Dankenswerterweise gibt es eine Reihe von „skeptischen“/kritischen Blogs, welche die Themen, die hier (und natürlich auch anderswo) behandelt werden, weiterdrehen.
Kritisch gedacht knüpft an unser Posting “Penicillin gegen Globuli: Diskussion bei Puls 4“ an und beantwortet die in besagter TV-Sendung aufgeworfene Frage „Was heilt besser?“ völlig unzweideutig.
Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie hat sich die geplante „Homöo-Akademie“ in Traunstein mal näher angesehen – und kommt in dem Beitrag „Hochschule C200“ zu einem wenig schmeichelhaften Urteil für die Initiatoren und Unterstützer.
Doch bei der Analyse will Norbert Aust es nicht belassen.
Deshalb hat er heute eine Fortsetzung des Artikels veröffentlicht, die einen Offenen Brief an die Akademie-Leitung sowie an Politiker und Medien beinhaltet.
Aust schreibt darin unter anderem, dass die „Akademie für Homöopathie“ mit dem bayerischen Hochschulgesetz kollidiert, da nicht einmal die Minimal-Voraussetzungen für eine staatliche Anerkennung als “Hochschule” gegeben seien:
Die in der Homöo-Akademie vorgehaltene Qualifikation und Ausstattung reicht auf keinen Fall aus, das Studium dort als eines auf ‘Hochschulniveau’ zu bezeichnen. Bereits der Beginn des Lehrbetriebes, wenn er zur Verleihung des ‘Bachelor of Science’ führen soll, kann eine strafbare Handlung darstellen, Vertragsabschlüsse erfüllen den Tatbestand des Eingehungsbetrugs.
Es muss sogar bezweifelt werden, ob denn überhaupt eine fachliche Ausbildung möglich ist, die den Absolventen eine Tätigkeit wenigstens als Heilpraktiker gestatten würde. Selbst dafür erscheint das Angebot der Homöoakademie zu dilettantisch aufgebaut. Nach den Angaben umfassen nur zwei der drei zu lehrenden Fächer bereits 1940 Stunden. Die festgelegte Anwesenheitszeit von 72 Tagen pro Jahr, in drei Jahren somit 216 Tage, wäre damit bereits mit neun Stunden pro Tag belegt.
Wo bleibt das dritte Fach? Ein sinnvoller Lehrbetrieb ist damit ausgeschlossen.“
Der Betreiber von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie ruft alle Leser dazu auf, ebenfalls gegen das Projekt zu protestieren, und stellt dafür seinen Brief als Mustervorlage anheim.
Update: Neues von der Homöo-Akademie Traunstein, GWUP-Blog am 12. Dezember 2013
Zum Weiterlesen:
- Penicillin gegen Globuli – was heilt besser? Kritisch gedacht am 6. Dezember 2013
- Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch – und ein neuer „Master of Esoterics“, GWUP-Blog am 24. November 2013
- Homöopathie in Traunstein – Hochschule C200, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 30. November 2013
- Homöopathische Akademie Traunstein – Fortsetzung, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 6. Dezember 2013
- Globuli-Akademie, Zeit-Online am 28. September 2012
- Homöo-Akademie Traunstein: Dr. med. Wiebke Lohmann, Feuerwächter am 7. Dezember 2013
- Über nachweisbare Wirkung, magisches Denken und grenzenlose Homöopathie, Christian Buggischs Blog am 4. Dezember 2013
- Hogwarts in Traunstein, rm-f am 7. Dezember 2013
7. Dezember 2013 um 09:10
„Der Worte sind genug gewechselt – lasst mich auch endlich Taten seh’n! Wenn wir genügend Briefe senden, dann kann das Traunstein nicht besteh’n…“
(Frei nach Goethe)
Kann man die Bayerische Kommunalpolitik mit dieser Aktion tatsächlich erreichen und der Sache Einhalt gebieten? Es ist auf jeden Fall den Versuch wert. Je mehr Mitmacher sich finden, desto größer die Chance! Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.
7. Dezember 2013 um 10:28
Ich weiß nicht, was ich erschreckender finde. Dass hier Schamanie als „Wissenschaft“ gelehrt werden soll. Dass den Schülern einer Zauberschule „wissenschaftliches Denken“ vermittelt werden soll. Dass sie auch noch an einem Master-Grad arbeiten. Dass sie sich als Teil einer existierenden Privat-„Hochschule“ sehen, die ihr Zentrum in Berlin hat und heute schon umfangreiche Angebote im Bereich „Komplementärmedizin“ hat.
Oder, dass dieser „Studiengang“ kommen wird. Denn die Politik hat schlicht KEINE AHNUNG, was Wissenschaft ist und was nicht. Das muss sie eigentlich ja auch nicht, aber die Homöopathen haben es geschafft, den Wissenschaftsbegriff dermaßen aufzuweichen und zu pervertieren, dass die Politik in einem falsch verstandenem Bestreben nach „Chancengleichheit“ o.ä. ihnen unerhörte Freiräume schafft.
