Die Zulassung der genetisch veränderten Kartoffelsorte Amflora hat Kritiker auf den Plan gerufen. Von Ulrike Höfkens fragwürdigem Argument mit der „gentechnik-kritischen Öffentlichkeit“ war an dieser Stelle bereits die Rede.
Etwas anders geht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Sache an. Denn Amflora enthält ein Antibiotika-Resistenzgen. Genauer gesagt, das Gen für die Neomycin Phosphotransferase II (npt II), das eine Resistenz gegen die Antibiotika Kanamycin und Neomycin bewirkt. Deshalb befürchtet der BUND,
„… dass beim Verzehr der Genkartoffel das Antibiotikaresistenz-Gen auf Bakterien übertragen wird, die im Magen-Darm-Trakt von Mensch und Tier leben. Bakterien mit Antibiotikaresistenz-Genen können dazu führen, dass Krankheitserreger gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich werden und damit nicht mehr mit diesen Antibiotika bekämpft werden können.“
Ein beängstigendes Szenario. Aber auch realistisch? Gelassener beurteilt der Biologe und SKEPTIKER-Autor Johannes Bergler die Situation:
„Sowohl die stabile Aufnahme loser DNA-Fragmente aus der Nahrung als auch die Übertragung des Gens von der Pflanze auf Bakterien ist sehr unwahrscheinlich und wäre zudem bei Abwesenheit desAntibiotikums kein Selektionsvorteil, daher ginge das Fragment sehr schnell verloren.
Im Übrigen braucht es keine „Genkartoffel“, um mit dem fraglichen Gen (nptII-Gen) in Kontakt zu kommen. Vor allem in Krankenhäusern, aber auch in der freien Natur ist es anzutreffen. Und zwar nicht nur als Fragment, sondern in Form von so genannten Plasmiden, kreisförmigen DNA-Molekülen mit einem oder wenigen Genen, die ständig zwischen Bakterien übertragen werden.
Noch einmal Bergler:
„Wer also nicht konsequent nur mit Schutzanzug das Haus verlässt und sein Vieh im Reinraum hält, der kommt ohnehin regelmäßig mit resistenten Bakterien in Kontakt, die im Fall einer Antibiotika-Behandlung Probleme machen können – sofern es sich um Krankheitserreger handelt und ausschließlich mit Kanamycin behandelt wird.“
Mehr Informationen über Grüne Gentechnik gibt es im aktuellen SKEPTIKER 1/2010.
6. März 2010 um 12:48
Typisches Nullargument: Nur weil es sowieso Antibiotika-Resistenzen in der freien Natur gibt, schadet es auch nicht, noch mehr auszubringen.
Richtig wäre: Aufgrund der Gefährlichkeit von Antibiotikaresistenzen muss man versuchen, ihre Verbreitung so weit wie möglich einzudämmen – und medizinische Strategien entwickeln um mit den unvermeidbaren so gut wie möglich umzugehen.
7. März 2010 um 01:15
«…kein Selektionsvorteil, daher ginge das Fragment sehr schnell verloren…»
Warum? Ein Gen, das keinen Selektionsnachteil birgt, muss nicht „verloren gehen“. Es kann durchaus in einem Stamm überleben. Es muss nicht, aber kann. Und es kann in einem horizontalen Gentransfer auch weiter gegeben werden.
Und selbst, wenn keine nachteiligen Effekte auf der Hand liegen, stellt sich immer die Frage: „cui bono?“ Wer hat einen Vorteil? Brauchen wir das? Wer braucht das? Wozu?
Natürlich ist nicht jede neue Technik per se böse. Aber wenn ihre Anwendung – wie bei der „grünen Gentechnik“ (bisher hat sich hier m. W. nicht ein Versprechen des Nutzens erfüllt) – im Wesentlichen nur dazu führt, dass eine kleine Zahl von Unternehmen über Patentierbarkeit die Kontrolle über einen gesellschaftlich wichtigen Bereich – z. B. Nahrungsproduktion – erhält, ohne dass dabei ein gesamt-gesellschaftlicher Vorteil ersichtlich wäre, darf die Frage erlaubt sein, warum man die Entstehung eines solchen Monopols zulassen sollte.
