In der neuen Donna (2/2020) gibt’s „ein ehrliches Interview über den Entschlackungswahn“ mit Dr. Natalie Grams.
Ein Auszug:
Frau Grams, ich habe an den Feiertagen ordentlich über die Stränge geschlagen, zu viel Braten und Süßes. Außerdem musste ich wegen einer Grippe Medikamente schlucken. Würde mir jetzt eine Detox-Kur helfen, mich von Schlacken zu befreien?
Grams: Nein, denn Sie haben keine „Schlacken“. Solche sagenumwobenen Rückstände existieren aus wissenschaftlicher Sicht weder im Bindegewebe noch im Lymphsystem oder gar im Verdauungssystem. Der Körper hat schließlich nichts gemein mit einem Ofenrohr.
Aber Antibiotika hinterlassen doch Spuren in meinem Körper? Wie Schmerzmittel, Blutdrucksenker oder andere synthetische Wirkstoffe.
Unser Körper ist zum Glück in der Lage, die meisten Giftstoffe aus eigener Kraft loszuwerden – vorausgesetzt, die zuständigen Ausscheidungsorgane wie Niere, Leber, Darm, Lunge oder Haut sind gesund. Auch Arzneimittel und ihre Abbauprodukte verlassen den Körper wieder […]
Aber es schadet doch nicht, nachzuhelfen, oder?
Weder pürierte Gemüsesäfte noch Heilerde, Darmeinläufe, Diätkuren oder andere Wundermittel können diese Prozesse gezielt aktivieren oder vorantreiben. Der Körper ist nicht so fragil oder unfähig, dass er ständig Hilfe von außen braucht […]
Und fettlösliche Umweltgifte? Die werden doch im Fettgewebe gespeichert.
Ja, manche Stoffe, wie etwa Dioxine, reichern sich im Körperfett an, falls Sie das seltene Pech haben, mit großen Mengen dieser Stoffe in Berührung zu kommen. Der Unterschied zu den „Schlacken“: Echte Gifte lassen sic namentlich benennen, im Urin oder Blut messen und notfalls gezielt ausleiten […] Aber die Gifte oder „Schlacken“, von denen manche Heilpraktiker und Detox-Spezialisten sprechen, bleiben unkonkret. Ich vermute, die wissen im Grunder selbst nicht genau, wovon sie sprechen.
Dennoch berichten viele, dass sie nach einer Woche mit Tees und Brühen mehr Energie haben, ihr Teint strahlt, die Verdauung besser läuft. Wie kann das sein, wenn die „Gifte“ nur Fantasie sind?
Wer glaubt, vergiftet gewesen zu sein, fühlt sich natürlich besser, wenn er den vermeintlichen Ballast wieder los ist. Ohnehin handelt es sich bei den beschriebenen Symptomen meist um unbestimmte Allerweltsbeschwerden, die sich einer objektiven Messung entziehen. Manchmal gehen diese auch auf andere Ursachen zurück […]
Zum Weiterlesen:
- Die Detox-Lüge, Donna 2/2020
- „Was wirklich hilft“: Neues Buch von Natalie Grams im Februar, GWUP-Blog am 23. Dezember 2019
- Video: „Der letzte Dreck wird aus den Poren gezogen“ – die Band zweiraumsilke rappt über Detox, GWUP-Blog am 4. Januar 2019
- Der Detox-Schwindel, futurezone am 21. Februar 2017
10. Januar 2020 um 08:03
Wenn ich ne halbe Woche lang Intervallfasten mache, dann gehts mir danach auch besser, wenn ich also nur Brühe und Säfte dringe, gehts mir am Anfang einfach deshalb schon besser, weil ich meine Verdauung nicht mit Braten und Unmengen an Essen belaste. Der Blödsinn mit der Entschlackung, gehört hierhin https://www.m-vg.de/riva/shop/article/16638-abgruende-der-medizin/
10. Januar 2020 um 08:23
„Der Körper hat schließlich nichts gemein mit einem Ofenrohr.“
Ein Ofenrohr würde nur die Abgase auslassen. Der Körper nutzt für Zu- und Abluft die gleiche Öffnung. Es geht Sauerstoff rein und CO2 raus. Finde ich jetzt aber nicht vollständig anders als ein Ofen. Die Frage der Schlacken/Verbrennungsrückstände im Körper ist aber doch ganz interessant.
