Im Standard-Podcast „Rätsel der Wissenschaft“ geht es diese Woche um die Frage
Warum glauben so viele Menschen pseudowissenschaftlichen Unsinn?
Gesprächspartner sind der „Goldenes Brett“-Laudator und Mediziner Gerald Gartlehner sowie der CSI-Fellow und Wissenschaftsphilosoph Lee McIntyre:
Wie kommt es, dass sich Menschen von der evidenzbasierten Medizin abwenden und stattdessen auf Methoden setzen, für deren Erfolg es keine Belege gibt? Weshalb sind auch rationale Menschen manchmal abergläubisch?
Lässt sich Religion mit Wissenschaft vereinbaren, und wie kann man Wissenschaft überhaupt von Pseudowissenschaft unterscheiden?
Zum Weiterlesen:
- Warum glauben so viele Menschen pseudowissenschaftlichen Unsinn, GWUP-News am 3. Februar 2024
- Lee McIntyr: How to Talk to a Science Denier? GWUP-Blog am 11. Oktober 2021
- Wie erkennt man Pseudowissenschaften? Skeptiker 2/2017 (online hier und hier)
7. Februar 2024 um 20:24
Ich habe daran geglaubt, weil mir sympathische Menschen, von den Erfolgen berichteten. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, dass es Ärzte waren, die mir zu unwirksamen „Therapien“ und Mittelchen rieten.
Zweifellos sehr naiv habe ich angenommen, dass z.B. Homöopathie und Bachblüten eine Wissenschaft für sich wären – und deshalb nicht von allen Ärzten betrieben wird.
Geriet ich ins Zweifeln, hörte ich von damaligen Freunden: „Versuch es doch. Es schadet schließlich nicht.“ Was schlicht falsch war. Ich fühlte mich dauerkrank, weil die Homöopathin ständig die „Therapie“ mit mir durchgehen wollte.
Dass ich gesund war, hielt sie nicht davon ab, mir weiterhin Globuli zu verordnen. Ich würde diesen Zustand doch schließlich erhalten wollen…
8. Februar 2024 um 12:40
Die Frage, warum wir Menschen bereit sind, Unsinn zu glauben, ist nun wirklich oft genug beantwortet worden und Christine hat dafür ein schönes Beispiel gegeben. Mich würde vielmehr interessieren, warum wir der wissenschaftlichen Erkenntnis glauben.
Nein, ich meine nicht, warum wissenschaftliche Erkenntnis, wahre, gerechtfertigte Meinung ist und ich rede hier auch nicht irgendwelchen (religiösen) Schwurbeleien das Wort.
Mir geht es um etwas Anderes. Alle sozialen und psychischen Funktionen, welche Religion, Esoterik, Verschwörungserzählungen, Pseudowissenschaften und all den anderen Unsinn so attraktiv machen, erfüllt ein wissenschaftliches Selbst- und Weltbild so mäßig.
Reine Neugierde und (technische) Pragmatik sind nur auf dem ersten Blick gute Erklärungen.
Schließlich sind die besten Tunnelbauer flammende Anhänger der heiligen Barbara.
8. Februar 2024 um 15:12
@ Carsten Ramsel
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind eben keine Meinung.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind Möglichkeiten, die Realität abzubilden. Solange sie aktuell sind und nicht von besseren Möglichkeiten, Realität abzubilden, abgelöst wurden, sind es die besten Möglichkeiten, die wir haben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind belegte, bewiesene Aussagen über unsere Realität.
Ein Problem unserer Wissenschaft ist, dass die meisten Menschen wissenschaftliche Texte nicht lesen und entschlüsseln können. Wir brauchen den Wissenschaftsjournalismus, um die Erkenntnisse so aufzubereiten, dass wir alle das verstehen. Dabei geht oft eine Menge verloren, es muss vereinfacht, visualisiert, erklärt werden.
Wenn wir keinen Zugang zu den Originalarbeiten haben, sind wir darauf angewiesen, den Wissenschaftsjournalist:innen zu glauben, dass sie die Texte richtig verstanden haben und uns das zutreffend erklärt haben.
Das ähnelt natürlich frappierend den Gurus/Schamanen/Klerikern, die uns „heilige/mystische“ Texte erklären, die wir ohne sie angeblich nicht verstehen können. Auch denen muss geglaubt werden, dass sie den richtigen Zugang haben usw.
Unterschied: Wenn Forscherin X einen populärwissenschaftlichen Text liest, in dem über ihre Forschungse
rgebnisse geredet wird, kann sie einschreiten, wenn der Text ihre Ergebnisse falsch darstellt. Das würden wir vermutlich mitbekommen und das Vertrauen in den betroffenen Journalisten wäre von da an weg.
Im Esoterikbereich gibt es diese Einsprüche (mangels existierender Geist-/Gott-/Wunderwesen) nicht.