Ein Finanzexperte und ein Heilpraktiker mit „Kriminalgeschichte“ (Psiram) schwurbeln über ketogene Ernähung gegen Krebs.
Dr. Janos Hegedüs nimmt dazu Stellung:
In diesem Video untersuchen wir die seltsame Geschichte eines Heilpraktikers, der Millionen durch den Verkauf von wirkungslosen Heilmitteln an Krebspatienten verdiente, und versuchen herauszufinden, was aus ihm geworden ist. Ist er immer noch in der Praxis?
Zusätzlich wird ein scheinbar ungewöhnlicher Held vorgestellt: der Gebüschmann, auch bekannt als Finanzexperte Philip Hopf. Trotz seiner Expertise in der Finanzwelt scheint Hopf eine neue Leidenschaft gefunden zu haben – die Gesundheitspflege.
Gemeinsam mit Dr. Heinz Reinwald, einem Heilpraktiker mit einem fragwürdigen Doktortitel, diskutieren wir die Rolle der Ernährung bei der Krebsprävention und behandeln kontroverse Themen wie die Wirksamkeit der ketogenen Diät.
Fortsetzung folgt:
Seid jetzt schon gewarnt. Der zweite Teil dieses Videos war sogar für mich zuviel.
Zum Weiterlesen:
- Heilpraktiker muss vier Jahre in Haft, ÄrzteZeitung am 16. Mai 2019
- „Rerum“ bei Psiram
- „Heinz Reinwald“ bei Psiram
- „Mikro-Energie-Therapie nach Reinwald“ bei Psiram
- „Ketogene Diät“ bei Psiram
- Wirkt ein Verzicht auf Zucker gegen Krebs? spektrum am 25. Juli 2023
- „Ketogene Diät: den Krebs verhungern lassen?“ bei medizin-transparent
- Janos Hegedüs-Video: Ein Finanzmann und ein Polizist müssen ja wissen, woher die Übersterblichkeit kommt, GWUP-Blog am 19. Februar 2023
- SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal, GWUP-Blog am 15. Juni 2023
5. August 2023 um 11:34
Scharlatanerie pur.
Was einmal mehr die Frage aufwirft, wie so etwas in einem Gemeinwesen, das sich als rational und aufgeklärt sieht, Wurzeln schlagen kann. Und auch, was Menschen dazu bringt, ihr Selbstwertgefühl dadurch zu erhöhen, dass völlig skrupellos Menschen blanker Unsinn, ausgedachter Quatsch und unverstandene Wissenschaft zu deren Schaden offen angedient wird.
Dazu braucht man sich nur die geradezu abstoßende Selbstsicherheit der Protagonisten des kritisierten Videos anzuschauen.
Ich glaube, ich erwähnte es früher schon:
Die zwei Grundlagen, um dem nachhaltig entgegenzuwirken, sind
a) Vermittlung von Wissenschaft und der wissenschaftlichen Methode in den Schulen
und b) eine klare und konsequente Haltung der (Gesundheits-) Politik gegen Esoterik und Hokuspokus in der Medizin und nicht im Gegenteil eine Schwächung der allgemeinen Gesundheitskompetenz durch die gesetzliche Adelung von Pseudomedizin.
Ob ich das noch erleben werde? Ich gebe die Hoffnung nicht auf, sehe aber nach etlichen Jahren der Aufklärung zu Pseudomedizin, dass der Scharlatan immer noch ein ziemlich unangefochtener „Meister in Deutschland“ ist, um Celan zu paraphrasieren.
Und dass Aufklärungsarbeit an Grenzen stößt, wo es an grundlegendem Verständnis für Rationalität fehlt.
Gerade erst ist als Kommentar auf meinem Blog eine lange Eloge eingegangen, die mir in recht gereiztem Ton vorwirft, einen beschränkten Materialismus zu vertreten, dessen Unhaltbarkeit dem Kommentatoren wegen seiner „persönlichen Erfahrungen“ evident zu sein scheint.
Hier fehlt es an offenbar niemals vermitteltem grundlegendem Verständnis, das – so fürchte ich – auch mit der bemühtesten und besten Antwort nicht beizukommen ist.
Business as usual? Ja, traurigerweise.
5. August 2023 um 20:13
Bravo, Herr Endruscheit. So sinnlos die eigenen Forderungen auch sind, man wiederholt sie, weil man davon überzeugt ist. Wenn Sie so von evidenzbasierter Forschung überzeugt wären, würden sie von diesen Forderungen Abstand nehmen.
a1) Wie Sie richtig schreiben, basiert die medizinische Scharlatanarie auf eine „abstoßende Selbstsicherheit der Protagonisten“.
Diese besteht jedoch auch bei den Konsumenten und erfüllt bei diesen wie bei jenen dieselben psychischen und sozialen Funktionen. Sie sind bekannt. Kurz, es gibt keinen statistischen Zusammenhang zwischen Bildung/Profession und Religiosität, Esoterik oder Hokuspokus.
Die Erklärung dafür ist einfach: Wissenschaft und Hokuspokus erfüllen nicht dieselbe Funktion. Wissenschaft beschreibt und erklärt die Welt. Hokuspokus beschreibt und erklärt meine Welt.
a2) Der gemeine Lehrer ist nicht in der Lage, die von Ihnen geforderten Inhalte in der Schule zu unterrichten. Etwas ketzerisch möchte ich hinzufügen, diese Inhalte sind dem gemeinen Lehrer angesichts der „abstoßenden Selbstsicherheit der Protagonisten“ auch nicht zu vermitteln.
Und selbst wenn er in der Lage wäre, hätte es nicht die von Ihnen gewünschten Folgen, s. a1.
b1) Die (Gesundheits-)Politik ist ebenfalls durch eine „abstoßende Selbstsicherheit der Protagonisten“ gekennzeichnet.
b2) Die aktuelle Politik ist in erster Linie Interessenpolitik und – etwas fatalistisch gezeichnet – wer am lautesten schreit, setzt sich durch. Ich würde wohl erwarten, dass jene Protagonisten am lautesten schreien, die mit einer „abstoßenden Selbstsicherheit“ gesegnet sind.
Was tun?
Ich persönlich halte es mit Camus: „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“