Man sollte nicht nur Kritiker skeptisch betrachten – Befürworter auch! Wo ist das schlagende Positiv-Argument?
7. März 2010 um 15:13
Das nptII-Gen ist keine neue/zusätzliche Antibiotikaresistenz, es kommt bereits überall vor, als Abwehrmechanismus von Bodenbakterien gegen bestimmte Pilze.
Die Verfügbarkeit des Gens für nichtresistente Bakterien steigt durch das Ausbringen von Amflora so gut wie nicht an, da das Integrieren des Gens (nach einer Magenpassage) sowie der Austausch des pflanzenspezifischen gegen einen in Bakterien aktiven Promotor sowie das Formen eines Plasmids inklusive Replikationsstartsequenz etc. extrem viel unwahrscheinlicher ist, als dass einfach das seit Jahrmillionen im Genpool verfügbare „Wild-Plasmid“ verwendet wird. Natürlich stimme ich zu, dass besser kein Selektionsmarker dieser Art mehr in der „fertigen“ Sorte vorliegen sollte, aber (s.u.).
Die Möglichkeit, eine Sorte schützen zu lassen gibt es seit langem, daher ändert sich durch gv-Sorten nichts, was Monopolisierung angeht. Zudem dürfte jedes Produkt, das „nicht ein Versprechen des Nutzens erfüllt“ mangels Nachfrage schnell vom Markt verschwunden sein.
Wer die Monopolisierung vorantreibt, das sind die Protestorganisationen, da nur große etablierte Firmen gv-Sorten auf den Markt bringen können, die sich die durch Verbote und Blockaden auf z.B. 13 Jahre (Amflora) verzögerten Zulassungsverfahren leisten können. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns überhaupt über unzeitgemäße Sorten mit noch vorhandenen Selektionsmarkern unterhalten müssen.
7. März 2010 um 20:56
Wenn sich die Versprechen der Anwendung der Grünen Gentechnik in Deutschland bislang nicht erfüllt haben, ist das kein Wunder, solange sie nicht eingesetzt wird.
7. März 2010 um 21:41
Geschätzter Herr Bergler.
Ich Teile Ihre Abscheu gegenüber Menschen, die deutlich mehr Meinung als Wissen haben. Insofern verstehe ich auch, wenn Sie in der Debatte um grüne Gentechnik manchmal einen zu viel kriegen.
Dennoch ist ihre Aussage, dass „jedes Produkt, das ’nicht ein Versprechen des Nutzens erfüllt‘ mangels Nachfrage schnell vom Markt verschwunden sein“. Dass der Saatgutmarkt längst nicht mehr von Angebot und Nachfrage regiert wird, sondern, zumindest in weiten Teilen von denen die ihn dominieren ist erstens kein Geheimnis und zweitens auch völlig Unabhängig von der Frage „Genverändert oder nicht?“ Also: Produkte überleben in diesem speziellen Marktsegment sehr gut, wenn sie dem Interesse des Kunden nicht zu stark entgegen laufen. Es reicht, wenn sie dem Anbieter von Nutzen sind.
Daher ist auch die Behauptung, dass es nun ausgerechnet die Protestorganisationen seien, die die Monopolisierung nennenswert vorantrieben, mit Verlaub entweder Blind oder bösartig. Abgesehen davon, dass dieses Argumentationsmuster (Schuld sind die, die dagegen sind) so falsch ist, wie es alt ist: Was soll denn da noch vorangetrieben werden? Wenn man mal einen Blick auf die Marktanteile wirft. Hm?
