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Chemtrails, Kopp und Politikverdrossenheit: Die „Zeit“ über Verschwörungsmythen

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Die Zeit-Serie „Wahrheit und Propaganda“ dreht sich im vierten Teil um

Verschwörungstheorien: Der ganz eigene Wahnsinn“

Es geht um Chemtrails, den Kopp-Verlag, die „Lügenpresse“, Politikerverdrossenheit und vieles mehr, und am Ende schlussfolgern die Autoren:

Das Gefährliche an all dem ist nicht allein der Hass, der die Gesellschaft spaltet.

Gefährlich wird es, wenn aus einer Verschwörungstheorie die Selbstermächtigung zur Gewalt wird – wenn der Verschwörungstheoretiker also glaubt, zu anderen Mitteln greifen zu müssen, um all den anderen endlich die Augen zu öffnen.

Und wenn ein Verschwörungstheoretiker glaubt, von „den Mächtigen“ nicht nur verfolgt, sondern irgendwann auch ausgeschaltet zu werden: Wird er dann nicht versuchen, seinen Gegnern zuvorzukommen – und diese auszuschalten?

„Im Paralleluniversum ihrer Foren und Hassbücher konstruieren die Propheten der großen Medienverschwörung schon jetzt eine Kriegssituation, die keine Zeit mehr lässt für das Denken in Alternativen“, sagt der Medienwissenschaftler Pörksen.

Letztlich ist das das Denken von Selbstmordattentätern […]

Zur Aufklärung gehörte auch Kant und seine Befreiung aus der Unmündigkeit. Die war übrigens schon damals selbst verschuldet.

Früher lieferte die Weltanschauung den Kontext. Heute müssen wir ihn selbst herstellen. Das ist anstrengend. Aber wir haben es so gewollt.“

Zum Weiterlesen:

  • Der ganze eigene Wahnsinn, Zeit-Online am 8. August 2015
  • Verschwörungstheorien und die “Lügenpresse”, GWUP-Blog am 4. Juli 2015
  • Haben wir eine “Systempresse”? Was ist das überhaupt? Kann man denn noch guten Gewissens Zeitung lesen? Indub.io am 3. November 2014
  • Die Wahrheit über die Lügen der Journalisten, Krautreporter am 24. Oktober 2014
  • Medienkritik, Paranoia und “Alternativ-Journalismus”, GWUP-Blog am 2. November 2014
  • Video: “Verschwörungstheorien im Aufwind?” bei Skeptics in the Pub in Köln, GWUP-Blog am 20. Juli 2015
  • Kopp-Autor in Höchstform: IS-Enthauptungsvideo soll nur eine Inszenierung sein, GWUP-Blog am 28. Juli 2015
  • Viagra in Chemtrails und anderer Nonsens: Verschwörungsfans sind leichtgläubiger, GWUP-Blog am 4. Juni 2015
  • Sind Verschwörungstheoretiker “vernünftiger“? Natürlich nicht, GWUP-Blog am 18. Januar 2015
  • Im Auge der Verschwörung: Welt am Sonntag am 1. März 2015

5 Kommentare

  1. Vielleicht sollten wir wirklich davon ausgehen, dass ein grosser Teil, der an Verschwörungtheorien glaubenden, tatsächlich unter einer psychischen Störung leidet. Und ihre Foren sind quasi die Drogen, die diese Krankheit befeuern.

  2. Michel, ich glaube die meisten Verschwörungstheoretiker leiden an sehr ausgeprägtem Narzissmus und einem eher schlechten Selbstbild, das anhand dieser Theorien aufgewertet werden soll.

    Der aggressiv nach außen getragene „Wissensvorteil“ durch diese Theorien, gibt ihnen das Gefühl von Erhabenheit und hilft ihnen dabei, das empfundene eigene Scheitern zu kompensieren, indem die gesamte Gesellschaftsordnung für ungültig und verlogen erklärt wird und man sich selber zu den „Wissenden“ zählt.

    Richtige Psychotiker, die unter pathologischen Wahnvorstellungen leiden, werden auch dabei sein, aber ich glaube sie sind eher in der Minderheit.

  3. Das Problem sind nicht die einzelnen Idioten, die gab es schon immer. Jedes Dorf hatte seinen Dorftrottel, der wahlweise an Ufos, Fluor im Trinkwasser oder den Leibhaftigen glaubte. Das musste man damals (Ante-Internet) nicht ernst nehmen
    Heute hat jeder Verschwörungssoziopath einen staatlich alimentierten Internetzugang und kann sich so seine Bestätigung und gleichzeitig Verstärkung in seinen Psychosen in wenigen Sekunden per Mausklick herunterladen.

    Das geht dann nach der Devise: „Glaubst du an meine Chemtrails, glaube ich an deine Bilderberger und die Presse lügt sowieso.“
    Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Idioten sich soweit aufgeheizt haben, dass es Tote geben wird. Hatten wir schon, nannte sich damals APO/RAF. Die haben den selben Mist geschwafelt, nur grammatikalisch richtig und besser ausformuliert, aber dennoch nicht weniger verrückt.

    Da staatliches Eingreifen keinen Erfolg verspricht, denn damit würden sich die Irren nur bestätigt fühlen, helfen nur zwei Alternativen: komplett Ignorieren und sich selbst überlassen oder gnadenlose Heruntermachen in Satiren. Aufklärungen ist sinnlos.

  4. @Jürgen
    Zum Glück haben aber nicht nur Verschwörungssoziopathen einen Internetzugang, sondern auch Aufklärer. Alleine mit dem GWUP-Blog, den Scienceblogs mit Freitstetter, Courts, Berger etc. und PSIRAM (um mal die drei rührigsten Aufklärungsseiten zu nennen), kann der Internetuser einen wunderbaren Überblick über den ganzen Schwurbelunfug bekommen. Dazu noch den Skeptator kucken, und man findet auch „die kleinen“ Aufklärer.

    Ich finde nämlich im Gegenteil, dass Aufklärung über die Maßen sinnvoll ist. Nicht bei denen, die den Unfug verzapfen. Aber gegenüber denjenigen, die versuchen, sich eine Meinung zu bilden und zum Beispiel im Netz über Eso-Kram stolpern. Wenn es keine aufklärende Gegenseite gäbe, wäre die Gefahr groß, Unsichere an die Schwurbler zu verlieren.

    Und mir scheint (das ist jetzt aber ein reines Bauchgefühl), dass gerade wegen der Aufklärungsarbeit im Internet, zum Beispiel die Homöopathie-Kritik auch in den so genannten Mainstream-Medien immer mehr ankommt.

  5. @ argks – zu Deinem letzten Absatz:

    Das kommt mir auch langsam so vor. Gerade auf solch unklar definierten Gebieten tut Aufklärung not – und scheint sich durchzusetzen.

    Alleine durch Begriffsklärung ist schon der halbe Zins getilgt: Allzu viele Leute halten Homöopathie immer noch für „Naturmedizin“ und Letztere wiederum für etwas bedingungslos „Sanftes und ohne Nebenwirkungen“.

    Und das sind nur zwei der vielen Beispiele, wo eine simple „A rose is a rose, is a rose“ Wunder (uuuups…) schaffen kann.

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