Vor sieben Jahren schrieb Florian Freistetter in einem Beitrag zum Thema „Wo Aberglaube WIRKLICH gefährlich ist – Skeptiker in Afrika“:
Wir leben in einer Welt, die wir in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten dank der Erkenntnisse der Wissenschaft und der Aufklärung einigermaßen komfortabel für uns eingerichtet haben. Jetzt können wir es uns erlauben, all diese Erkenntnisse zu ignorieren und wieder dem Aberglauben zu frönen. Wenn etwas passiert, haben wir ja immer noch das Sicherheitsnetz unserer hochzivilisierten Welt, das uns auffängt. Aber nicht allen Ländern geht es so gut wie uns in Europa.
In der Tat:
Zwei Filmemacher begleiten für die WDR-Magazinsendung „Die Story“ den Preisträger des EU Human Rights Defenders Award 2018, Peter Sewakiryanga, mit der Kamera:
Es ist kaum zu fassen, aber wahr: Der Glaube an Wunderheiler breitet sich im Afrika des 20. Jahrhunderts wieder aus. In Ländern wie Südafrika, Tansania oder Uganda umfasst er alle Schichten der Bevölkerung, auch der Wohlhabenden.
Besonders viel Glück sollen Rituale mit Körperteilen von Kindern bringen, und so steigt die Zahl der Kinder, die von Wunderheilern entführt, getötet oder verstümmelt werden, seit Jahren an.
In Uganda zeigen die Filmemacher Joost van der Valk und Mags Gavan, wie ausgerechnet ein Zeichen des wachsenden Wohlstandes – der Bauboom im Land – das Grauen befördert. Sie sind dabei, wie „Wunderheiler“ von einer Spezialeinheit der Polizei gejagt werden – unterstützt von einem lokalen Priester, einem amerikanischen Mormonen und einem ehemaligen Kopfgeldjäger.
Ihr Ziel: das Morden beenden, Gerechtigkeit herstellen – und überlebenden Kindern helfen. Eine „Story“, die fassungslos macht, aber auch hoffen lässt.
Hier geht‘ zum Video (zirka 44 Minuten).
Zum Weiterlesen:
- Wo Aberglaube WIRKLICH gefährlich ist: Skeptiker in Afrika, Astrodicticum simplex am 19. Mai 2012
- Tödliche Hexenjagden – und der Kampf der Skeptiker, GWUP-Blog am 4. April 2013
11. März 2019 um 11:40
Glaube, dem die Tür versagt,
Steigt als Aberglaub‘ ins Fenster.
Wenn ihr Gott vom Haus verjagt,
Kommen die Gespenster.
Neutral ausgedrückt: Daß der Bedeutungsverlust der instiutionalisierten Religionen nicht zwangsläufig zu einer Stärkung des säkularen Humanismus, Rationalismus usw. führt, ist jetzt mal nichts neues. Umso tragischer, was in Uganda geschieht. Und ich fürchte, daß solche Extreme ohne weiteres auch im ach so zivilisierten Deutschland (wenn auch womöglich in anderer Ausprägung) möglich wären, allenfalls abefedert durch ein effizientes System der Strafverfolgung.