Und, da hat der Omnibus vollkommen recht: Die Frage, die man sich bei jeder neuen Entwicklung – wie auch bei jeder Argumentation – stellen muss ist: Wem nützt sie? Wer profitiert? Was bringt dem Schreiber das, wenn er das schreibt was er schreibt?
7. März 2010 um 22:53
ist dieser Blogeintrag, auf den ich eben gestoßen bin:
http://bit.ly/c31HBa
8. März 2010 um 19:23
Sehr geehrter aka,
wo in meinem Kommentar ich Abscheu gegenüber Leuten mit anderer Meinung ausgedrückt habe ist mir nicht klar, wenn ich einen agressiven oder herablassenden Eindruck erweckt haben sollte tut mir das leid.
Ich versuche nur, meinen Standpunkt klarzumachen: ich kann keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzucht und den beklagten Missständen auf dem globalen Agrar-/Saatgutsektor erkennen. Die Ursachen dafür liegen m.E. unter anderem in den – auch in ganz anderen Wirtschaftssektoren üblichen – Geschäftsgebaren der Großkonzerne sowie im meiner Meinung nach viel Schaden anrichtenden Agro-Subventionssystem . Die Gentechnik ist weder die Ursache eines der Missstände noch kann ich erkennen, wie sie zu deren Verstärkung führen soll. Bitte erklären sie es mir.
Zu den Protestorganisationen: die pauschale Dämonisierung aller GVOs erweckt bei der Bevölkerung nur den Eindruck, sich gar nicht erst über Details informieren zu müssen. Und sie können mir nicht erzählen, dass ein internationaler Großkonzern mit jahrelangen Blockaden von Zulassungsverfahren sowie der Zerstörung der (sowieso von Subunternehmern unterhaltenen) Versuchsfelder durch die „Feldbefreier“ nicht besser zurechtkommt als ein kleines, nationales Unternehmen.
Zu ihrem letzten Absatz, und ich hoffe ich missdeute diese Andeutungen nicht: nein, ich stehe nicht als Propagandaminister bei Monsanto, Bayer o.ä. in Lohn und Brot.
8. März 2010 um 20:54
Herr Bergler, sie werfen anderen vor, unsachlich zu argumentieren und lassen dann solche Statements los:
„Die Möglichkeit, eine Sorte schützen zu lassen gibt es seit langem, daher ändert sich durch gv-Sorten nichts“
Das ist falsch. Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Sortenschutz und Patenten. Letztere sind in den meisten Rechtsräumen NUR für GV-Pflanzen möglich.
Während beide Konzepte im Kontext von Pflanzen bedenklich sind, ist der Sortenschutz trotzdem harmloser, da das nichtkommerzielle Nachbauen weiterhin erlaubt ist. Damit sind Fälle wie der von Percy Schmeißer mit konventionellem Saatgut nicht denkbar.
Für diejenigen, denen der Name und der Fall nichts sagt: Der kanadische Landwirt Percy Schmeißer wurde von Monsanto verklagt, weil sich auf seinem Gelände Monsanto-Saatgut befand – obwohl er es selbst nicht angepflanzt hatte. Und hier wird auch klar, weshalb GVOs monopole befördern: In einer Region, in der in großem Maßstab eine Pflanze (bspw. Mais) als GVO angebaut wird, ist es nicht mehr möglich, gefahrlos die selbe Pflanze konventionell anzubauen.
9. März 2010 um 08:35
Mir ist der Unterschied zwischen Patent und Sortenschutz durchaus bekannt, ich denke jedoch nicht, dass ich unredlich argumentiere indem ich den Anteil der nichtkommerziell, für den Eigenbedarf, angebauten gv-Pflanzen als vernachlässigbar betrachte.
In den juristischen Feinheiten und den Einzelheiten des Falls Percy Schmeiser kenne ich mich nicht gut aus. Schmeiser ist/war von Beruf Rapsbauer und -züchter, wie der Nachbau (eines kompletten Feldes wohlgemerkt, nicht einzelner angeflogener Pflanzen) hier nichtkommerziell und damit unter Sortenschutz legal sein soll, ist mir nicht klar.
