Heute in der Ärztezeitung:
Ich halte fest: Während Homöopathen früher immer vertreten haben, ihr Konzept ließe sich nicht mit den reduktionistischen Methoden der naturwissenschaftlichen Medizin bewerten, stützen sie sich jetzt auf die früher verpönten randomisierten kontrollierten Studien. Sie haben es auch schon geschafft, in zahlreichen Kliniken und sogar an manchen Universitäten Fuß zu fassen.
Es ist höchste Zeit, wieder Hans Christian Andersen’s „Des Kaisers neue Kleider“ zu lesen und nach dem Kind zu suchen, das in diesem wunderbaren Märchen ausruft: „Aber er hat ja gar nichts an!“. Erst da stimmt das ganze Volk ein. Und auch der Kaiser begreift, dass er nackt ist, so Andersen.
Wenn die Homöopathen das genaue Gegenteil für bewiesen halten, kann der Gesetzgeber doch endlich den Schutzzaun abbauen, der im Arzneimittelgesetz und im Sozialgesetzbuch heute noch um die besonderen Therapierichtungen aufgebaut ist. Was spricht dagegen?“
Zum Weiterlesen:
- Wirksamkeit der Homöopathie: Streit ohne Ende, Ärztezeitung am 21. Juni 2016
- „Ergebniswäsche“: Detailanalyse des Forschungsreaders Homöopathie der WissHom, GWUP-Blog am 19. Juni 2016
- Homöopathie und Politik: Norbert Schmacke im Skeptiker-Interview, GWUP-Blog am 19. März 2016
21. Juni 2016 um 09:30
Endlich traut sich mal eine Ärzte Zeitung an das Thema dran. Sonst herrscht da ja Schweigen im Walde, bei den lieben Kollegen :-(
21. Juni 2016 um 10:09
@Natalie Grams
Das Bewusstsein ist ein gigantisches Gefäß… das Füllen dauert dementsprechend lange ;)
21. Juni 2016 um 21:09
Zitat Artikel
Was soll das? reduktionistisch? Ja, Naturwissenschaften haben die Angewohnheit alles auf den Punkt bringen zu wollen…ja, das ist natürlich nichts für einen Anhänger einer „Ganzheitlichen Medizin“, die sich nicht auf eine Diagnose reduzieren lassen will ;-)
Manchmal sind Märchen wirklich lehrreich…dem Kaiser lobte man so lange seine neuen Kleider, daß er nicht merkte, daß er nackt war.
Je mehr positive Kritik die Homöopathie bekommt, um so weniger merken die Anwender, daß kein Wirkstoff drinnen ist.
21. Juni 2016 um 21:21
…da kann man die Regeln der EM nur loben, da gibt es für das Ausziehen des Trikots ‚Gelb‘, da merkt jeder Spieler, daß er „nackt“ ist…was hätte der Kaiser (nicht Beckenbauer) da bekommen…wahrscheinlich ‚Rot‘ für „Ganzkörpernackt“ :-)
21. Juni 2016 um 21:50
Ich bin mal optimistisch:
Es wird der Tag kommen, an dem sich Studien damit beschäftigen, wie sich auf der Basis von absolut Nichts ein gewaltiger scheinwissenschaftlicher Betrieb, mit „forschenden“ Stiftungen, Produzenten von Scheinmedikamenten, Millionenumsaätzen, Kongressen und dergleichen, dies auch noch unter der ausdrücklichen amtlichen Gestattung, keine Wirksamkeit nachweisen zu müssen, unter Beteiligung von studierten Medizinern und lehrenden Professoren und einer Masse unschuldig-desinformierter Konsumenten hat erheben und erhalten können.
Da wird die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts eine schöne wissenschaftshistorisch-soziologische Aufgabe zu bewältigen haben.
22. Juni 2016 um 07:33
Nackt oder nicht nackt. Ist doch egal. Hauptsache, es wird vorher gebeichtet. Staatministerin Huml ist begeistert:
http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwarzhofen/vor-der-behandlung-erst-beichten-22395-art1394342.html
22. Juni 2016 um 11:26
@Ralf in Altersteilzeit
Die Homöopathie ist in gewisser weise auch reduktionistisch. Auf die Komplexität einer Welt der Krankheitsbilder reagiert sie mit nur einer einzigen Methode. Und diese ist die „Potenzierung“ von Substanzen.
Da gibt es doch auch keine individuelle Methode für bestimmte Erkrankung. Das was sich ändert sind die potenzierten Substanzen. Die Zubereitung und Vergabe , also die Methode, ändert sich debei aber nicht. Es ist wie bei der Herstellung von Pillen durch die Pharmazeuten eben.
Homöopathen behaupten zwar die Welt ganzheitlich zu betrachten, dennoch wird diese betrachtete Welt auf nur ein paar wesentliche Aussagen herunter gebrochen. Da hilf es nicht einfach zu behaupten, dass alles miteinander zusammenhängt oder, dass da in der Welt tieferer Sinn zu vermuten wäre. Das macht eine Weltbetrachtung nicht tiefsinniger oder gar ganzheitlicher. Und die längeren Gespräche mit Patienten oder die intensivierte Patientenbehandlung macht es auch nicht ganzheitlicher.
Ich finde dass der Begriff der „Ganzheitlichkeit“ ein sehr dehnbarer Begriff ist, der oft über strapaziert wird. Nach meiner Vorstellung, fängt die ganzheitliche Betrachtung der Welt wenn sie interdisziplinär stattfindet.
23. Juni 2016 um 09:56
Zu Ralf in Altersteilzeit:
Diese „Ganzheitlichkeit“ hat schon eine gewisse Logik. So ist zum Beispiel ein Organismus der jahrelang Stress ausgesetzt ist, anfälliger für Herzkreislauferkrankungen (Symphatikusüberregung,Bluthochdruck,Schlaflosigkeit;Burn out etc.)Stressfaktoren können zum Beispiel durch Ängste,Beruf,Umwelt etc. ausgelöst werden und sich über Jahre zu einem Krankheitsbild chronifizieren.
Diese Ursachen bedingen dann quasi letztlich die Erscheinung HERZERKRANKUNG.
Wird die Ursache beseitigt,kann auch die Erscheinung,also die Krankheit,besser verstanden werden.Medikamente bekämpfen in der Regel nur die Erscheinung, sprich Bluthochdruck,Herzerkrankung etc….
Ganzheitlich gesehen sollte man das Problem also wahrscheinlich von der Wurzel aus betrachten und eine gesündere Lebensweise anstreben.
Dazu bedarf es aber ERKENNTNIS ! Erkenntnis ist meiner Meinung nach auch eine Verpackung für diese Globuliphilosophie…
23. Juni 2016 um 14:01
@ Martin:
„Medikamente bekämpfen in der Regel nur die Erscheinung, sprich Bluthochdruck,Herzerkrankung etc….“
Und wenn man dem Betroffenen einfach ein leichtes Beruhigungsmittel verschreibt? ODer noch besser: einen Entspannungskurs (e.g. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga etc.)?