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Das Goldene Brett 2024: Die drei Finalisten stehen fest

| 1 Kommentar

Wer bekommt am 2. Dezember in Wien das „Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen?

Die Entscheidung fällt zwischen

Aus über 160 Nominierungen hat sich eine Fachjury für diese Finalisten entschieden.

Die Wiener Skeptiker teilen dazu mit:

  • Das in Oberösterreich beheimatete Medienangebot AUF1 TV von Herausgeber und Chefredakteur Stefan Magnet

… bedient seit einigen Jahren ein verschwörungstheoretisches, geradezu wissenschaftsfeindliches und rechtsaußen angesiedeltes Marktsegment.

Zu Corona-Zeiten groß geworden, bietet das Internetfernsehen zwischen seriösen Nachrichten Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie und Bill Gates, Leugnung des menschgemachten Klimawandels, Pro-Putin-Propaganda und andere realitätsferne Inhalte. AUF1 TV betreibt außerdem Werbung für die nicht als Arzneimittel zugelassene Chemikalie Chlordioxid.

Das Desinfektionsmittel ist in der Alternativmedizin-Szene als Miracle Mineral Supplement (MMS) bekannt und gilt dort als Mittel für und gegen alles. Bei Selbstmedikation hat es bereits zu Todesfällen geführt. Gesundheitsbehörden weltweit warnen vor der Einnahme von Chlordioxid.

  • Die Österreichische Tierärztekammer

… hat sich den Platz im Finale mit dem aggressiven Propagieren von pseudomedizinischen Methoden mit Aussagen wie „Homöopathie als Leuchtfeuer der Tiermedizin” ebenso redlich verdient.

Die Kammer bietet dazu jede Menge kostenpflichtige Fortbildungen an; man kann sogar Fachtierarzt für Homöopathie oder Akupunktur werden. Insbesondere die Homöopathie wird als “Lösung zur Problematik der Antibiotikaresistenzen“ beworben, mit dem unwahren Argument, dass sogar die WHO dies fordere. Besonders erschwerend kommt hinzu, dass die Kammer Pseudomedizin-Kritikern in ihren Reihen öffentlich mit rechtlichen Schritten droht.

Die Jury gibt auch zu bedenken, dass angebliche Heilerfolge bei Tieren immer wieder als Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie herangezogen werden – ein Effekt, der als „Placebo by Proxy“ in der evidenzbasierten Medizin bestens bekannt ist.

Wenn Tierärzte und Tierhalter an die Wirkung pseudomedizinischer Methoden glauben, wird den Tieren eine wirksame Behandlung vorenthalten und sie müssen vermeidbares Leiden ertragen, was sowohl den gesetzlichen als auch den moralischen Verpflichtungen von Tierärzten widerspricht.

Laut Werbung arbeiten die Healy-Produkte mit einem „Quantensensor“, der die ideale „Frequenz“ des Anwenders aufnimmt, um mit dieser Frequenz das „bioenergetische Feld zu harmonisieren“. Angeblich basiere der Wirkmechanismus auf den Quantentheorien von Nikola Tesla – der jedoch in Wahrheit nie Beiträge zur Theorie der Quantenphysik geliefert hat.

Mit konkreten gesundheitlichen Versprechen hält man sich seitens Healy zwar offiziell zurück, es gibt aber von der Healy World GmbH finanzierte und von deren „Senior Clinical Research Specialist“ verfasste Studien, die dem Gerät beim Einsatz gegen chronische Rückenschmerzen, Skelettschmerzen, Fibromyalgie, Migräne oder Depressionen eine Wirkung attestieren wollen.

Die Healy-Produkte stehen stellvertretend für ein ganzes Segment ähnlicher pseudowissenschaftlicher Geräte, sind aber wohl die im deutschen Sprachraum bekanntesten. Sie sind zu einem stolzen Preis von bis zu 4000 Euro erhältlich, womit bei der Vertriebsfirma ein hohes kommerzielles Interesse erkennbar ist – ein weiteres Kriterium für das Goldene Brett. Der Vertrieb erfolgt häufig über Multi-Level-Marketing, was für die Zwischenhändler bekanntlich hohe finanzielle Risiken birgt.

Heuer hat Healy World sich bei dem Versuch, ein kritisches YouTube-Kollektiv zu verklagen, so sehr in Widersprüche verstrickt, dass sie letztendlich ihre Klage zurückziehen mussten.

Und wo bleibt die Astro-Show „Blick in die Sterne“ des ORF?

Dazu heißt es, dass „wenige Tage vor der Jurysitzung das Aus für die nur einmal ausgestrahlte und vielkritisierte Sendung bekannt geworden war“. Somit sei das Kriterium der Kritikresistenz nicht erfüllt und die schlussendliche Reaktion der Programmverantwortlichen verdiene laut Jury eine lobende Erwähnung statt eines Bretts vorm Kopf.

Die Verleihung am 2. Dezember im Stadtsaal Wien beginnt um 19.30 Uhr.

Die Laudationes auf die FinalistInnen werden gehalten von dem Chemie-Professor und Wissenschaftler des Jahres 2018 Nuno Maulide von der Universität Wien, der ehemaligen Wiener Pflege- und PatientInnenanwältin Sigrid Pilz sowie dem Klagenfurter Psychologie-Professor und aktuellem Vorsitzenden der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch.

Die Show Acts steuern Stefanie Sargnagel und Chemie on Tour bei. Moderiert wird das Live-Event von Science Buster Martin Puntigam.

Zum Weiterlesen:

  • Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser, GWUP-Blog am 6. Oktober 2023

Ein Kommentar

  1. Ich gratuliere den Nominierten!

    Man kann nur hoffen, dass es dieses Jahr nicht zu ähnlich massiven, von Wahnwichteln konzertierten, Störungen kommt, wie voriges Jahr. Da mit AUF1 ein Liebling der Covidioten und sonstiger VTler nominiert wurde, ist das allerdings zu befüchten.

    Was können die Verantwortlichen tun, um das zu verhindern?

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