Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller führten für die Richard Dawkins Foundation ein dreiteiliges Gespräch über wissenschaftliche Kontroversen zum Thema Trans. Es geht um Folgendes:
Im Frühjahr 2024 wurde nach einer langen Phase intensiver und umfangreicher Kritik von vielen Seiten der GIDS (Gender Identity Development Service) an der Tavistock Klinik in London geschlossen und das dort vertretene affirmative Behandlungsmodell für „Trans“-Kinder und -Jugendliche vom NHS (National Health Service) aufgegeben. Mittlerweile wurde es auch vom britischen Gesetzgeber in wesentlichen Teilen verboten. Wissenschaftliche Grundlage für diesen Schlussstrich ist der Cass Review. Darin wird auf fast 400 Seiten das affirmative Modell auf Basis der evidenzbasierten Medizin Punkt für Punkt geprüft – mit vernichtendem Gesamturteil.
Das Interview ist thematisch gegliedert und beinhaltet folgende Aspekte:
Teil 1: Das affirmative Behandlungsmodell und der Cass-Review
Es wird die Kritik des Cass-Reviews am affirmativen Behandlungsmodell erklärt, das an der Tavistock-Klinik praktiziert wurde.
Teil 2: Das affirmative Modell und dessen Alternativen
Der zweite Teil erläutert die historische Entwicklung des affirmativen Modells und skizziert alternative Behandlungsmodelle, damit die verschiedenen Aspekte der Debatte verstanden werden können.
Teil 3: Das affirmative Modell und der Transaktivismus
Im letzten Teil werden die Strategien und Taktiken der Transaktivisten gezeigt, die es lange geschafft haben, das affirmative Modell als einzig akzeptable Alternative zu verkaufen.
Zum Thema:
- Artikel: Grossbritannien verlängert Verbot von Pubertätsblockern, Queer Nations (Till Randolf Amelung) vom 13.12.2024
- Artikel: Der Cass-Report, Richard Dawkins Foundation (Robyn E. Blumner) vom 05.12.2024
Hinweis:
- Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
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11. Februar 2025 um 14:48
Die Artikelserie ist sehr informativ und sei allen ans Herz gelegt, die sich mit der Problematik des Transaktivismus nicht auskennen bzw. nur am Rande davon gehört haben.
Sie ist auch in Hinblick auf das SBGG relevant, welches im November 2024 in Deutschland in Kraft getreten ist bzw. liefert Erklärungsansätze für die verschiedenen Executive Orders von Präsident Trump in Bezug auf Transpersonen (z.B. der Verbot der genderaffirmativen Behandlung von Minderjährigen).
https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_%C3%BCber_die_Selbstbestimmung_in_Bezug_auf_den_Geschlechtseintrag
11. Februar 2025 um 22:21
Eine erhellende Artikelserie. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es zwei Lager. Beide stehen Transmenschen offen gegenüber. Die einen sagen aber, der Arzt muss eine gründliche Anamnese und Diagnostik durchführen, um eine Diagnose und passende Behandlung rauszufinden. Die anderen sagen nein, der Arzt muss unkritisch die Selbstdiagnose der Patienten als Basis für eine experimentelle und irreversible Behandlung nehmen. Hmm.
13. Februar 2025 um 11:01
@Ron
Für einen vertiefenden Einblick in die Problematik empfehle ich den Blog https://queernations.de/
U.a. Till Amelung kommentiert dort regelmäßig die aktuellen Geschehnisse rund um das Thema Trans* und bietet für den Laien verständliche Analysen und Erklärungen an.
8. März 2025 um 16:34
Internationaler Frauentag. Hier in Berlin Feiertag. Pünktlich zum Ereignis kultiviere ich meinen Männerschnupfen. Passend dazu stelle ich fest, daß ich die Welt nicht mehr verstehe. Insofern gerade maximale somatopsychische Desorientiertheit meinerseits:
Firefox-Pocket spült als Treibgut zwei Artikel aus der taz an meine Gestade: In dem einen wird leidenschaftlich für eine geschlechtergerechte Medizin mit Sichtbarmachung der Frauen gestritten. Im anderen wird die Geschlechtsbestimmung bei Geburt mit einer zementierten Rollenfestlegung für alle Ewigkeit verglichen (Motto: „Hat keinen Penis, ist daher gebärfähig.“). Eine Auflösung des binären Geschlechtsbegriffes im biologischen Sinne wird energisch eingefordert.
Frage: Ist das jetzt der Methodenpluralismus, von dem hier mancher Kommentator so schwärmt?
