Ob „Picnic at Hanging Rock“ Wahrheit oder Fiktion ist, müssen meine Leser selbst entscheiden. Da das schicksalhafte Picknick im Jahr 1900 stattfand, und alle Figuren, die in diesem Buch vorkommen, schon lange tot sind, scheint es kaum mehr wichtig zu sein.
So leitete die australische Schriftstellerin Joan Lindsay 1967 ihren Roman „Picnic at Hanging Rock“ ein.
Die Verfilmung von Peter Weir (1975) ist noch bis zum 15. Januar in der ARTE-Mediathek verfügbar:
Angeblich glauben noch immer viele Menschen, dass der verstörende Mystery-Thriller auf einer wahren Begebenheit beruht:
Tatsächlich hat keines der Mädchen, die am 14. Februar des Jahres 1900 bei einem Ausflug zum Mount Diogenes („Hanging Rock“) spurlos verschwanden, wirklich existiert.
Die Autorin Joan Lindsay äußerte sich aus gutem Grund stets nebulös zu der Frage nach dem Realitätsgehalt ihrer Geschichte (ab Minute 9:56):
I can only say that for me fact and fiction are so closely alike, some of it really happened and some of it didn’t, and to me it all happened, it was all terribly true for me.
Denn ursprünglich endete ihr Roman mitnichten offen – sondern präsentierte eine Auflösung, die aber vom Verlag rausgenommen wurde, um die Leser über das Geheimnis des hängenden Felsens im Unklaren zu lassen.
Erst drei Jahre nach Lindsays Tod, am 14. Februar 1987, wurde das fehlende 18. Kapitel von „Picnic at Hanging Rock“ veröffentlicht. Des Rätsels Lösung stellte sich allerdings als recht „kläglich“ heraus, kommentierte Der Spiegel beim Erscheinen der deutschen Übersetzung:
Die vier sind durch ein Loch in der Zeit gefallen, und Lektor Florian Marzin hätte vor Lindsays letztem Kapitel „am liebsten eine Warnung drucken lassen, nicht weiterzulesen“.
Das Ende ist mithin ebenso „abstrus“ wie unleugbar fiktional. Vermutlich hatte man anno 1967 bei Lindsays Melbourner Verlag Cheshire nicht zu Unrecht befürchtet, das Buch würde sich mit diesem banalen Schluss schlechter verkaufen.
So aber löste „Picknick am Valentinstag“ unter den Lesern zahlreiche Spekulationen aus. Und noch immer
… ist der Felsen ein beliebtes Ausflugsziel von Verschwörungstheoretikern. So hört man immer wieder von Paketen, die an die Park-Ranger des Hanging Rock-Reservates geschickt würden. Die Absender seien Menschen, die dort illegal Gestein mitgenommen hätten und es nun zurückschickten, weil es ihnen Unglück gebracht habe.
Zum Weiterlesen:
- Hoaxilla #103: „Picnic at Hanging Rock“ vom 14. Oktober 2012
- Skeptoid Podcast #308: „Picnic at Hanging Rock“ vom 1. Mai 2012
- 14. Februar 1987: Letztes Kapitel von „Picknick am Valentinstag“ veröffentlicht, wdr am 14. Februar 2017
- Was geschah wirklich beim Valentinstag-Picknick am Hanging Rock? travelbook am 14. Februar 2023