Finden wir uns damit ab: wir sind zwar ein hochentwickeltes Industrieland mit einer der weitest entwickelten Medizin der Welt… und wir verleihen staatlich anerkannte Diplome an Hexenheiler und zahlen Zaubertränke auf Kassenrezept.
Die Esos haben gewonnen. Es gibt keine Entwicklung WEG von der Esoterik, sondern HIN zur Esoterik, und die ist ungebrochen. Das entchristianisierte und „ungläubige“ Europa wendet sich wieder dem Geisterglauben zu. Wir tauschen den einen, großen unsichtbaren Freund gegen ganz viele kleine aus, mehr nicht.
Der aufgeklärte Mensch ist eben doch nur eine Illusion.
7. Dezember 2013 um 14:08
>> Die Esos haben gewonnen.
Nein, noch nicht. Aber wenn wir anderen resignieren, dann schon.
7. Dezember 2013 um 16:02
Wenn man Protestbriefe schreibt dann nicht per Musterbrief – gleichlautende Briefe werden weniger ernst genommen.
7. Dezember 2013 um 16:10
@Clemens Maier
Klar, persönliche Formulieren sind noch besser… Aber lieber gleichlautende Briefe als keine!
7. Dezember 2013 um 16:21
macht mir die esouni nicht madig. als professor für technische homöopathie wollt ich dort erforschen, ob sich restintelligenz potenzieren lässt, indem man globulilutscher auf eine rüttelplatte setzt. müsste doch mittel von der DFG geben.
7. Dezember 2013 um 21:55
Zitat Robert
Ja, leider erkennt man erst das was man hat, wenn man es verloren hat.
Wie sollte die Medizinversorgung in den Augen dieser Homöos und Wunderheiler aussehen?
Wie viele Menschen würden dann sterben?
Dann würde auch der Letzte erkennen, daß es sich dabei um gefährlichen Humbug handelt, aber solange es noch die „Schulmedizin“ gibt, haben diese Scharlatane noch gute Karten.
8. Dezember 2013 um 08:56
Erschreckend ist, wie ein Bündnis aus Esoterikern, Politikern und Lobbyisten der Homöopathie-Industrie alle wissenschaftlich begründeten erkenntistherotetischen Grundsätze des rationalen Konstruktivismus (nach Karl Popper) ignoriert.
Im Widerspruch zur Erstarkung der nicht evidenz-basierten „alternatven Heilmethoden“ durch die Politik steht die Forderung der Politik nach Evidenz in der „Schulmedizin“.
Nach dem von denselben Politikern verabschiedeten Patientenrechtegesetz sind alle Ärzte und sonstige Heilberufler verpflichtet, den Patienten auf nicht evidenz basierte Behandlungsmethoden und Fehlbehandlungen hinzuweisen.
Alle ärztlichen Kollegen müssten daher dem Patienten mitteilen, dass für eine von „Ärzten“ oder sonstigen Heilberuflern durchgeführten „alternativen Methode“ keinerlei Beweis vorliegt und daher eine Fehlbehandlung im Sinne des Patientenrechtegesetz ist.
Dies muss laut Gesetz auch so dokumentiert werden. Wie dieser geistige Spagat zu schaffen sein, kann ich nicht klären.
Ein Unterstützung des Staates für eine „Akademie für Homöopathie“ ist meines Erachtens nach ein Verstoß gegen das Patientenrechtegesetz.
Konrad Lorenz hat doch Recht: Das fehlende Glied zwischen Affen und Mensch sind wir selbst. Oder mit Captain Kirkss Worten: Beam me up, Scottie. There´s no intelligent life down here.
Es scheint mir daher nicht verwunderlich, dass noch keine Außerirdischen mit uns Kontakt aufnehmen wollten.
8. Dezember 2013 um 10:36
@Susanne A. Was nach Kampagne aussieht wandert in der Regel in den Papierkorb – die Mühe kann man sich also sparen.
8. Dezember 2013 um 11:43
@trixi: der Bildungs-Werdegang von Frau Lohmann (und nein, ich werde ihr nicht die Ehre angedeihen lassen, ihren akademischen Grad zu nutzen, man nenne mich ruhig unhöflich) überrascht mich jedenfalls kein bisschen.
Der Kreis schließt sich auch in Richtung Waldorf geradezu erschreckend widerspruchsfrei.
Wenn noch jemand einen Grund braucht, warum esoterische Schulen gefährlich sind: da ist er.
8. Dezember 2013 um 14:59
Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der ehrenhaften Wissenschaftler? Sind diese schon so vernebelt oder bequem geworden, dass sie über solche Peinlichkeiten nur noch müde lächeln? Esoterik und Humbug hat an der Uni oder an Fachhochschulen nichts zu suchen, das ist kein Pluralismus sondern ein Rückschritt ins Mittelalter.
8. Dezember 2013 um 17:23
@Clemens Maier:
offensichtlich wirkt es doch! Das Steinbeis-Transfer-Institut sah sich bereits zu einer ersten Antwort genötigt:
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=1368
9. Dezember 2013 um 12:56
Ich finde, das wäre ein ideales Thema für die BR-Sendung „Quer“ – kann man da Christoph Süß nicht mal draufstoßen…?
