigt mich sozusagen täglich. Genau vor dem Hintergrund der Frage, was zum Kuckuck alle dazu bringt, Meinungsabstimmungen zu medizinisch-wissenschaftlichen (zumal geklärten) aufzulegen, habe ich Galileo ja vor der Sendung angeregt, doch mal eine Abstimmung über Apoplex-Therapie mit Thrombolyse anzubieten.

    Exakt die von Dir angesprochene vermeintliche Sinnlosigkeit wollte ich damit beleuchten.

    Da sind viele Mechanismen am Werk, vom Wunsch nach einfachen Lösungen für schwierige Probleme über missverstandenen Naturalismus bis zu psychosozialen Konstellationen. Im Zusammenhang mit letzterem hat Natalie Grams in ihrem Fachartikel für EMBO-Reports folgendes geschrieben (ich übersetze mal aus dem Englischen):

    „Die moderne kognitive Psychologie hat die Hypothese entwickelt, dass Individualität eine wichtige Orientierungsgrundlage für Entscheidungsfindungen sind. Albert Bandura hat das Konzept der Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (self-efficacy beliefs) begründet:

    Es besagt, dass schwierige Situationen und Herausforderungen von den Individuen in eigener Verantwortlichkeit erfolgreich bewältigt werden wollen. Das Gefühl, Bedeutung und Richtung der Lebensführung in eigener „Zuständigkeit“ bestimmen zu können, ist daher ein Faktor für persönliche Zufriedenheit.

    Auch wenn es sich (bei Bandura) eigentlich um eine Theorie zu Verhaltensänderungen handelt, es hilft auch bei der Erklärung, wenn Übersteigerungen (exaggerations) von Individualität beobachtet werden.

    Wie weit diese Selbstwirksamkeitsüberzeugungen Auswirkungen haben, hängt von der Fähigkeit und Bereitschaft der Individuen ab, zu erkennen, wo Subjektivität endet und Intersubjektivität beginnt.

    Wenn diese Grenze nicht (an)erkannt wird, wird der „Rest der Welt“ als Hindernis wahrgenommen, das die individuell wahrgenommene Selbstwirksamkeit einschränkt. Dies kann helfen, eine oft wild entschlossene und emotionale Verweigerung der Anerkennung wissenschaftlicher Fakten zu erklären.

    In der Medizin, die Menschen auf einer sehr persönlichen Ebene betrifft, dies kann eine starke Wirkung haben.“

    Zutreffend führt der Artikel vorher noch aus, dass es nun mal „Zeitgeist“ sei, die wahrgenommene Individualität hoch zu halten und ggf. zu verteidigen. Und wie Natalie Grams schreibt: Erkennen die Menschen dabei ihre persönlichen und die objektiven Grenzen zu notwendiger Intersubjektivität nicht, dann iss schlecht, wie mein Ruhrgebietsopa zu sagen pflegte.

    Bei der Homöopathie kommt auch noch jahrzehntelange Gehirnwäsche dazu, nicht zuletzt unterstützt durch Gesetzgeber und Krankenkassen.

  12. @Udo Endruscheit:

    Meinesteils übermannt mich stets ungebrochene Heiterkeit, wenn ich den sehe und höre.

    Das geht den örtlichen Apotheker-Kollegen auch so – aber er ist wohl der Einzige, der noch vor eine Kamera geht, um sich zum Narren zu machen.

  13. Selbst wenn sich in der Abstimmung eine leichte Überlegenheit für die Aussage „Ja, die Homöopathie sollte erstattet werden“ abzeichnet, finde ich, dass dieses knappe Ergebnis eigentlich gegen die Homöopathie spricht – bzw. dass es Homöopathen eigentlich nicht gefallen kann.

    Man stelle sich hier im Vergleich das zu erwartende Ergebnis der Umfrage vor „Sollte die Kasse medizinisch notwendigen Zahnersatz erstatten?“ Ich denke nicht, dass es dabei auf 52:48 Prozent hinaus liefe.

    Man stelle sich zudem die Frage, wie das Ergebnis der Umfrage zur Homöopathieerstattung wohl ausgefallen wäre, würden Patienten in Apotheken, Zeitschriften, Ratgeberbüchlein und leider nicht selten auch beim Arzt falsch über die Homöopathie informiert.

    Und man bedenke, dass es eigentlich immer unwahrscheinlich ist, dass Menschen auf die Frage „sollte xy für Sie bezahlt werden?“ mit „Nein!!“ antworten….

    Wenn ich über diese 3 Punkte nachdenke, wird mir klar, dass ich als Homöopath am Boden zerstört wäre über die 52:48…

  14. @ Ute Parsch:

    Die Frage sollte eigentlich lauten: „Sollen Kassen Mittel erstatten, für die keinerlei wissenschaftlicher Wirkungsnachweis vorliegt?“ Da wäre ich echt mal gespannt…

    Aber in der Tat, das Gesamtergebnis ist keineswegs erfreulich für die Homöopathen und ein weiterer Schritt, um die angebliche „Beliebtheit“ der Methode zu bestreiten. Die ja ohnehin nur auf Desinformation und schlichter Unwissenheit beruht, wie das CFI in den USA demonstrieren konnte:

    https://netzwerk-homoeopathie.info/wie-stuenden-sie-zu-homeopathie-waeren-sie-informiert/

  15. „Was mir zugegebenermaßen unbegreiflich ist, wie man seine „persönliche Überzeugung“ an irgendeine medizinische Methode hängen kann, anstatt nach dem jeweils aktuell besten Verfahren für seine Beschwerden zu verlangen. Keine Ahnung, wie oft ich meine „Lieblings“-Medikation für bestimmte Anwendungen im Laufe meines Lebens schon wechseln musste, weil es die alte nicht mehr gab – ohne dass deswegen TV-Abstimmungen inszeniert wurden.Was für eine Absurdität“

    Nur auf den ersten Blick.

    Wenn Menschen davon ausgehen, dass ihnen H. geholfen hat und ihnen jemand sagt, dass H. nicht geholfen haben kann, wird damit (auch wenn das keiner von uns meint!) die Erfahrung der Menschen entwertet. Das bedeutet dann ganz schnell „Du warst gar nicht krank, denn Dir hat eine „Nicht-Medizin“ geholfen.“ Das möchte sich niemand sagen lassen.

    Und da es Menschen gibt, die der Ansicht sind durch H. schwere, u. U. lebensbedrohliche Erkrankungen überstanden haben, ist das eine durchaus mit der Identität verknüpfte Erfahrung. Hinzu kommt, dass psychische und psychosomatischer Erkrankungen weiterhin mit einem Stigma belegt sind und oftmals nicht als „echte“ Krankheiten gelten.

    Wenn wir also sagen, H. hat nicht geholfen, hören die Anwender oft „Du warst gar nicht krank!“ Das ist (oder besser wäre) ein Angriff auf die Identität.

    Die Parallelen zu religiösen Erfahrungen muss ich in diesem Forum sicher nicht erwähnen.

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