Nettes Interview mit Dr. Mark Benecke vom GWUP-Wissenschaftsrat bei Welt-Online:
Sie dachten, Sie wüssten alles über die berühmtesten Morde der Filmgeschichte? Nicht, bis Sie dieses Gespräch mit dem Kriminalbiologen Mark Benecke gelesen haben“,
heißt es im Motto.
Danach geht es um die Stimmigkeit der Mordszenen in „Psycho“, „Frenzy“ und Co. aus Sicht der Forensik.
Ein Auszug:
In „Der Mann, der zu viel wusste“ wird ein Mann in den Rücken gestochen, läuft trotzdem weiter, bricht dann vor James Stewart zusammen und verrät ihm noch ein Geheimnis. Verlangt Hitchcock dem armen Mann da nicht etwas zu viel ab?
Nun, viele solche Verletzungen müssen gar nicht tödlich sein. Nehmen Sie etwa Menschen, die sich umbringen wollen und dafür eine Guillotine bauen, aber das Fallbeil ungenügend beschwert haben, sodass der Kopf nicht richtig abgetrennt wurde. Manchmal sind solche Selbstmörder danach noch zur Kellertreppe gelaufen und haben sich heruntergestürzt, um den Suizid zu Ende zu bringen.
Ein anderer Klassiker ist das Aufhängen in der Dusche, bei dem die Vorhangleiste unter dem Gewicht abbricht und der Selbstmörder noch aus dem Fenster springt.“
Was ist mit Hitchcocks Mördervögeln?
Ein Arzt würde sich bei der Todesursache in „Die Vögel“ vermutlich mit „multiple Traumata“ herausreden – was gar nichts heißt. Ich glaube, dass weniger die Schnabelhiebe den Tod verursachen: In Wirklichkeit dürften die Opfer solch eines Angriffs eher aus Angst sterben, Tod durch Schrecken. Im Film sehe ich das eher als klassischen Horroreffekt.
Es muss Vorläufer dafür gegeben haben, sonst wäre diese Szene vom Zensor verboten worden. Ich habe einen alten Batman-Comic gefunden, in dem die Vögel sehr bedrohlich gezeichnet sind, und ich halte die Vogelattacke für einen alten Splatter-Horror-Effekt, den Hitchcock in seine Sprache übersetzt hat.“
Zum Weiterlesen:
- Die Wahrheit hinter den Morden des Mr. Hitchcock, Welt-Online am 24. Juni 2011