Was macht der Körper mit Verbrennungsrückständen? Erstens vermeidet der Körper Verbrennungsrückstände indem vorsortiert wird, zweitens gibt es im Körper Putzkolonnen. Für beides braucht es natürlich keine Detox-Kur, sondern normale Körper-Funktionen.
10. Januar 2020 um 09:13
Wer glaubt, vergiftet gewesen zu sein, fühlt sich natürlich besser, wenn er den vermeintlichen Ballast wieder los ist.
Außerdem: Wenn jemand sich eine Weile lang moderater ernährt, also nach „verfressenen“ Feiertagen dann eher Obst und Gemüse zu sich nimmt und vielleicht ein bisschen Sport oder Gymnastik treibt, kann das für sich schon Wohlbefinden nach sich ziehen, ohne dass es was mit der Entfernung von Giften oder Schlacken zu tun hat.
11. Januar 2020 um 17:12
Mal ganz davon ab: Wenn ich über die Stränge schlage tue ich das mit ABSICHT. Weil ich das will und es mir was gibt. Ich habe doch gewußt das ich mit den Konsequenzen leben muss ^^
11. Januar 2020 um 19:25
@libertador
Es gibt zb das „glymphatischen System“
https://www.welt.de/gesundheit/article122329892/Schlaf-ist-so-wirksam-wie-eine-Gehirnwaesche.html
11. Januar 2020 um 20:13
@ Uli Schoppe:
Eben. Genuss muss auch mal sein.
12. Januar 2020 um 14:39
Der Mensch ist kein Ofen. Daher bildet sich in seinen Röhren auch keine Schlacke.
13. Januar 2020 um 07:47
Da fällt mir ein alter Witz ein (behutsam dem aktuellen Zeitgeist angepasst).
Ein Mann kommt zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, ich will unbedingt 100 Jahre alt werden. Wie kann ich das anstellen?“
A: „Rauchen Sie?“
M: „Nein.“
A: „Trinken Sie Alkohol?“
M: „Niemals im Leben.“
A: „Ernähren Sie sich gesund?“
M: „Ich bin Veganer.“
A: „Entschlacken Sie?“
M: „Mehrmals im Jahr.“
A: „Um Himmels willen, warum wollen Sie dann unbedingt 100 Jahre alt werden?“
13. Januar 2020 um 17:35
Ein schönes neues Video von Walo, das dazu passt:
Das Geschäft mit dem Halbwissen – „Gesundheits“-YouTuber debunked.
„Warum immer mehr Leute „Gesundheits“-Youtuber als Sprechstunde nutzen und woran ihr die Scharlatane erkennt, jetzt!“
https://www.youtube.com/watch?v=pv3U-Buypok&feature=youtu.be&fbclid=IwAR0An47XzN5xdCruS75mf3MVmg53GEw5lPLMyeFJjf3daOUOc_cWwB3TtHM
14. Januar 2020 um 07:57
Über den Unsinn habe ich mich schon vor zwei Jahren aufgeregt.
https://onkelmichael.blog/2018/05/30/warum-ich-den-begriff-schlacke-nicht-mehr-hoeren-kann/
29. Januar 2022 um 08:02
sueddeutsche.de: Gesundheit. Warum Detox-Produkte Quatsch sind. Videokolumne von Werner Bartens
Entschlacken, entgiften, entsäuern: Was gesund und sinnvoll klingt, ist vor allem Geldmacherei. So hingegen tut man dem eigenen Körper tatsächlich etwas Gutes.
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-warum-detox-produkte-quatsch-sind-1.5515013
29. Januar 2022 um 10:53
@Carsten Ramsel:
Danke, dazu gibt es nächste Woche auch einen Podcast von Natalie Grams.