Der Horror beginnt im Labor. Jedenfalls in Film und Fernsehen.
Am 5. Dezember tobt der Wutbrocken Hulk über den Bildschirm. Der grüne Grobi war eigentlich Wissenschaftler – bis zu jenem Laborunfall. Auch Iron Man, Spiderman und Die Phantastischen Vier verbringen viel Zeit mit Reagenzgläsern und Zentrifugen. Von Superschurken wie Dr. Octopus, Dr. Doom oder dem Grünen Kobold gar nicht erst zu reden.
Fazit: „Der wirklich normale Mensch arbeitet nicht in Laboratorien!“
Andererseits hat ausgerechnet die Zeitschrift Laborjournal Spiderman alias Peter Parker einen Aufsatz gewidmet. Unter anderem ging es dabei um die Frage, wo Peter Parker bei seiner ungesunden Mensa-Ernährung die Unmengen an Aminosäuren hernimmt, die er für die Produktion seiner Spinnenfäden braucht:
„Zwar scheint er Cheeseburger zu lieben und in der Tat zieht Käse Fäden, aber gegen Cheeseburger als Proteinquelle spricht das schmale Gehalt Parkers. Er ist freier Mitarbeiter bei der Zeitung Daily Bugle und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung versichern, dass Beiträge für Zeitungen keine 20 oder 30 kg Cheeseburger täglich abwerfen.“
Sogar mit einer originell-bizarren Erklärung wartet das Fachblatt auf, ehe sich die Thematik in Richtung Gürtellinie abwärts verdichtete:
„Parkers Spinnennatur erklärt auch sein seltsames Verhalten gegenüber der verliebten Mary Jane. Er hat ja offensichtlich Angst vor ihr, vor allem vor dem so nahe liegenden Geschlechtsverkehr … Warum hat Spiderman Angst vor Mary Jane?
Ganz einfach: Spinnenweibchen pflegen ihre Fortpflanzungspartner nach der Begattung zu verspeisen … Ein weiterer Grund liegt in den Fortpflanzungsgewohnheiten der Spinnen. Männliche Spinnen haben keinen Penis. Das Spinnenmännchen spritzt seinen Samen vielmehr auf ein extra dafür gesponnenes netz und nimmt ihn dann mit den Kiefertasten, den Pedipalpen, auf. Dort wird der Same bis zur Begattung gespeichert. Die findet dann quasi in Handarbeit statt.“
Na, ob man das nun so genau wissen will?
Prompt eilte denn auch kein Geringerer als der bekannte Insektenkundler Dr. Mark Benecke dem rot-blau kostümierten Wandkrabbler zu Hilfe.
„Sex hat stattgefunden!“ sprach Benecke in einem Leserbrief sein Verdikt – und outete sich zugleich als gut informierter Fan:
„Peter und MJ waren seit 1987 verheiratet. MJ hieß seitdem Mary Jane Watson-Parker. Ich kenne kein US-amerikanisches Paar aus New York, das vor der Ehe nicht ausgiebig den Geschlechtsverkehr ausgeübt hätte. Die Hochzeit fand im riesengroßen Shea-Stadium statt. MJ und Parker wohnten dann zusammen in den Bedford Towers in Manhattan (Upper Side).“
Aha. Zugegebenermaßen würde mich mehr interessieren, wieso Peter Parker ständig pleite ist, wenn er synthetische Spinnenseide in brauchbarer Qualität herstellen kann (zumindest in den Comics, wo das Zeugs aus seinem Dress, nicht aus dem Körper, kommt)?
Klar, „physical correctness“ steht im Marvel-Universum nicht unbedingt im Vordergrund. Aber völlig unnütz ist die Beschäftigung mit den ganzen fantastischen Gestalten nun auch wieder nicht.
„Ich habe übrigens nur deshalb Biochemie studiert“, vertraute Benecke dem Laborjournal an, „weil Peter Parker auch Biologie- (in der deutschen Übersetzung: Biochemie-) Student ist. Kein Witz!“
Zum Weiterlesen:
- Bernd Harder: Welche Augenfarbe hat die Unsichtbare? SKEPTIKER 3&4/07, S. 167ff.
- James Kakalios: Physik der Superhelden. Rogner & Bernhard, Berlin 2009.
21. November 2009 um 21:29
Vielleicht behauptet der alte Angeber ja nur, er könne sie herstellen – und bezieht sie in Wirklichkeit einfach heimlich im Großhandel. DAS würde dann durchaus erklären, wieso er ständig pleite ist …
23. November 2009 um 13:54
Zu Spiderman bleibt anzumerken, dass der originale, also der aus dem Comic, seine Spinnenfäden künstlich herstellte. Er besaß keine Spinndrüsen. Als Kind fand ich Spidey immer ziemlich cool. Im Gegensatz zu den aseptischen Typen wie Superman und Co. Endlich mal ein echter Nerd.