Was können wir tun, um unsere gute Platzierung beim aktuellen Blog-Ranking noch weiter zu verbessern? Vielleicht öfter über Sex schreiben?
Wir könnten es ja mal versuchen – wenn uns heute Die Welt schon eine prima Steilvorlage dafür liefert.
Es gibt ihn also nicht, den sagenumwobenen G-Punkt.
Den kleinen Unbekannten. Das „gynäkologische Ufo„, wie das US-Fachblatt American Journal of Obstetrics and Gynecology den angeblichen weiblichen Lustbringer schon vor einigen Jahren taufte. Der seit Jahrhunderten durch die Sexualliteratur spukt. Der auch im Forum der amerikanischen Skeptic Society immer mal wieder hingebungsvoll diskutiert worden ist. „Einige wollen ihn gesehen haben, andere nicht, einige glauben daran, andere verneinen seine Existenz strikt.“
Und womöglich zeitigt das abschließende (?) Verdikt der Forscher vom King’s College der Londoner Universität auch Auswirkungen auf die tatsächliche Ufo-Forschung. Denn ein breites öffentliches Bewusstsein um die Nicht-Existenz des G-Punkts könnte auch die Zahl der behaupteten Alien-Abduktionen schlagartig zurückgehen lassen.
Wieso dieses?
Weil als „Belege“ für eine nächtliche Entführung durch außerirdische Besucher immer wieder auch körperliche Spuren wie blaue Flecken, Blutungen oder Narben herhalten müssen Und eben dazu ließ sich der Münchner Soziologieprofessor Gerald L. Eberlein im „Kleinen Lexikon der Parawissenschaften“ wie folgt aus:
„Ist die Feststellung medizinischer Fachzeitschriften ein merkwürdiger Zufall, dass in den letzten Jahren immer mehr Frauen vaginale Verletzungen aufweisen, die von der beharrlichen Suche nach dem fabelhaften G-Punkt herrühren?“
Na bitte. Da offenbart sich doch vollumfänglich die ungeahnt breite skeptische Relevanz dieses Themas!
Und selbstverständlich sind auch Sex-Mythen per se „außergewöhnliche Behauptungen„, mit denen sich die freundlichen Skeptiker von der GWUP satzungsgemäß zu beschäftigen haben.
Ein Beispiel gefällig? Wie wär’s mit der Wandersage vom „Gerbilling“?
Glühbirnen, Haarbürsten, Tischtennisbälle, Pfefferstreuer, Löffel, Shampoo-Flaschen, Blitzwürfel, Schraubenzieher … Solche Gegenstände müssen Ärzte tatsächlich hin und wieder aus dem Rektum männlicher Patienten entfernen, die nach einer vermeintlich besonders lustvollen autoerotischen Erfahrung trachteten.
Aber eine lebendige Maus?
Das klingt nach einer bizarr-erregenden Geschichte. Vor allem dann, wenn der Betroffene kein Geringerer ist als Richard Gere.
Dennoch ist kein wahres Wort an der Behauptung, der Hollywood-Star sei in die Notaufnahme eines Hospitals in Kalifornien eingeliefert worden, weil er mit Hilfe einer Papp-Röhre einen munteren Nager in seinen Dickdarm geschleust habe.
Mächtigen Auftrieb bekam dieses Gerücht unbekannter Herkunft von einem Witzbold, der im Zuge des Kassenerfolgs „Pretty Woman“ gefälschte Pressemitteilungen der „Association for the Prevention of Cruelty to Animals“ verschickte, worin er den „Pretty-Woman“-Hauptdarsteller Richard Gere der Tierquälerei bezichtigte – wegen des oben skizzierten „Vergehens“.
From Gere to Eternity: Die Wandersage vom „Gerbilling“ (von „gerbil“ = Wüsten- oder Rennmaus) gehört mittlerweile zu den am weitesten verbreiteten überhaupt. Obwohl von einer solchen sexuellen Spielart realiter nichts bekannt ist, wie Sexualwissenschaftler, Mediziner und z.B. auch der einflussreiche amerikanische „Gay“-Kolumnist Dan Savage beteuern.
Anscheinend kitzelt diese Fiktion unterschwellige homophile Ängste. Und sie bietet dem Erzähler Gelegenheit, abartige Lustbarkeiten mit dem Mittel der Sprache zu goutieren und sich zugleich davon zu distanzieren.
Es steht zu vermuten, dass Richard Gere als „pleasure-seeking“-Protagonist der „Gerbilling“-Story bald von anderen Stars abgelöst werden wird. Den was gibt es Schöneres als unglücklich agierende, prominente Beauties?
Zum Weiterlesen
- Bernd Harder: Das Lexikon der Großstadtmythen. Piper 2o06.
- G-Punkt: Ein Sex-Mythos wird entzaubert, Stern-Online am 6. März 2010
5. Januar 2010 um 19:06
Hab die Geschichte mal über einen von den Typen von den Pet Shop Boys gehört, allerdings sollen es gefrorene Meerschweinchen gewesen sein. Wer glaubt solche Geschichten eigentlich: man muss doch bloß mal den Maus in die Hand nehmen und die Hand schließen: die Viehcher haben doch Krallen und fangen sofort an mit scharren!
5. Januar 2010 um 20:01
Wie dem auch sei, ich werde die Suche nach dem G-Punkt nicht aufgeben. Manchmal ist der Weg das Ziel.
7. Januar 2010 um 09:07
Sind wir denn nicht alle auf der Suche, liebe Brüder und Schwestern? Die Romantiker suchen die blaue Blume, Philosophen den Sinn des Lebens, Deutschland den Superstar, und ich suche meine Autoschlüssel.
Irgendwie muß man ja den Tag rumkriegen. :D
7. Januar 2010 um 14:43
@doryphoros84:
Nun ja – vielleicht geht es ja genau darum …