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Nichts gemeinsam: „Genuine“ und „Klassische“ Homöopathie neu in der Homöopedia

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Neu in der Homöopedia:

Genuine und Klassische Homöopathie.

Genuine und klassische Homöopathie unterscheiden sich an neuralgischen Punkten diametral, obwohl sich beide Strömungen auf Hahnemann berufen.

Beide Methoden bewerten völlig unterschiedlich, was für die Arzneimittelwahl entscheidend ist (sich durchziehende Symptomelemente vs. Gemütssymptome).

Beide Methoden ermitteln in der Fallanalyse komplett verschieden das Charakteristische des Symptombildes (die aktuellen Krankheitssymptome vs. die gesamte Krankengeschichte des Patienten).

Beide Methoden werten die Bedeutung der augenscheinlichen aktuellen körperlichen Symptome für die Mittelwahl deutlich unterschiedlich (als „einzig denkbare Gestalt der Krankheit“ vs. Endresultat der gesamten Krankheits­geschichte und ihrer zugrunde liegenden „Urübel“).“

Zum Weiterlesen:

6 Kommentare

  1. Aber beide kommen dennoch zu den identischen „Erfolgen“ :D

  2. @ApoMi
    Nun ja die tragen ihre Auffassungsunterschiede ja nicht öffentlich aus. Intern dürften da durchaus die Fetzen fliegen, weil der jeweils andere ja unrecht haben und also entweder ein Magier oder, wahrscheinlicher, ein Lügner und Betrüger sein //muss//.

    Man kennt das von Esoterikmessen, wo auch jedes noch so zur eigenen „Theorie“ konträre Erklärmodell toleriert wird. Hauptsache die Leute kommen überhaupt.

    Genau wie in den großen Einkaufszentren, wo sich viele konkurrierende Firmen versammelt finden und friedlich miteinander Geld verdienen.

    Ups…

  3. Kennt man ja auch von den Astrolügnern… wenn jemand versagt, war er einfach kein richtiger und seriöser Astrolügner.

  4. Wenn man alles, über das sich die verschiedenen Richtungen der Homöopathie uneinig sind, beiseitelässt und nur das betrachtet, worüber sie sich einig sind bzw. was alle als „richtig homöopathisch“ akzeptieren, bleibt vermutlich übrig: Am Allerwichtigsten ist es, dass man nicht „allopathisch“ oder „schulmedizinisch“ behandelt, sondern homöopathisch.

    Welche Ursubstanzen wie ermittelt und verarbeitet werden, welche Verdünnungen hinterher wie, wogegen und warum verabreicht werden, alles egal. Hauptsache verdünnt und geschüttelt.

  5. Es ist sicher richtig – die Zuckerheiler waren sich nie, vom den ersten Tagen der Homöopathie an, völlig einig darüber, wie das Verfahren „richtig“ zu beschreiben ist und wer es „richtig“ beschreibt.

    Das erstaunt nicht, gibt es doch keine Möglichkeit, ein komplett unsinniges Verfahren zu validieren.
    Und es ist deshalb auch kein Wunder, dass mit zunehmendem wissenschaftlichen Wissen, zunehmend vielfältigere, meist esoterische Erklärungsmodelle in die Homöopathie einzogen.

    Der erheblich durchgeknallte J.T.Kent, der im späten 19. Jhdt. den Mystiker Swedenborg samt Theosophie entdeckt hatte, fortan beschloss, den sogenannten „Geistes- und Gemütssymptomen“ der homöopathischen Arzneimittel oberste Priorität einzuräumen und eine Reihe mystisch-okkulter Vorstellungen in der homöopathischen Lehre zu etablierten, war ein Leuchtfeuer dieser neuen Pfade.

    Mit welchem Elan sich die Mystifizierung der Homöopathie vollzog, merkt man nicht zuletzt daran, dass die von Hahnemann berechtigterweise ablehnend betrachtete, völlig absurde Signaturenlehre, die mit ihren Stoff-, Farb-, Kraft- und Gestaltanalogien für eine vorwissenschaftliche Medizin mit archaischen, magisch-animistischen Heilkonzepten steht, ihren Einzug in die Denkwelt der Homöopathen hielt.

    Während die Vertreter der sogenannten naturwissenschaftlich-rationalen Strömung, wie beispielsweise der Brite Richard Hughes, sich dem Arzneimittelmodell der eigentlich verachteten „Schulmedizin“ annäherten, in dem sie sich für eine stoffgebundene Arzneimittellehre der Tiefpotenzen aussprachen, und dementsprechend die Kentsche Hochpotenz-Homöopathie samt den aus ihr entwickelten, hochgradig spekulativen Arzneimittelbildern für völlig untauglich hielten, tobte sich der Zeitgeist des Fin-de-siécle mit seiner Affinität zu esoterischen Welterklärungen in der Homöopathie aus.

    Es kam, wie es kommen musste: Die Homöopathen, die sich auf diesen Holzweg begaben, kollidierten zwangsläufig mit denen, die weiterhin krampfhaft – aber letztlich vergeblich – versuchten, den Blödsinn auf Zucker mit den Naturwissenschaften in Einklang zu bringen.

