Keine Ahnung, ob es einen konkreten Anlass dafür gibt – jedenfalls kramt Focus-Online heute wieder die Wandersage vom „dankbaren Araber“ raus, die jedes Jahr zum Oktoberfest umgeht.
Der Artikel orientiert sich an dem, was wir hier im Blog schon 2009 geschrieben haben.
Einige Auszüge:
Die Freundin einer Kollegin fand am Stachus ein Portemonnaie. Da sie einen Ausweis darin entdeckte, konnte sie es dem Besitzer zurückgeben – einem Araber.
Dieser wollte der ehrlichen Finderin erst ein paar Hundert Euro Finderlohn zahlen, sie winkte ab, ihr Verhalten sei schließlich selbstverständlich. Daraufhin warnte der Araber eindringlich: „Weil du so ehrlich warst, gebe ich dir einen guten Rat. Gehe auf keinen Fall an einem Wochenende aufs Oktoberfest“.
„Ein klarer Fall einer urbanen Legende“, urteilt Bernd Harder, Autor des „Lexikon der Großstadtmythen“ und Pressesprecher der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. „Man kann sie an zwei Dingen erkennen. Erstens an der vagen Quelle – die Freundin einer Kollegin, manchmal auch die Bekannte des Bruders, oder Untermieter eines Onkels.
Das zweite Erkennungsmerkmal ist der Variantenreichtum, in dem die Geschichte existiert. Mal fand jemand das Portemonnaie am Stachus, dann wieder im Festzelt, ein Dritter in einem Taxi. Die Angaben zum Finderlohn schwanken zwischen ein paar Hundert und ein paar Tausend Euro.“
Die Wandersage spricht nicht den Verstand an, sondern das Gefühl. „Wer auch nur ein paar Sekunden darüber nachdenkt, der kann der Geschichte nur wenig Glaubwürdiges abgewinnen: Wäre ein Mensch, der einen Anschlag plant und Dutzende Leben auslöschen will, um das Leben eines Einzelnen besorgt? Wohl kaum“, sagt Harder.
„An der Geschichte ist rein gar nichts dran“, winkt auch Ludwig Waldinger vom bayerischen Landeskriminalamt ab. „Sie taucht seit Jahren immer wieder auf, gern vor Großveranstaltungen, oder wenn es zu Bedrohungssituationen egal welcher Art kommt.“
Zum Weiterlesen:
- Geschichten mit Gruselfaktor, Focus-Online am 24. September 2011