- Placebos wirken auch dann, wenn Patienten und Patientinnen wissen, dass sie ein Scheinmedikament einnehmen.
- Placebos können vor allem bei Beschwerden, an denen das Gehirn beteiligt ist, unterstützend wirken. Dazu zählen Schmerzen, aber auch einige immunologische Prozesse.
- Bei physiologischen Funktionen, die sich nicht durch Erwartung beeinflussen lassen, stoßen sie an ihre Grenzen.
Das sind im Wesentlichen die (nicht neuen) Erkenntnisse aus dem Podcast
Keine Wirkung, trotzdem gesund? Warum Placebos funktionieren
in der Reihe Aha! Zehn Minuten Alltagswissen mit dem Medizinpsychologen und Placebo-Forscher Manfred Schedlowski.
Für die Frage „Warum Placebos funktionieren“ ist dann aber doch zu wenig Zeit.
Schade eigentlich, denn in der Süddeutschen Zeitung spricht Schedlowski von einer
… bahnbrechenden Arbeit, die detailgenau beschreibt, welche Mechanismen dem Placebo-Effekt zugrunde liegen.
Die Rede ist von einem Aufsatz in Nature Cardiovascular Research (Juli 2024):
Darin beschreibt die isrealische Psychoneuroimmunologin Asya Rolls, wie sie eine Art Placebo-Effekt im Tiermodell nachstellen konnte. Entscheidend dabei ist die Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn beziehungsweise die Dopaminausschüttung.
Obwohl die Studie mit Mäusen gearbeitet hat, passten die Ergebnisse zu dem, was auch aus der Forschung mit Menschen bekannt sei, wird Schedlowski in der SZ zitiert. Allerdings gibt es eine neuere Studie, welche die Rolle von Dopamin bei der Entstehung von positiven Behandlungserwartungen und dem Placeboeffekt in Frage stellt.
Wie heißt es so schön:
Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig.
Zum Weiterlesen:
- Keine Wirkung, trotzdem gesund? Warum Placebos funktionieren, welt.de am 18. November 2024
- Was hinter dem Placebo-Effekt steckt, süddeutsche am 30. September 2024
- Placebo: Ein Signal für das Belohnungssystem im Hirn, dgfi am 9. August 2018
- Studie stellt Rolle von Dopamin bei Schmerzlinderung in Frage, uni-due.de am 25. September 2024
- Video: Doktor Whatson über Placebo- und Nocebo-Effekte, GWUP-Blog am 1. August 2024
- Vortragsvideo: „Die Macht der Erwartung“ – Placebo- und Nocebo-Effekte in der Therapie, GWUP-Blog am 19. Juni 2024
- Die Quarks Science Cops über den Placebo-Effekt, GWUP-Blog am 14. Oktober 2023
- Video: „Placebo Effekt erklärt – Wie Erfahrung, Glaube und Erwartung uns beeinflussen“ bei Gesundheit und Wissenschaft
5. Dezember 2024 um 13:33
Alles nicht so einfach.
Erinnern wir uns an die vom „Placebo-Papst“ Ted Kaptchuk (Harvard Medical School) vor einigen Jahren sehr lautstark propagierte These vom „Placebom“. Die Forscher eilten auf die Nachricht, Kaptchuk habe den genetischen Mechanismus des Placebo-Effekts gefunden, aus allen Ecken der Welt nach Utrecht zum Fachkongress.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25883069/
Das war nicht uninteressant. Nur hört man von dieser berückenden und verführerischen Hypothese inzwischen nichts mehr …
Forschungsergebnisse wie die neuerdings erschienenen sind eben auch – interessant, ja. Aber sie bergen doch die ganz große Gefahr in sich, den Placeboeffekt zu überschätzen. So, als sei man auf dem Wege, per Superduperplacebo pharmazeutische Medikamente oder gar invasive Eingriffe überflüssig zu machen.
Man schaue sich nur den Titel von „Zehn Minuten Alltagswissen“ an – was hat der Begriff „gesund“ da zu suchen?
Und da sind wir wieder bei Kaptchuk, trotz der Stille um sein „Placebom“ nach wie vor einer der weltweit führenden Placebo-Forscher. Der sagt nämlich klipp und klar:
„Placebos mögen dazu führen, dass Sie sich besser fühlen – sie werden Sie aber nicht heilen“.
https://www.health.harvard.edu/mental-health/the-power-of-the-placebo-effect
Wenn der Placebo-Effekt mit „gesund“ und „heilen“ assoziiert werden könnte, müssten wir die Kritik an der Pseudomedizin weithin aufgeben. Das ist aber eben nicht der Fall.