Ich möchte hier nicht die Geschäftspraktiken von Monsanto u.ä. verteidigen,darum geht es mir bei der ganzen Sache nun wirklich nicht. Außerdem wird mir sonst nur wieder vorgeworfen dafür von den Firmen bezahlt zu werden. Dass ein Großkonzern sein Image (gut, kein großer Verlust bei Monsanto) damit riskiert, Kleinbauern wegen angeflogenen Einzelpflanzen zu verklagen, kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen. Dafür spricht auch, dass der Fall Schmeiser trotz weit über 100 Millionen ha gv-Pflanzen weltweit nach wie vor der einzige solche Fall geblieben ist. Da er nach etlichen Instanzen schließlich schuldig gesprochen wurde nehme ich an, dass ihm bewusster Nachbau der Sorte nachgewiesen werden konnte.
9. März 2010 um 09:23
Sehr geehrter Herr Bergler,
Nein, Ihr Tonfall war nicht herablassend und Abscheu gegenüber Menschen, die mit absichtlich mit Halbwissen operieren bzw nur die Informationen verwenden, die ihnen gerade in den Kram passen fände ich verständlich. Wobei „Abscheu“ vielleicht etrwas hart ausgedrückt ist, zugegeben. Aber, wie gesagt, damit hätte ich kein großes Problem.
Aber gehen wir mal auf einzelne Punkte ein. Ich gestehe hier aber offen einen Informationsbedarf in einigen Punkten ein, da es sich nicht um mein Spezialgebiet handelt und ich hier, wie wir alle bei den meisten Themen, auf Vorverdautes aus hoffentlich vertrauenswürdigen Quellen angewiesen bin.
„Die Ursachen dafür (die Missstände auf dem globalen Agrar-/Saatgutsektor) liegen m.E. unter anderem in den – auch in ganz anderen Wirtschaftssektoren üblichen – Geschäftsgebaren der Großkonzerne sowie im meiner Meinung nach viel Schaden anrichtenden Agro-Subventionssystem.“
Vollkommen d’accord. Erstmal allein deshalb, weil jede Technik erstmal nicht böse oder gut ist, sondern eben nur eine Technik und kein Inhalt. „Gut“ oder „böse“ wird sie durch die Anwendung. Und da gehen die Interessen der Anbieter und die der Konsumenten/Anwender doch stark auseinander. Der Endverbraucher möchte ein gesundes, wohlschmeckendes, günstiges Produkt haben. Der Bauer möchte eine pflegeleichte ertragreiche Pflanze haben und der Hersteller möchte ein Produkt haben, mit dem er möglichst viel Geld verdienen kann. Ist ja auch moralisch erstmal nicht verwerflich, so funktioniert ja unser System.
Agrarsubventionen halte ich für in unserer Welt für absolut unabdingbar. Aber die Art und Weise auf die diese vergeben werden und die Kriterien nach denen das geschieht ist – gelinde gesagt – verwerflich. Ich denke das meinen Sie mit dem Punkt auch.
„ich kann keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzucht und den beklagten Missständen auf dem globalen Agrar-/Saatgutsektor erkennen.“
„Die Gentechnik ist weder die Ursache eines der Missstände noch kann ich erkennen, wie sie zu deren Verstärkung führen soll.“
Nunja. Gentechnik wird ja nicht zuletzt auch dafür verwendet – korrigieren Sie mich, wenn ich unrecht habe – den Bauern jedes Jahr neues Saatgut anzudrehen, weil das alte sich „abschaltet“, was die übliche Art des Wirtschaftens (Einen Teil der Ernte für die Aussaat im nächsten Jahr zurückzuhalten) unmöglich macht. Und dafür im Paket gleich Pestizide mitzuverkaufen, da die Pflanzen nur mit bestimmten Pestiziden funktionieren, die natürlich exklusiv vom gleichen Hersteller produziert werden. So werden natürlich Abhängigkeiten geschaffen. Das ist vielleicht ein Beispiel für meine Aussage, dass nie die Technik gut oder schlecht ist, sondern der Zweck zu dem sie verwendet wird.
