Man muss schon eine Kinderzeitschrift kaufen, um dieser Tage etwas halbwegs Sinnvolles zum Thema Astrologie zu lesen.
Etwa das GEOlino–Extraheft „Sterne und Planeten“. Auf fünf Seiten geht es darum, „was die Sterne über uns verraten – oder nicht“. Vielleicht insgesamt etwas zu sehr vereinfacht, aber immerhin heißt es darin:
Einen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass das Sternzeichen den Charakter prägt, gibt es […] nicht. Eher das Gegenteil.“
Zu Nostradamus, dem Großmeister aller Fern-Seher, schreibt die Autorin:
Würde der noch leben, moderierte er heutzutage eine Astro-Show im Fernsehen. Denn Nostradamus prophezeite schon im 16. Jahrhundert Zukünftiges: Einerseits versuchte er sich als Sterndeuter. Andererseits verfasste er vierzeilige Gedichte, in denen er kommende Ereignisse andeutete.
Dabei drückte er sich jedoch so merkwürdig oder allgemein aus, dass viele Menschen gar nicht verstanden, was er sagen wollte. So ähnlich eben, wie das TV-Astrologen gerne tun.“
Apropos TV- und andere Astrologen: Anfang nächster Woche wird Michael Kunkel den Prognosen-Check 2010 veröffentlichen. Wir sind sicher, dass sich dann eine „Vorhersage“ der GEOlino-Autorin ziemlich exakt erfüllen wird:
Darum werden Horoskope oft als Hokuspokus abgetan.“
Zum Weiterlesen:
- Andreas Hergovich: Die Psychologie der Astrologie. Huber-Verlag, Bern 2005
- Bernd Harder: Geister, Gothics, Gabelbieger – 66 Antworten auf Fragwürdiges aus Esoterik und Okkultismus. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2005
- Klaus Schmeh: Planeten und Propheten – Ein kritischer Blick auf Astrologie und Wahrsagerei. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2006
8. Dezember 2010 um 00:34
es ist schon seltsam, dass man skeptische Fakten nun eher im Kindermagazin findet und nicht bei Welt-Online: http://www.welt.de/lifestyle/article11213205/Warum-Sie-Ihrem-Date-auf-die-Haende-schauen-sollten.html
das ist schon schräg oder peinlich?. Aber ein Kompliment an die Redaktion von GEOline.
8. Dezember 2010 um 17:07
„Einen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass das Sternzeichen den Charakter prägt, gibt es […] nicht. Eher das Gegenteil“ – am rande: muss bei solchen aussagen immer schmunzeln… charakter? gemeint ist wahrscheinlich persönlichkeit? und es gibt nicht das EINE Modell der Persönlichkeit? Und dass es eine Null-Korrelation zwischen ALLEN Persönlichkeitstests und einem bestimmten Sternzeichen gibt, halte ich für schlichtweg undenkbar…
Entscheidender ist doch: es gibt keine schlüssige Wirkhypothese für Sternzeichen auf Persönlichkeitseigenschaften…
8. Dezember 2010 um 22:23
Wieso soll es undenkbar sein, dass es keine Korrelationen zwischen Dimensionen von Persönlichkeitstests und bestimmten Sternzeichen geben kann? Wenn Extraversion oder Offenheit für Neues gleich verteilt über alle Geborenen in den 12 Monaten sein sollte, gibt’s auch keine Korrelation. Und sollte es doch eine geben, bspw. weil Kinder, die im Sommer geboren worden sind, aktiver sind als Kinder, die im Winter geboren worden, dann müsste das noch mit bestimmten Sternzeichen übereinstimmen, denn die Hypothese lautet ja nicht: Die vier Jahreszeiten korrelieren mit irgendeinem Ergebnis eines Persönlichkeitstest, sondern Sternzeichen.