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Kate Moss, geile Ziege

| 7 Kommentare

Nachdem Kate Moss jedes Kraut der Welt schon weggeraucht hat, bleibt anscheinend nur noch „Ying Yang Huo“ übrig.

Dahinter verbirgt sich das „Horny Goat Weed“, und mit diesem will Mager-Kate nun wieder schwanger werden, tratscht der Boulevard. Was Kate über den Klapperstorch denkt, wissen wir nicht, aber das „Geile Ziegen“-Zeugs scheint es ihr echt angetan zu haben. Nicht verwunderlich, denn beim TCM-Anbieter Complemedis lesen wir über „Ying Yang Huo“:

Kein harmonisch ausbalanciertes Kraut im Sinne des aus der chinesischen Philosophie bekannten Grundprinzips Yin und Yang. Nein – ganz im Gegenteil! Der Unterschied könnte kaum größer sein. Die Silben Yin und Yang in Yin Yang Huo stehen für extreme Einseitigkeit, nämlich für ungestüme (männliche) Begierde. Yang heisst nämlich Ziege bzw. Ziegenbock und Yin bedeutet hier zügellos, hemmungslos. Die Silbe kommt auch in Begriffen für Pornographie, Seitensprung bzw. (amtlich) ausserehelicher Geschlechtsverkehr vor.
Damit ist eigentlich alles gesagt.“

Wahrhaftig. Und dafür brauchen wir nicht erst die Kate-Moss-Biografie „Sex, Drugs and a Rock Chick“ zu Rate zu ziehen.

In nahezu hellsichtiger Art und Weise hat sich indes schon vor drei Jahren die launige Web-Enzyklopädie „Uncyclopedia“ mit der Traditionellen Chinesischen Medizin auseinandergesetzt. Dort liest man nämlich:

Die Medikamente der Traditionellen Chinesischen Medizin werden nach jahrhundertealter Tradition und nach speziellen Vorgaben hergestellt. Die Medikamente decken ein weites Spektrum ab und sollen den Methoden der westlichen Medizin um Jahrhunderte voraus sein.
Ihr Geheimnis liegt wiederum im Ganzheitlichen Ansatz, will heißen: Wie im Großen, so im Kleinen, Starkes macht stark und so weiter. Zum Beispiel ist ein zu Pulver zerstoßener Tiger aufgrund seiner Kraft und Stärke ein hervorragendes Potenzmittel. Auch die so großen und mächtigen Wale, die ja bekanntlich sehr tief in die Ozeane vorstoßen, lassen sich hervorragend als Rohstoff für Tinkturen verwenden, die sich positiv auf die Manneskraft auswirken.
Die Eier der vom Aussterben bedrohten gelbfüßigen Felsmöve sind ein ausgezeichnetes Mittel, um eine potenzsteigernde Wirkung zu erzielen, da große, gelbe Eier und … Sie ahnen schon.
Überhaupt besteht die Medikation der TCM hauptsächlich aus Potenzmitteln. Das fußt wiederum im ganzheitlichen Ansatz, da sich gezeigt hat, dass die meisten Patienten ihre Leiden komplett vergessen, solange sie sich als potente, starke Männer fühlen können.“

Nein, wir machen uns nicht lustig über die gute alte TCM – zumal Erfahrungsberichte mit „Ying Yang Huo“ sich überaus verheißungsvoll lesen.

Das Problem ist bloß: Solche „Erfahrungsmodelle“ funktionieren nur, wenn man von dem beobachteten Effekt auf die kausale Wirksamkeit des Heilmittels schließen kann. Das kann man leider im Allgemeinen nicht. Und eben dies ist die heimliche Tragödie aller „Erfahrungsmedizin“.

Das scheint sogar dem Betreiber des Blogs „Homöopathische Potenzmittel“ zu dräuen, der neben allerlei nichtssagendem Geschwurbel noch ein paar Anmach-Fotos mit pornografischem Schmuddel-Touch auf seiner Seite platziert – nur zur Sicherheit, vermutlich.

Möglicherweise ist es aber auch schlicht so, dass Huschi-Fuschi-Fans grundsätzlich keine Probleme im Bett haben, da „Homöopathie sexy [macht]“, wie wir auf dieser Seite erfahren:

Bei Menschen, die darunter leiden, sich hässlich oder unattraktiv zu fühlen, kann eine homöopathische Behandlung unterstützend wirken, die eigene Schönheit und Attraktivität zu entdecken. Kati Magyar zeigt in diesem Vortrag offenherzig ihre eigene Verwandlung und einige Mittel, die bei diesem Prozess behilflich sein können.
Eine besondere Rolle spielt die Arzneimittelprüfung von Sperma, die sie mit anderen gemeinsam durchführte.“

Und das bringt uns auf direktem Weg wieder zurück zu Kate Moss, die eine solche, äh, „Prüfung“ zum Beispiel an ihrem 30. Wiegenfest durchführte. Endlich können wir somit Schlagzeilen wie „Kate Moss feiert ihren Geburtstag mit Sex-Orgie“ nun viel besser einordnen.

Und verstehen zudem, warum Ying Yang Huo, Homöopathie und Co. auch beim Schwanger werden wollen tatsächlich manchmal erfolgreich sind.

Zum Weiterlesen:

  • TCM: Die MedUni braucht Geld, Kritisch gedacht am 22. März 2010
  • Was motiviert die Pseudowissenschaftler? Frischer Wind am 22. Dezember 2008
  • Kate Moss, die Skeptiker und falsche Umfragen, GWUP-Blog am 13. Februar 2010

7 Kommentare

  1. Ach ja, wieder mal die „Sun“ als Quelle – wenn wir die nicht hätten. Doch kann man hier einiges ergoogeln, z.B. dass Kate Moss‘ Bockskraut botanisch mit unserer Akelei verwandt ist, die allerdings nicht ganz ungefährlich ist: http://www.kraeuter-verzeichnis.de/kraeuter/Akelei.html . Aber wer braucht China, wenn es den deutschen Wald gibt.

  2. Einfach nur geil …

  3. Ich habe mittlerweile den Verdacht, dass die Kate-Moss-Geschichte in der „Sun“ nur dazu diente, eine virale Marketing-Kampagne für das Potenzkraut in Gang zu setzen, auf die die sogenannten Skeptiker voll reinfielen. (Und hinterm Gebüsch kichern die Homöopathen…)

  4. @Ralf:

    Da ich diesen Verdacht nicht habe und dieses Kräutlein mit Homöopathie wenig (dafür mit TCM viel) zu tun hat, lache ich gerne mit – und wieder hat die kleine „anti-skeptische“ Spitze nicht getroffen …

    Weiß auch nicht – ansonsten sind Ihre Kommentare, Anmerkungen und Beiträge hier doch wirklich immer sehr vernünftig, ergänzend und lesenswert?

  5. …das hoffe ich :-) Aber es wäre wirklich eine gute Idee, in Zukunft auf Beiträge englischer Boulevardzeitungen zu verzichten, selbst wenn die Versuchung stark ist, da etwas zu übernehmen.

  6. @Ralf:

    Nun ja, aber dieser (und andere) „Sun“-Artikel sind doch lediglich der berühmte „Aufhänger“ für die eine oder andere skeptische Betrachtung.

    Selbst wenn die Moss-Ziegenkraut-Geschichte komplett erfunden wäre, wären dadurch lediglich die ersten paar Zeilen des Bloggings obsolet – nicht aber der ganze Rest. Finde ich jedenfalls.

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