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„Unsinnig und unethisch“: Edzard Ernst über die vergleichende bayerische Homöopathie-Studie

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„Unsinnig“ und „unethisch“:

So beurteilt Prof. Edzard Ernst die „von Politikern gewünschte Vergleichsstudie in Bayern“, die jetzt abgebrochen wurde (auf der Webseite der TUM School of Medicine and Health in München ist sie allerdings noch zu finden).

„Unsinnig“ sei das ganze Unterfangen von vornherein gewesen, weil die Annahmen der Homöopathie

… den Naturgesetzen widersprechen und Wissenschaftler die Homöopathie daher stets als reinen Unsinn bezeichnet haben,

schreibt Ernst bei welt+:

Inzwischen existieren rund 600 klinische Studien zur Homöopathie. Wann immer diese von unabhängigen Gremien weltweit evaluiert wurden, fielen die Urteile negativ aus.

Und warum unethisch?

Ernst:

Forschungsmittel sind knapp, und es ist daher ein ethischer Imperativ, dass sie nicht für unplausible Untersuchungen verplempert werden.

Hinzukommt, dass klinische Studien stets auf der freiwilligen Bereitschaft der Probanden beruhen. Unsinnige Studien missbrauchen diese Bereitschaft und haben möglicherweise sogar zur Folge, dass solch eine wohlwollende Kooperation für zukünftige Fragestellungen nicht mehr zur Verfügung steht.

Daneben blickt Ernst auf einige Highlights aus den „200 Jahren heftiger Debatten und Streit“ zurück, darunter die Nürnberger Kochsalzversuche von 1835 oder die Vorlesungen des amerikanischen Arztes und Schriftstellers Oliver Wendell Holmes, der bereits 1842 die Homöopathie mit

… Astrologie, Handlesekunst und anderen Methoden, die Schwäche und Leichtgläubigkeit der Menschen ausnutzen

verglich.

Zum Weiterlesen:

  • Globuli statt Antibiotika – warum eine Studie zum Vergleich der Wirksamkeit jetzt abgebrochen wurde, welt+ am 29. November 2024
  • Homöopathieduell: Politischer Rückzieher in Berlin, teures Fiasko in München, hpd am 28. November 2024
  • Das Aus: Die Homöopathie-Studie des bayerischen Landtags ist gescheitert – wegen zu weniger Probandinnen, GWUP-Blog am 19. November 2024
  • Hahnemann: Scharlatan in der höheren Potenz, GWUP-Blog am 15. Juli 2010
  • The Austrian Chamber of Veterinarian Medicine … and a storm in a homeopathic tea cup, edzardernst am 1. Dezember 2024
  • „King Charles, der SCHWURBEL-König?“ mit Edzard Ernst | Podcast #34 (04/22) | Quarks Science Cops vom 30. November 2024

5 Kommentare

  1. Auch Liebig stellte die Homöopathie auf eine Stufe mit Wahrsagerei u.ä.

    (Justus v. Liebig, Reden u. Abhandlungen: Über das Studium der Naturwissenschaften und über den Zustand der Chemie in Preussen 1840)

    „….das sonst verständige Menschen die widersinnigsten Ansichten zu ihren eigenen machen, dass eine Seherin von Prevost, das H a h n e m a n n ’s Lehren über die Verstärkung von Arzneiwirkung, dass sie Gläubige und Anhänger unter ihnen finden? Der Verstand schützt nicht vor Aberglauben, es gibt kaum ein Ereigniss der Zeit, welches fähiger gewesen wäre, die tiefe Stufe der naturwissenschaftlichen Bildung der Aerzte in ein helleres Licht zu setzen, als die Homöopathie.“

    (Justus v. Liebig, Reden u. Abhandlungen: Über das Studium der Naturwissenschaften und über den Zustand der Chemie in Preussen 1840)

  2. Ich behaupte mal steil:

    Würde die absurde Homöopathie nicht in ihrer Anmaßung, Teil der Medizin zu sein, hierzulande seit 40 Jahren vom Gesetzgeber unterstützt (um nicht hofiert zu sagen), käme es wahrscheinlich gar nicht zu solchen „Studien“.

