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Astrologie: „Der Spiegel“ kollidiert mit den Zwillingsplaneten Auflagen- und Bedeutungsverlust

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In „unsicheren Zeiten“, in denen man sich „auf gar nichts mehr verlassen kann“, gebe die Astrologie „Antworten auf ein System, das nicht mehr funktioniert“ – analysierte vor zwei Wochen Die Zeit.

Und wo ist die Not derzeit am größten?

Beim Spiegel zum Beispiel. Zuerst die Relotius-Affäre, dann konnte das Blatt eine angebliche „Enthüllung“ über Schiebereien bei der Fußball-Weltmeiserschaft in Brasilien nicht belegen. Und jetzt verliert auch noch das renommierte „Gesellschafts“-Ressort seinen exklusiven Status und geht künftig im schnöden Alltag der Hauptredaktion auf.

Angesichts dieser Schmach hat es bei der „Edelfeder-Truppe“ (Horizont) anscheinend endgültig ausgesetzt.

In der aktuellen Ausgabe (41/2019) befragt die „Gesellschafts“-Redaktion die Sterne respektive den Herrn Ludwig vom Deutschen Astrologen-Verband, wie das alles weitergehen soll. Also mit den „unsicheren Zeiten“. Und der „Unruhe“. Und wann’s wieder „besser wird“.

Wie ein schwer verunsicherter Mittfünfziger, den in der Midlifecrisis die Angst vor Jobverlust, Scheidung, Hormonproblemen und höheren Alkoholpreisen umtreibt, lassen die Kollegen sich von den Standardphrasen des Astro-Fabulanten einlullen.

Möglicherweise soll das Ganze ja irgendwie selbstironisch wirken. Stattdessen belegt das traurige Kasterl auf Seite 44 wohl eher den Abschied des Spiegel von jedweder Qualitätskontrolle. Denn nicht einmal einen Journalisten namens „Max Plonyi“ (bei der Spiegel+-Version) gibt es.

Sondern nur einen Max Polonyi.

Die Grabrede hält der Charismatische Guru Lorenz Meyer:

Bis vor kurzem stand der „Spiegel“ ganz im Zeichen des Märchenplaneten Relotius. Nun droht die Konjugation mit dem Boulevard-Planeten. Orientierungslos torkelt Ihr durch das All. Eine Kollision mit den Zwillingsplaneten Auflagen- und Bedeutungsverlust sendet ihre ersten Vorzeichen.

Zum Weiterlesen:

  • In der „Zeit“: Der neue Astro-Boom – „ein Trostpflaster, nur ein bisschen teuer vielleicht“, GWUP-Blog am 1. Oktober 2019

5 Kommentare

  1. Naja, alles hat zwei Seiten. Als ich jetzt beim Friseur war (bitte keine Bemerkungen), war dort der SPIEGEL im Leserservice. Zwischen all den normalen Friseur-Zeitschriften wie Bunte usw. Das passt mit Astrologie einfach besser als ohne.

    Ein Horoskop auf der letzten SPIEGEL-Seite fehlt natürlich noch. Mich würde z.B. interessieren, welche Frisur mir die Sterne vorhersagen, jetzt wo Saturn im Quadrat zu Neptun steht. „Feste Strukturen gehen auseinander“, das verheißt ja nichts Gutes.

  2. Mal angenommen, die Astrologie würde stimmen…was würde das bedeuten?
    Unser Schicksal würde starren Vorgaben unterworfen sein…die „Sterne“ bewegen sich in recht gut berechenbaren „Kreisen“…man kann fast von einem „Uhrwerk“ sprechen…wie ist das mit unserem „chaotischen“ Leben in Einklang zu bringen?
    Der Laplace’sche Dämon ist „gottseidank“ Geschichte…

  3. Solch ein Interview mit einem Astrologen erwarte ich in Zeitschriften wie Die Bunte, Echo der Frau usw. und nicht im Spiegel, auch wenn es jeder Zeitschrift peinlich sein sollte einen Astrologen um Rat zu fragen. Was soll das? Astrologie ist nun wirklich sehr gut widerlegt, bzw. Null bestätigt. Weder astronomisch, noch psychologisch. Sie kann nichts vorhersagen und keinen Persönlichkeitsanalyse liefern, die einen Mehrwert liefert, vorwissenschaftlich.

    Die Psychologie der Astrologie Taschenbuch – 21. Juli 2005
    von Andreas Hergovich

    https://www.amazon.de/Die-Psychologie-Astrologie-Andreas-Hergovich/dp/3456841957

  4. Als langjähriger Spiegel-Leser konnte ich meinen Augen kaum glauben. Wird Jakob Augstein von Nostradamus abgelöst?

  5. Jaja, seit der Mond ins dritte Kellergeschoss des Spiegel-Verlagshauses eingetreten ist, geschehen dort merkwürdige Dinge an den Druckerpressen. Da macht sich dann auch mal Venus für Jupiter nackig und zeigt ihm ihren Uranus.

    Für im Zeichen des Spiegellesers Geborene bedeutet das, dass sie dienstagmorgens wieder ewig im Stau auf der Milchstrasse stehen, weil Stier und Löwe den kleinen Wagen umgeworfen haben und da nun jede Menge Fische herumliegen. Wäre eigentlich kein Problem, aber der grosse Bär hats mal wieder im Kreuz des Südens und liegt bei der Jungfrau und ihren sechs Tanten auf der Bärenhaut, während Merkur einen in der nördlichen Krone hat und versucht, bei Saturn eine neue Waage zu kaufen. Masseschwund, Sie wissen schon…

    Aber alles wird bald gut, spätestens nächsten Monat, wenn die Sonne wieder im Zeichen des Skeptikers aufgeht. Dann is nämlich hell, am Tag sieht man kaum Sterne, ausser man ist sternhagelvoll. Aber wer braucht schon einen Sternenhagel?

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