Bei Queernations wird ein Blogbeitrag des Bayerischen Rundfunks rezensiert: Eine Studentin der Erziehungswissenschaften hat mehrfach am Tag den Eindruck, dass sie das Geschlecht (gender) wechsele. Wenn sie sich in der U-Bahn plötzlich männlich fühle, dann würde sie sich breitbeinig hinsetzen und anfangen zu rülpsen.
Frage 1: Wäre es nicht gesünder, nicht ständig um sich selbst zu kreisen, und nicht mit solchem Tüddelkram zu versuchen, sich irgendeiner vermeintlich marginalisierten Randgruppe anzuschließen, um Selbstbestätigung zu erheischen?
Frage 2: Möchten Sie ihr Kind einer solchen Person anvertrauen?
Passend zum Feiertag ist die neue S2k-Leitlinie (die eigentlich gerne lieber eine S3-Leitlinie sein möchte) „https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/geschlechtsinkongruenz-und-geschlechtsdysphorie-im-kindes-und-jugendalter-diagnostik-und-behandlung“ veröffentlicht worden.
Bilanz bislang: Eine Fachgesellschaft ist während der Erstellung ausgestiegen, eine weitere hat die LL nicht konsentiert, Bedenken DGPPN (die allerdings die Leitlinie konsentiert hat), wurden abgebügelt.
Interessanterweise finden sich die Formulierungen der abweichenden Voten der DGPPN wortwörlich in einem Artikel des Psiram-Blogs aus dem letzten Jahr. Wer da jetzt von wem kopiert hat, ist ja auch egal.
Zwei Selbsthilfe- und Lobbyverbände waren tatsächlich gleichberechtigt mit den Fachgesellschaften an der Erstellung beteiligt. Ihre im Leitlinienreport dokumentierten abweichenden Voten und Änderungswünsche sind wertvoll, da offenkundig auch bei der AWMF die engstirnige Methodentreue zugunsten des Prinzips der woken Kuscheligkeit verlassen worden ist (wobei die Fachgesellschaften das auch ohne die Betroffenengruppen hingekriegt haben). Ironie: Den Vertetern von TransmitdemSternchen und TrakineohneSternchen wurden im Leitlinienreport pauschal nur geringe Interessenkonflikte bescheinigt.
Frage: Was habt Ihr eingeworfen, Leute? Ich will auch etwas davon abhaben.
Bis dahin behelfe ich mir mit einem Maitai mit einem extra Schuß Wick Medinait.
8. März 2025 um 17:23
@borstel
Eine Auflösung des binären Geschlechtsbegriffes im biologischen Sinne wird energisch eingefordert.
Das ist identitätspoltischer Aktivismus oder auch Queerfeminismus par exellence. Und dazu genau das Streitthema, welches mit großer Washrscheinlichkeit Trump im Nov 2024 einige entscheidene Stimmen zu seinem Sieg eingebracht hat.
Passend zum Feiertag ist die neue S2k-Leitlinie […] veröffentlicht worden.
Ich bin ziemlich sicher, dass Till Amelung noch einen Artikel zur S2k-Leitline auf queernations verfassen wird. Denn er beschäftigt sich schon des längeren kritisch mit der Leitlinie
9. März 2025 um 09:13
Till Amelung hat schnell reagiert. Seine Stellungsnahme zur S2k-Leitlinie ist ein „Daumen runter“.
Am 7. März 2025 wurde die S2k-Leitlinie ,,Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter – Diagnostik und Behandlung“ endlich veröffentlicht. Doch statt einer praxistauglichen Leitlinie ist sie zuvörderst ein Dokument ideologischer Borniertheit.
https://queernations.de/neue-transkinder-leitlinie-ist-ein-skandal/
9. März 2025 um 16:05
@ RPGNo1
Es ist verständlich, daß sich die taz es mit keiner ihrer Lesergruppen verderben möchte. Die Frage ist nur, ob in der Redaktion einige Zyniker sitzen, denen die innere Kohärenz des Blattes egal ist, oder ob dort Personen wirken, die allen Ernstes der Meinung sind, daß (frei nach dem Motte „These – Antithese -Synthese“) diese vollkommen unvereinbaren Standpunkte doch zusammenpassen.
10. März 2025 um 14:04
@borstel
Die taz ist genossenschaftlich organisiert. Da liegen (journalistischer) Glanz und Elend (*) oft nahe beieinander.
