Dr. Mahlon Wagner über Kreationismus und Intelligent Design (ID) in den USA, wo mehr als 94 Prozent der Bevölkerung an Gott glauben und viele nichts von der Evolution wissen wollen. Dazu beispielsweise Ex-Präsident Ronald Reagan, zitiert nach Dr. Wagner: „Es gibt in meiner Familie keine Schimpansen.“
Um die Haltung des amerikanischen Volkes der Evolution gegenüber zu verstehen, muss man zunächst den extrem starken Einfluss der Religion auf das öffentliche Leben verstehen. Die Mehrzahl der Amerikaner (einschließlich ihres Präsidenten George W. Bush) räumen ihrem fundamentalistischen bzw. evangelikalen Glauben einen weit höheren Rang im Umgang mit der Wirklichkeit ein als rationalem Denken und wissenschaftlichen Belegen. Dies führt zu einer Schwarz-Weiß-Sicht der Welt, die es ihnen erlaubt, Menschen, Ideologien und ganze Nationen als gut oder böse, terroristisch oder freiheitsliebend, Freund oder Feind zu klassifizieren. Frei nach George W. Bush: „Mein Glaube gibt mir die Freiheit, das Richtige zu tun … ohne mich darum zu sorgen, was als nächstes kommt.“
Hinzu kommt, dass christliche Fundamentalisten und Anti-Intellektuelle gut ausgebildeten, liberalen Akademikern in der Regel misstrauen. Sie verwehren ihren Kindern den Zugang zu höheren Ausbildungswegen und lehnen zentrale Kontrollinstanzen von Bildung, Kirche und Religion meist ab, um möglichst viel Unabhängigkeit zu bewahren.
Für die Zukunft der Evolutionslehre in den USA ist Wagner nicht sehr optimistisch: Kreationismus und Intelligent Design sind auf dem Vormarsch. Kein Politiker habe den Mut, die christlich motivierten Pseudowissenschaften in ihre Schranken zu verweisen und aus den Schulen zu verbannen, bedauert er.
Satire zum Thema: Kirche des Fliegenden Spaghetti-Monsters
21. Mai 2007 um 18:17
Ich habe zwar den Vortrag von Mr. Shermer nicht gehört – wenn aber die deutsche Zusammenfassung von einem (GWUP-)Redaktor Sätze wie „Dr. Mahlon Wagner über Kreationismus und Intelligent Design (ID) in den USA, wo mehr als 94 Prozent der Bevölkerung an Gott glauben und viele nichts von der Evolution wissen wollen.“ schreiben, muss ich doch meine Zweifel an der Berichterstattung, resp. am Referenten anmelden. [American Religious Identification Survey]
Nun, dass GWUP nicht das Mass der Dinge ist und als solches zwar selbstherrlich aber natürlich auch umstritten (sofern man hier von „streiten“ reden kann) ist, wurde mir schon mehrfach bewusst. Deshalb schätze ich das Wirken dieser Organisation sozusagen als Gegengewicht zu abstrusen gegenläufigen Bewegungen (wie z.B. ID).
Es ist spannend, die unterschiedlichen Meinungen und Interessen zu verfolgen und sich so ein Bild über unsere Welt zu machen.
Mal gucken, ob ich noch mehr Interessantes finde, um einen Kommentar zu hinterlegen….
22. Mai 2007 um 10:16
@ Thomas Müller: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Michael Shermer war aber gar nicht auf der GWUP-Konferenz. Nirgends im Blog steht, dass dem so gewesen sei. Was Sie vermutlich meinen, ist der Vortrag von Dr. Mahlon Wagner. Nun, zur Validität der Zahlen von Mahlon Wagner weiß ich ad hoc nichts zu sagen. Nicht auszuschließen ist auch, dass sich im Eifer des Live-Blog-Gefechts ein Zahlendreher oder ein Verständnisfehler in den Text geschlichen hat. Live-Blogs werden immer mit der heißen Nadel gestrickt, sozusagen im Quick-and-Dirty-Verfahren. Die Schlussredaktion ist aber bereits angelaufen, um potenzielle Fehler im Nachhinein zu korrigieren.
23. Mai 2007 um 09:42
Ein Nachtrag zu den von Dr. Mahlon Wagner im Vortrag verwendeten Zahlen. Sie stammen wohl aus: Newsweek Poll conducted by Princeton Survey Research Associates. April 13-14, 2000. N=752 adults nationwide. MoE ± 4.
„We’re interested in people’s religious beliefs. Do you believe in God, or not?“
Yes: 94%, No: 4%, Don’t know: 2%
Siehe auch: http://www.pollingreport.com/religion2.htm