Eine der immer wiederkehrenden Pseudo-Vorhaltungen gegen Homöopathie-Kritiker ist der Whataboutismus der „schulmedizinischen“ Evidenz – zuletzt bei den Angriffen auf die homöopathiefreie Apotheke in Weilheim:
Wenn dann eine Weilheimer Apothekerin vorwiegend wissenschaftlich überprüfte Medikamente abgeben will, muss sie auch so ehrlich sein, zuzugeben, dass einige bewährte Medikamente der konventionellen Medizin noch auf ihren evidenzbasierten Nachweis warten.
Das mag schon sein.
Aber erstens geht es dabei (anders als bei der Homöopathie) überwiegend nicht um die Wirkung, sondern um den genauen Wirkmechanismus, oder um neue Verfahren, zum Beispiel in der Chirurgie.
Und zweitens sind die Quack-Kritiker nicht „gegen“ Alternativmedizin, sondern „für“ eine bessere Medizin.
Aus diesem Grund hat zum Beispiel das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin schon im März einen Offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geschrieben und „eine konsequente Umsetzung evidenzbasierter Medizin im Gesundheitswesen“ angemahnt.
Anlässlich des geplanten Terminservice und Versorgungsgesetzes (TSVG) erneuert das EBM-Netzwerk seine Forderung, den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung …
… kritisch zu sichten und jene Leistungen auszuschließen, die erwiesenermaßen nicht evidenzbasiert sind.
In der Stellungnahme heißt es:
Notwendige Ressourcen sollten auch durch eine Reduktion von Überversorgung durch nicht evidenzbasierte Maßnahmen geschaffen werden.
Dazu zählen natürlich auch Scheinmethoden wie Homöopathie und Co.
Aber durchaus nicht nur.
Zum Weiterlesen:
- Netzwerk Evidenzbasierte Medizin fordert Durchsicht des GKV-Leistungskatalogs, Deutsches Ärzteblatt am 30. August 2018
- TSVG-Gesetzentwurf: Nachbesserungen sind notwendig, EBM-Netzwerk am 24. August 2018
- Aktiv gegen Pseudowissenschaft, nicht wegschauen! EBM-Netzwerk am 20. August 2018
- Medizin: „Wo ist der Beweis?“ jetzt in 15 Sprachen erhältlich – und weiterhin kostenlos zum Download, GWUP-Blog am 31. August 2018
- Wieviel Medizin ist evidenzbasiert? Psiram am 26. September 2011