Der Redakteur Journalist Jan Feddersen, der u.a. mit Till Amelung bei queernations zusammenarbeitet, ist ein scharfer Kritiker der aktivistischen Seite. Ich könnte mir schon vorstellen, dass er die Augenbrauen sehr weit hochgezogen hat, als er das Essay von Antje Schrupp las.
https://taz.de/Geschlecht-und-Identitaet/!6065954/
(*) Wie z.B. Hengameh Yaghoobifarahs berüchtigte Kolumne „Abschaffung der Polizei – All cops are berufsunfähig“.
10. März 2025 um 20:13
@RPGNo1 und borstel
Es ist weder Zynismus noch hegelsche Dialektik. Es gilt Hanlons Rasiermesser – Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend zu erklären ist. Menschen, die in der Lage sind, einen logischen Widerspruch zu erkennen, sind selten.
Zudem sind binäre Logiken, ich kenne den Unterschied zwischen dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten und dem Satz vom Widerspruch, ein patriarchales Unterdrückungsinstrument. Ich empfehle Ihnen den WTF-Talk zum Thema „Geschlecht“, da wird es Ihnen ausführlich erklärt. Es gibt keine strengen Merkmalsunterschiede für das biologische und soziale Geschlecht; es mag allerdings in politischen Diskussionen, wenn es um Täter und Opfer*innen geht, erforderlich sein Cis-Männer und Flinta* zu unterscheiden.
Dem Ganzen liegen antirealistische Prämissen zu Grunde, so dass es nicht darum geht, was ist sondern darum, was gesellschaftlich oder politisch gilt.
11. März 2025 um 18:52
Hanlon, aha! Wieder eine scharfe Klinge mehr in meiner Schublade!
12. März 2025 um 08:36
@Carsten Ramsel
Der Talk ist für die Katz. Der Einschätzungen des Experten Tautz sind eine Minderheitenmeinung in der biologischen Fachwelt und werden u.a. von renommierten Biologen wie Jerry Coyne oder Richard Dawkins nicht geteilt und zurückgewiesen.
Der Evolutionsbiologe Diethard Tautz fordert, bei Geschlechtern nicht in Kategorien zu denken. Er leugnet zwar nicht, dass es genau zwei biologische Geschlechter gibt, möchte dieser Tatsache aber keine Bedeutung mehr beimessen. Seine Ausführungen überzeugen allerdings nicht.
https://hpd.de/artikel/des-professors-nebelkerzen-21836
Denying that Sex is Binary: A Study in Hypocrisy
https://richarddawkins.substack.com/p/denying-that-sex-is-binary-a-study
The Ideological Subversion of Biology
https://skepticalinquirer.org/2023/06/the-ideological-subversion-of-biology/
12. März 2025 um 11:00
@RPGNo1
Ich werde meinen Sarkasmus zukünftig besser kennzeichnen. Vielen Dank für die Leseempfehlungen.
12. März 2025 um 17:00
@ Carsten Ramsel
Ich weiß nicht, aus psychohygienischer Sicht: wenn man die Menschen erstmal für böse statt dumm hält, kann man wenigstens positiv überrascht werden. Umgekehrt ist das Mist.
Wenigstens solltest du beide Anteile in Betracht ziehen – statt entweder böse oder dumm.
ps. die WTF-Gang verhält sich böse und dumm zugleich in diesem Video. Das war doch das, in dem die eine Person ausrastete und Edmüller wüst beschimpfte?
pps. stand das WTF eigentlich für whatthefuck?
13. März 2025 um 10:30
Zimtspinne, welches Video?
13. März 2025 um 10:43
@Carsten Ramsel
Oh, dann habe ich den Kommentar vollkommen missverstanden. Dafür entschuldige ich mich. Danke für die Rückmeldung, so dass der Punkt schnell geklärt werden konnte.
13. März 2025 um 11:53
@zimtspinne
WTF: Wissenschaft trifft Freundschaft
Ich halte die Menschen weder für dumm noch für bösartig. Varnan hat das in einem seiner Videos mal erklärt, was es mit Menschen macht, die glauben, auf der richtigen Seite zu stehen. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
13. März 2025 um 12:49
@zimtspinne
in meinem Verständnis strebt Hanlon da eher die versöhnliche Einordnung einer Handlung an, als die Wertung oder Beurteilung einer Person.
Statt „Das Arschloch hat mir die Vorfahrt genommen“ ist die Grundannahme „Der hat mich wohl nicht gesehen “ für das Gemüt im Zweifelsfall gesünder.
14. März 2025 um 10:43
@RPGNo1
Nicht dafür. Ich lese Ihre Kommentare immer gerne.