    Es sollte doch inzwischen mehr als klar sein, dass sich hier eine riesige Lücke zwischen dem Anspruch (einen Schutzraum für die Homöopathie zu erhalten) und der Wirklichkeit (der Wertlosigkeit bis Gefährlichkeit der Homöopathie) aufgetan hat.

    Was sich in krasser Form im ablaufenden Jahr widergespiegelt hat:

    Die Politik kneift einmal mehr beim geringsten Eingriff in die homöopathischen Privilegien, sogar unter einem dezidiert homöopathiekritischen Gesundheitsminister, während die organisierte Ärzteschaft (Ärztetagsbeschluss vom 10.05.2024) der Homöopathie als medizinisch und ethisch unvertretbarer Methode die Tür weist.

    Hier ist doch wohl ein „unfassbar“ angebracht.

    Gut und wichtig, dass Edzard Ernst den ethischen Aspekt der Studie anspricht. Niemals hätte sie durch die Ethikkommission der TUM gehen dürfen (was auch für die allermeisten anderen Homöopathie-Studien am Menschen gilt).

    Immerhin legen die ethischen Grundsätze des Weltärztebundes für Forschung am Menschen unter anderem fest, dass solche Forschungen nur gerechtfertigt sind, wenn realistischerweise ein nicht trivialer zusätzlicher Erkenntnisgewinn für die medizinische Wissenschaft erwartbar ist – andernfalls wird das Delta zwischen Ethikprinzipien und Forschungsinteresse als zu groß angesehen.

    Ein „lassen wir mal durchgehen, kann ja nicht schaden“ in der Ethikkommission kommt also für eine Pseudomethode wie die Homöopathie an sich nicht in Betracht, die Begründung eines Forschungsinteresses müsste schon außerordentlich dezidiert sein.

    Ich zögere daher nicht, die Gesamtumstände einer solchen Geschichte wie die der „Antibiotika-Studie“ als ein Konglomerat wissenschaftlichen Fehlverhaltens zu bezeichnen.

    (Aus Abschnitt 5 der Ethikgrundsätze des Weltärztebundes:

    „Ziffer 11 der Declaration of Helsinki verlangt, dass medizinische Studien an menschlichen Probanden wissenschaftlich zu rechtfertigen sein müssen. Dieses Erfordernis soll Vorhaben ausschließen, die kaum zum Erfolg führen dürften, weil sie z.B. methodisch unzulänglich sind oder, selbst wenn sie Erfolg haben, wahrscheinlich nur belanglose Ergebnisse erbringen dürften.“)

    Es reicht!

  3. Was ich an der Homöpathie am schlimmsten fand, war, dass sie oft erst einen Anfang in der Schwurbelwelt darstellt.

    Ich kam von der Homöpathin zu Bachblüten, Reinkarnationstherapie, Schüssler Salzen, TCM und wurde mit dem „Prinzip der Anziehung“ vertraut gemacht. Viren waren nicht einfach Viren. Oder Unfälle eben Unfälle.

    „Wirkte“ die eine Pseudomethode nicht mehr, wurde eine andere herangezogen.

  4. @Christine

    Ja genau- Homöop. als Einstiegsdroge.

    „Wirkte“ die eine Pseudomethode nicht, wurde eine andere herangezogen.

    …Bis es a) irgendwann ( natürlich nicht aufgrund des natürlichen Krankheits-Verlaufes ) die besondere Methode geschafft hat, zu „heilen“.

    Und/ oder b) man zu guter Letzt von der Einstiegsdroge auch noch auf die Nadel gekommen ist. Allerdings auf die Verweigerung derselben! (Impfspritze)

  5. @Helena Zarrabi

    Exakt. Überflüssig zu erwähnen, dass die besagte Ärztin nur unter großen Vorbehalten impfte. Aber auch, wenn ich mich dann doch evidenzbasiert behandeln ließ – ich wäre natürlich nur durch die homöopathische Begleitung gesund geworden…

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