Werden Übergewichtige beim Arzt diskriminiert?
Darüber referierte Dr. Norbert Aust bei der Skepkon in Augsburg:
In unserer Gesellschaft haben übergewichtige Menschen ein Problem: „Sie werden diffamiert und erhalten eine schlechtere medizinische Versorgung.“ Als Beleg für die Aussage wurde unserem Referenten Dr. Norbert Aust von anderen Skeptikern ein systematisches Review vorgelegt, in dem Studien aus dem Bereich der „Fat Studies“ zusammenfassend ausgewertet werden.
Im Vortrag zerlegt er Methoden und Schlussfolgerungen der Fat Studies und ordnet deren Aussagekraft ein.
Ergebnis: Das Review kann die Hypothese, dass es eine besondere Diskrimierung übergewichtiger Menschen im Gesundheitssystem gibt, nicht stützen.
Die nächste Skepkon findet vom 29. bis 31. Mai 2025 in Regensburg statt.
Zum Weiterlesen:
21. Oktober 2024 um 22:08
Vielen Dank für die Veröffentlichung des schönen und differenzierten Vortrags von Norbert Aust.
Eine kritische Rückfrage aber: Wie haben sich die Formulierung „zerlegt er Methoden und Schlussfolgerungen der Fat Studies“ (hier im Text) oder „Fat Studies – wissenschaftlich zerlegt!“ im Titel des Videos eingeschlichen?
Denn obwohl sich Norbert Aust sehr kritisch mit den betrachteten Studien auseinandersetzt und für die Diskriminierungsthese keine überzeugenden Belege findet, kommt er eben nicht zu dem Ergebnis, dass alles nur Unsinn sei.
Bevor wir anfangen, Haare zu spalten – mir ist schon bewusst, dass „Zerlegen“ auch in dem Sinn verstanden werden könnte, etwas Stück für Stück detailliert zu untersuchen. Aber das heutige Verständnis von „Zerlegen“ dürfte ein anderes sein.
Natürlich muss man auf youtube um Aufmerksamkeit betteln, aber auch ein provokanter Titel sollte dem eigentlichen Inhalt gerecht werden!
21. Oktober 2024 um 22:15
Bisher konnte ich (BMI 35+) auch keine Diskriminierung durch Ärzte/Ärztinnen feststellen. Gerade auch meine Hausärztin geht, was die Behandlung betrifft, sozusagen Hand in Hand mit mir.
Fachärzte, unabhängig davon, ob sie direkt mit dem Thema befasst sind oder nicht, waren auch nicht auffällig. Einzig ein Prof. Dr. (den Namen hab ich nicht mehr parat) vor vielen Jahren, kam eher unsympatisch rüber, aber das beruhte dann vielleicht auch auf Gegenseitigkeit.
Aber auch das war vom Diskriminieren weit entfernt. Er wollte ja eigentlich helfen, allerdings nur mit Augenschein-Anamnese und ohne ernstzunehmendes Patientengespräch.
22. Oktober 2024 um 12:14
Das generelle Problem ist ja, daß die Kritischen Studien im qualitativen verharren zu scheinen.
Warum auch immer das so sein mag (quantitative Studien sind unsexy, anstrengend, haben Statistik drin, der Bias wird auffälliger, könnten von den Vorannahmen abweichen, es gibt keine Fördermittel dafür, der Hund hat das Konzept aus der Cloud gelöscht ^^), es trägt nicht unbedingt zur Vertrauenswürdigkeit dieses Forschungszweiges bei. Von der Belastbarkeit der Ergebnisse zu schweigen.
Aber alleine das Zitat aus der Studie von Russel et al. (Russell N, Carryer J. Living large: the experiences of large-bodied women when accessing general practice services. J Prim Health Care. 2013;5(3):199-205), das er in Minute 28:56 eingeblendet hat, läßt mir die Fußnägel kräuseln:
Nicht nur, daß Herr Aust vollkommen zu Recht fragt, was denn in diesem Zusammenhang mit einer „feministischen Studie“ gemeint sein könne.
Wenn zwei Sätze später die Autoren schreiben: „A post-struktural feminist lens was applied to the data during thematic analysis“, dann ist das auch in Bezug auf eine qualitative Arbeit für mich ein Hinweis darauf, daß man diese Fat Study getrost ignorieren sollte (es sei denn, daß man das Pippi-Langstrumpf-Prinzip nun endgültig unter dem Banner des Methodenpluralismus etabliert sehen möchte).
Mithin zerlegen sich so einige diese Arbeiten selber. Und in sofern ist der Thumbnail des Videos schon völlig in Ordnung.