    Der Streit, der zum ersten Schisma der Homöopathie führte und den diese nur mühsam überlebte (sowohl in Europa, als auch in den Vereinigten Staaten, verschwand sie zu Beginn des 20. Jhdt. fast vollständig in der Versenkung), dieser Streit hat tiefe Spuren in der homöopathischen Seele hinterlassen – und die pragmatische Einsicht, dass es wohl besser ist, jeden homöopathischen Separatismus hinzunehmen, als sich in Grabenkämpfen zu zerfleischen.

    Kann man nachvollziehen.

    Wer sich beispielweise dazu entschlossen hat, zukünftig anzunehmen der Mond sei aus Käse, für den dürfte, angesichts der zu erwartenden Diskussion um das große Ganze, die Frage nach der Sorte – Gouda, Emmentaler oder doch Cheddar – wohl auch eher nachrangig sein…

    Zwar kommt es vereinzelt noch zu Händeleien in der Homöopathen-Gemeinde, wie unlängst um 2005/2006 geschehen, als orthodoxe Homöopathen und die Anhänger der Sensations-Homöopathie nach Sankaran aneinandergerieten, und sich wechselseitig als konservative Schnarchsäcke bzw. als Phantasten und Irre beschimpften, aber im Grunde bleibt es bei solchen vereinzelten Scharmützeln im internen Zirkel.

    Außerdem, auch das begreifen Homöopathen meist sehr schnell, wenn sie sich nach erfolgter Selbst-Tranzendenz der höheren Sache widmen, nämlich der wohlinformierten Hexose den ihr vermeintlich zustehenden Platz in der Pharmazie zu sichern: der mit betonharten Überzeugungen abgesicherte homöopathische Mikrokosmos ist genau sein Gegenteil. Er ist Gewölle, ein Durcheinander, willkürlich bis zum Chaos. Ein ewiger Versuch.

    Und wo Willkür ist, da ist auch Platz für noch mehr Willkür.

    Was sich, oberflächlich betrachtet, durchaus bedenklich anhören mag, hat für ambitionierte Homöopathen erhebliche Vorteile.

    Jeder selbsterhöhte Leiter einer Krabbelgruppe nach Hahnemann – meist angesiedelt in diversen Hinterhofakademien oder auf umgewidmeten Einödhöfen in der Provinz – dem eine fixe Idee eingegeben wurde oder der eine formidable Neurose gerne auslebt anstatt sie behandeln zu lassen, und der, neben einem Quäntchen Megalomanie, auch und vor allem über die Fähigkeit verfügt, willkürlich zusammengestellte Fachtermini naturwissenschaftlichen Ursprungs zu einem Wörtermoor zu vermodern, dem ist, sofern die Einhaltung grammatikalischer Regeln und das konsequente Ignorieren der Naturwissenschaften beeindruckend eloquente Reden jenseits jeder inhaltlichen Nachvollziehbarkeit garantieren, die Aufnahme in den Kreis der bedeutenden Gegenwartshomöopathen und damit die Apotheose als „ächter“ Heiler samuelischer Qualität so gut wie sicher.

    Schnell noch die Krabbelgruppe für eine abstruse Homöopathische Arzneimittelprüfung (für Insider: HAMP) missbraucht, damit es den Anschein hat, der jeweilige Unfug würde sich tatsächlich belegen lassen, und schon steht dem Auftritt auf dem nächsten Homöopathie-Kongress nichts mehr im Wege.

    Mir fällt, wenn ich so etwas schreibe, immer der irre Jan Scholten ein.

    Dessen Krabbelgruppe nimmt ihm ab, dass das Periodensystem der Elemente, neben den uns bekannten Informationen, weitreichende Hinweise zu homöopathischen Verwendungsmöglichkeiten liefert.
    So gilt beispielsweise Helium als erprobtes Mittel bei Autismus – die Reaktionsträgheit von Helium spiegelt sich in den Schwierigkeiten der Autisten mit sozialer Interaktion. Oder umgekehrt.

    Man hat Scholten für solche Analogien nicht anständig verhauen, wie er´s ganz sicher verdient hätte, sondern gefeiert. Wie jeden der anderen homöopathischen Gossenpsychologen, Quantenquatscher oder Nanopartikelzähler – und was sich in den Reihen der Zuckerzauberer sonst noch so finden lässt.

    Wer sich nun kopfschüttelnd fragt, warum sich um jede intellektuelle Zumutung eine Krabbelgruppe sammelt, warum selbst die abstrusesten Theorien noch ihre Multiplikatoren finden, der muss sich mit einer einfachen Antwort begnügen: Sie suchen ihren Erlöser. Sie suchen den Heilsbringer, der zweihundert Jahre Quacksalberei zu tiefer Weisheit transformiert.

    Bis dahin hören sie ihren Propheten zu. Und man kann sicher sein: hinter jedem neuen Bönnighausen, Kent, Taylor, Hering, Boericke, Vögli, Dorcsi, Vithoulkas oder Sankaran steht schon einer, der ebenfalls mit den Hufen scharrt.

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