9. Dezember 2013 um 13:20
@ Quer
„…kann man da Christoph Süß nicht mal draufstoßen…?
Machen Sie´s!
9. Dezember 2013 um 19:42
@Quer
Das würde gegen die „Homöopathie-freundliche Politik“ des Senders verstoßen ;-)
9. Dezember 2013 um 21:54
@ Skeptikus
„Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der ehrenhaften Wissenschaftler?““
_Das_ frage ich mich allerdings auch. Da soll ein „Bachelor of Science“ vergeben werden, für eine Disziplin, die nicht die Kriterien einer Wissenschaft erfüllt, an einer Hochschule, die finanziert wird von einem Träger, der Emoto, Benveniste, Biophotonen und Skalarwellen zitiert – und niemand protestiert offiziell.
Kein Presseecho.
Keine Erklärungen der naturwissenschaftlichen Fakultäten.
Irgendwo kann ich verstehen, dass bei diesem geballten Stillschweigen offizieller und meinungsbildender Organe Politiker wie Träger den (löblichen) Sturm der Blogger aussitzen. Wird ihnen zu leicht gemacht.
Stell‘ Dir vor, die Stimme der Vernunft verstummt – und keiner geht hin. Armes Deutschland. Ich frage mich langsam, ob wir Traunstein verdienen.
9. Dezember 2013 um 21:56
Einfach mal anmailen http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/quer/christoph-suess/index.html
10. Dezember 2013 um 09:28
“Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der ehrenhaften Wissenschaftler?“
Die haben Angst, dass sie rausgeschmissen werden.
Das meine ich durchaus ernst!
10. Dezember 2013 um 11:33
@ Skeptikus
Auf der Seite finde ich aber nur die Möglichkeit, die Seite per Mail weiterzuempfehlen. „Kontakt“ führt dagegen direkt zum BR, bei dem möchte ich es ehrlich gesagt gar nicht erst versuchen nach der unmöglichen Berichterstattung im April. Die bringen am Ende noch einen „Hurra“-Beitrag. =(
@ Pierre
Möglich, dass manche Angst haben. Allerdings klingt es für mich schon ein wenig verschwörungstheoretisch. Wie soll man einem an einer Uni angestelltem Physikprof denn ernsthaft ans Bein pinkeln können, wenn er darauf hinweist,
– dass nicht mal Mediziner einen BSc führen (sich sogar dagegen gewehrt haben)
– dass die Homöopathie im Popperschen Sinne keine Wissenschaft ist und ein BSc daher dort nicht angebracht
– dass der Träger, die EUH Emoto, Benveniste und Arbeiten von Lenger zitiert, in denen es um Skalarwellen, „magnetische Photonen“, etc. geht, was einen BSc im besten Sinne des Wortes ad absurdum führen würde.
Genau solche Einwände bräuchten wir aber.
10. Dezember 2013 um 17:21
@ Ute Parsch
„Wie soll man einem an einer Uni angestelltem Physikprof. denn ernsthaft ans Bein pinkeln können, wenn er darauf hinweist, dass…“!
Das kommt auf die Kollegen an und wie ernsthaft sie ihren Job machen.
12. Dezember 2013 um 17:36
Was wundern wir uns über eine Homöoakademie hierzulande, in einem Land in dem die politische Klasse nicht durch medizinischen Sachverstand brilliert und offenbar obendrein beratungsresistent erscheint?
Eine politische Klasse, die gemäß einer gesetzlichen Regelung aus dem Dritten Reich einer „Heilerschaft“ Raum gibt, die eine Diagnostik mit untauglichen Methoden betreibt und die dadurch erkannten fragwürdigen Krankheitsbilder mit untauglichen Mitteln behandelt. Das mag bei einem großen Teil der Patientenschaft dieser „Heiler“ keine ernsthaften Folgen haben, solange es sich bei den behandelten Leiden um keine potentiell bedrohlichen Erkrankungen handelt.
Leider gibt es kaum einen Arzt im seriösen Medizinbetrieb, der nicht mit traurigen Patientenschicksalen als Folge verspäteter oder nicht durchgeführter evidenzbasierter Medizin konfrontiert wird. Die „Heiler“, die solche Schicksale verschulden, können dafür juristisch nicht belangt werden.
Was bleibt uns zu tun? Wir sollten unseren Politikern auf die Finger schauen und ihnen auf dieselben klopfen, wenn sie nicht endlich einen Schlussstrich ziehen unter diesen gefährlichen pseudomedizinischen Unfug.
13. Dezember 2013 um 21:54
Vom Heilpraktiker zur Homoöpathie ist nur ein Schritt, Hauptsache der Patient bezahlt!
Vor einigen Tagen war noch eine Dokumentation im niederländischen Fernsehen, in der gezeigt wurde, welchen Quatsch hinsichtlich angeblich medizinischer Kenntnisse die selbst ernannten Heiler verzapfen.
In Deutschland sieht es nicht anders aus, wie mein Blog-Beitrag darlegt:
http://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=4667