Heute Abend gibt’s zur Abwechslung mal ein bisschen Musik:
Anklicken. Zuhören. Und, …
…merken Sie schon was?
Das bloße Anhören von Mozarts Musik soll dauerhaft die Intelligenz steigern – schrieben jedenfalls Blätter wie die New York Times Mitte der 1990er. Genau, der „Mozart-Effekt“. Wer sein Hirn – oder das Denkorgan seiner Kinder – mit Klassik-Klängen puschen will, kann aus einem großen Sortiment von Büchern und CDs auswählen. Noch einen Schritt weiter ging der Senat im US-Bundesstaat Florida. Die Politiker wollten sich offenbar nicht auf elterliche Privatinitiative verlassen und verpflichtete staatlich geförderte Kindertagesstätten, den Kindern jeden Tag mindestens eine Stunde Klassik vorzuspielen.
Was war eigentlich geschehen?
Auslöser des Booms war eine Studie von Rauscher, Shaw und Ky, veröffentlicht 1993 in Nature. Nach dem Anhören des oben verlinkten Musikstücks (wer’s genau wissen will: Satz I aus Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur, KV 448) schnitten Collegestudenten in einem speziellen Test zum räumlichen Vorstellungsvermögen besser ab als Kommilitonen, die für einen gleichen Zeitraum Entspannungsanweisungen gehört hatten oder im Stillen saßen. Zwar hielt der Effekt nur kurze Zeit an und die Probandengruppe umfasste gerade mal 36 Personen. Aber die Medien stürzten sich auf die Nachricht, manches wurde da missverstanden oder missverständlich wiedergegeben. Und schwupp – der „Mozart-Effekt“ war in der Welt – obwohl er in der scientific community schon früh umstritten war.
Doch was ist wirklich dran? In der bislang größten Meta-Analyse zum Mozart-Effekt haben Mag. Mag. Jakob Pietschnig und MMag. DDDr. Martin Voracek alle verfügbaren Primärstudien untersucht. Ihren Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe des SKEPTIKER, die Anfang Dezember erscheint.
Die beiden Wiener Psychologen mussten sich durch teils erstaunliche Publikationen ackern: Einer Studie zufolge liefen Ratten nach vor- und nachgeburtlicher Mozart-Beschallung schneller durch ein Labyrinth als ihre Artgenossen, die anderes gehört hatten. Erstaunlich vor allem deshalb, weil Ratten vor der Geburt taub sind und danach nur einen kleinen Teil von Mozarts Noten wahrnehmen können. Die hohen Effekte wurden immer wieder aus denselben Labors gemeldet – nur wollte anderswo einfach keine Replikation gelingen … nicht nur den SKEPTIKER-Autoren kommt da der Versuchsleiter-Effekt in den Sinn.
Das Ergebnis der Analysen gab Anlass zur Ernüchterung gegenüber dem Mozart-Effekt,
so das Resümee von Pietschnig und Voracek.
Nur ein – allerdings klassik-unabhängiger – Effekt bleibt: Unmittelbar nach dem Musikhören lassen sich Aufgaben zur räumlichen Vorstellung besser lösen als nach zehn Minuten Stille. Doch das ist kein Hexenwerk, sondern in der Psychologie wohlbekannt. Dazu die Autoren:
Wenn eine Person optimal stimuliert ist, wird sie auch bessere Leistungen in einem beliebigen Test erzielen als bei Über- oder Unterstimulation.
Sprich: Wer eine Zeit lang in einem stillen Raum sitzt, kriegt Langeweile, aber die richtige Dosis geistiger Anregung bringt das Hirn auf Trab. Übrigens muss es nicht unbedingt Wiener Klassik sein. Mit Stephen King klappt’s auch.
SKEPTIKER 4/2011 bestellen
Zum Weiterlesen:
- Jakob Pietschnig auf der GWUP-Konferenz 2011. GWUP-Blog 3. Juni 2011
23. Dezember 2011 um 00:51
also…ich höhre vil Heavy-Metal unt Death-Metal unt ich binn NICHD dummm…