„Zu den Protestorganisationen: die pauschale Dämonisierung aller GVOs erweckt bei der Bevölkerung nur den Eindruck, sich gar nicht erst über Details informieren zu müssen.“
Ja. Da stimme ich Ihnen zu. Und da wünschte ich mir mehr Berichterstattung, die wirklich Aufklärung leistet. So richtig glücklich machte mich da Ihr Artikel im Skeptiker auch nicht, da ich das Gefühl hatte, Dass Sie dem eine pauschale Verteidigung entgegenhalten. Mich hätte in diesem Zusammenhang mehr interessiert: Was gibt es, wie funktioniert es, wie und zu welchem Nutzen wird es angewendet. Aber, das ist jetzt lediglich mein Wunsch.
„Und sie können mir nicht erzählen, dass ein internationaler Großkonzern mit jahrelangen Blockaden von Zulassungsverfahren sowie der Zerstörung der (sowieso von Subunternehmern unterhaltenen) Versuchsfelder durch die “Feldbefreier” nicht besser zurechtkommt als ein kleines, nationales Unternehmen.“
Kann ich nicht und will ich auch gar nicht. Meine Frage ist eher, wie man bei der Marktlage und dem Marktanteil den – in diesem Bereich nun tatsächlich – Monsanto hat ein Monopol noch befördern kann. Die sind ja derart drückend Marktbeherrschend, dass eh nur noch in recht engen Nischen etwas für andere zu holen ist. Aber auch hier: Das ist meine Informationslage, korrigieren Sie mich, wenn ich unrecht habe.
„Zu ihrem letzten Absatz, und ich hoffe ich missdeute diese Andeutungen nicht: nein, ich stehe nicht als Propagandaminister bei Monsanto, Bayer o.ä. in Lohn und Brot“
Nein, ich wollte Ihnen nicht unterstellen ein „bezahlter Agent“ zu sein. Ich meine nur, man muss immer die Frage nach dem Wem nützt es?“ bzw. „Was hat derjenige, der etwas tut, davon, dass er es tut. Und das gilt für Politiker, Produzenten und natürlich auch für Autoren. Oder jeden anderen, der sich öffentlich äußert.
9. März 2010 um 17:14
Sehr geehrter aka,
dann freue ich mich, dass wir uns ja weitestgehend einig sind. Zur Verwendung der Gentechnik für sich „abschaltendes“ Saatgut bzw. Pestizidresistenzen: Wie im Artikel beschrieben ist der jährliche Neukauf des Saatguts längst die Regel, da auch viele der konventionell erzeugten Hochleistungssorten (vor allem Hybridsaaten) genetisch bedingt (Segregation nach Mendel) in der nächsten Generation nicht mehr gut keimen und viel weniger Ertrag liefern. Gerade durch Hybridsaaten gibt es diese Möglichkeiten also bereits ohne „Terminator-Konstrukte“.
