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Studie: Der Glaube an Verschwörungstheorien hat nicht zugenommen

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Was wir für Deutschland schon einige Male berichtet haben, bestätigt jetzt eine Studie aus den USA:

Der Glaube an Verschwörungstheorien hat auch in jüngster Zeit nicht zugenommen.

Keine von insgesamt vier Teilstudien

  • Einstellungen von Menschen in den USA zu 55 Verschwörungstheorien über unterschiedliche Zeiträume
  • Meinungen zu sechs Verschwörungstheorien in europäischen Ländern von 2016 bis 2018
  • Meinungen zu Gruppen – von Freimaurern über die Regierung bis hin zu internationalen Organisationen –, die in den USA am häufigsten als „Verschwörer“ gesehen werden
  • Auswertung von acht Befragungen zwischen 2012 und 2021 zu generellen Aussagen, die auf die Neigung zu Verschwörungstheorien schließen lassen

lieferte überzeugende Evidenz, dass der Glaube an bestimmte Verschwörungstheorien oder der generelle Glaube an Verschwörungen in letzter Zeit zugenommen habe.

Dem ORF sagte der Studienleiter Joseph Uscinski von der Universität Miami, der Inhalt der Theorien verändere sich, die Personen, die daran glauben, blieben jedoch oft dieselben:

Viele der Menschen, die glauben, dass das 5G-Netz eine SARS-CoV-2-Erkrankung verursacht, haben vor der Pandemie geglaubt, es führe zu Krebserkrankungen oder sei dazu da, Gedanken zu kontrollieren […] Menschen glauben nicht einfach alles, was sie in den sozialen Netzwerken lesen. Nur weil vielleicht mehrere Personen mit Verschwörungstheorien konfrontiert werden als früher, heißt das nicht, dass sie ihnen auch automatisch zustimmen.

Welchem „gesellschaftlichen Konsens“ dieser Befund allerdings widersprechen soll, bleibt das Geheimnis der Forschenden.

Die Erhebungen im deutschsprachigen Raum weisen seit Jahren in diese Richtung und werden von Experten auch so kommuniziert.

Das Science Media Center Germany hält die US-Studie für plausibel, sieht allerdings einige methodische Schwächen.

Zum Weiterlesen:

  • Glaube an Verschwörungstheorien nahm im Laufe der Zeit nicht zu, science media center am 20. Juli 2022
  • Studie: Kein Run auf Verschwörungstheorien, orf am 21. Juli 2022
  • Glaube an Verschwörungserzählungen hat nicht zugenommen, derStandard am 21. Juli 2022
  • Glaube an Verschwörungsmythen nicht gewachsen, faz am 21. Juli 2022
  • Neue Zahlen zum Corona-Verschwörungsglauben, GWUP-Blog am 19. Juli 2020
  • Neue Umfragen: Ist der Verschwörungsglaube rückläufig? GWUP-Blog am 29. Dezember 2020
  • Corona-Verschwörungsmythen sind praktisch unabhängig vom konkreten Pandemie-Verlauf, GWUP-Blog am 12. Oktober 2021

4 Kommentare

  1. Ich denke, so platt wird es nicht sein, dass es eine im wesentlichen statische Grundmenge von Verschwörungsgeneigten in der Gesamtbevölkerung gibt, die sich auch von gravierenden Ereignissen wie der Pandemie nicht vergrößern, aber radikalisieren lässt.

    Aber das ist nur mein Bauchgefühl …

    Die langjährigen Ergebnisse der Sozialforschung von Prof. Wilhelm Heitmeier (Uni Bielefeld) zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zeigen in der Tat ähnliche „statische“ Befunde – die auch in ihrer Wahrnehmbarkeit schwanken, aber kaum in den Gruppengrößen. Macht nachdenklich …

    Und nachdem nun auch noch feststeht, dass der Homöopathie-Umsatz in der Pandemie kontinuierlich weiter gesunken ist … Das kann natürlich Hoffnung machen.

    Umso wichtiger ist es, dass es gelingt, Größe von Lautstärke zu unterscheiden.

  2. @Udo Endruscheit:

    Bei Twitter hat jemand kommentiert:

    Die Deppen werden nur lauter und selbstbewusster.

    Nicht unbedingt unsere Wortwahl, aber inhaltlich das, was wir in den vergangenen zwei Jahren hier permanent beschrieben haben.

    Die Leipziger „Mitte-“ und „Autoritarismus“-Studien ermitteln im Grunde seit vielen Jahren einen nahezu gleichbleibenden Prozentsatz an „Verschwörungsmentalität“ in der Bevölkerung.

    Die Corona-Krise war nun für diese Menschen eine Art Kristallisationspunkt, auf die man alle liebgewonnenen VT gleichzeitig projizieren konnte, von 5G über QAnon bis zu Bill Gates.

    Außerdem war jeder Einzelne persönlich von Corona betroffen, sodass das Gefühl wuchs, jetzt müsse man endlich etwas tun und nicht nur an die bösen Hintergrundmächte „glauben“.

    Ich denke, so kann man in etwa den quantitativen und qualitativen Unterschied erklären.

  3. Ein weiterer Punkt ist wohl, dass sie (mediale) Aufmerksamkeit erhielten und erhalten.

    „Weil man ja alles nicht so genau weiß“, wird die VT des Nachbarn, Kollegen oder Familienmitglieds zu einer „echten“ Option.

    Und „die Professoren“ waren sich ja auch nicht einig und erzählten jeden Tag etwas anderes.

  4. „Weil man ja alles nicht so genau weiß“, wird die VT des Nachbarn, Kollegen oder Familienmitglieds zu einer „echten“ Option.

    Es klingt absurd, wenn man überlegt, dass man Informationen in sehr kurzer Zeit abrufen kann. Da kommt wohl eher die fehlende Medienkompetenz an den Tag

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