Ähnliches gilt für Pestizidresistenzen: resistente Sorten gibt es auch unter den konventionell erzeugten. Die resistenten „Genpflanzen“ von denen ich weiß haben Resistenzen gegen Herbizide wie Roundup oder BASTA, die sowieso seit Jahrzehnten zu den meistbenutzten Herbiziden in der Landwirtschaft zählen, nur dass man bei resistenten Sorten dosiert nach Bedarf spritzen kann anstatt vor der Aussaat den Acker prophylaktisch mit großen Mengen zu vergiften. Dadurch müssten sich die Herbizidverkäufe eigentlich eher reduzieren. Diese Pflanzen wachsen und tragen auch ohne Herbizid, aber wenn man das Herbizid nicht kaufen will, kann man sichlogischerweise auch die resistente Sorte sparen. Dass eine Firma lieber eine Sorte mit Resistenz gegen ein eigenes Herbizid vermarktet ist logisch, es baut ja auch kein Computerhersteller eine Konsole auf der nur die Spiele der Konkurrenz laufen. Eine Abhängigkeit über das eine Jahr hinaus sehe ich da nicht, jeder Landwirt kann sich jede Saison wieder für eine andere Sorte aus beliebiger Quelle entscheiden, selbst wenn er hat sich einen Zehnjahresvorrat an Herbizid hat aufschwatzen lassen, dann muss er eben damit umgehen wie seit Jahrzehnten üblich und nur spritzen wenn keine Nutzpflanzen auf dem Feld stehen.
Ein Monopol fördern kann man nicht nur durch direkte Vergrößerung des Marktanteils einer Firma sondern auch durch das Verhindern der Etablierung kleinerer Firmen (etwa aus erwähnten Nischen heraus). Die haben es (wie sie ja völlig richtig feststellen) sowieso schwer genug auf diesem Markt, auch ohne dass ihre Ressourcen für Strategien und Anwälte gegen Lobbyismus und Vandalismus draufgehen.
15. März 2010 um 01:38
Den Fall Percy Schmeiser kann man vielleicht doch nicht so leicht abtun. Schmeiser sagt, er habe nie Saatgut gekauft, weil er sein Saatgut immer selbst zurückbehalten habe. Im Gerichtsverfahren hat Monsanto dann von 90% RoundupReady Raps gesprochen, das Gutachten, dass Schmeiser durchgeführt hat lediglich eine Durchmischung von 0-68% festgestellt. Schmeiser sagt weiterhin, sein Feld liege an einer Straße, die zu einer Ölmühle führt, in der GM-Raps verarbeitet wird, so dass zusätzlich zu einer Kontamination von angrenzenden Feldern mit GM-Raps auch Samen von den Lastwagen in sein Feld wehen konnten. Wenn Schmeiser unwissentlich die Samen solcher Pflanzen für die Aussat im nächsten Jahr benutzt hat, erhöht sich natürlich der Anteil mit GM-Raps erheblich.
Wenn Schmeiser ein Einzelfall ist, dann nur, weil er sich über drei Instanzen gegen die Klage von Monsanto gewehrt hat und sich nie auf eine außergerichtliche Regelung eingelassen hat, bei der betroffene Lanewirte in der Regel unterschreiben müssen, dass sie nichts zu dem Fall sagen dürfen.
Eingedenk der Klagefreudigkeit von Monsanto erscheint es mir naiv zu behaupten, man würde das Saatgut ja nur für ein Jahr kaufen und könne im nächsten Jahr wieder anderes Saatgut pflanzen. Da brauchen nur ein paar Pflänzchen vom Mähdrescher zu fallen oder ein paar Körnchen Saatgut aus dem letzten Jahr liegen noch im Speicher.
Und stimmt es, dass Raps, der von Lastwagen fällt, leicht anwächst? In der Tat, das ist ein japanisches Problem. Dort wird GM-Raps zwar importiert, aber nicht angebaut. Aber vom Hafen bis zur Ölmühle findet sich allerorten GM-Raps am Wegesrand. Er säht sich in den Folgejahren wieder selbst aus und nicht nur das, er verändert seine Eigenschaften und das ist wohl ein Phänomen, das man so nicht ohne weiteres bei konventionellen Sorten finden würde. (Ich bin nicht so gut zu Fuß mit html und weiß auch nicht, ob diese Kommentare welches zulassen würden, deshalb verweist mein Name auf die Zusammenfassung einer entsprechenden Studie)
28. März 2010 um 21:14
Das Gericht hielt es für erwiesen, daß Schmeiser ganz bewußt RR-Canola in über 90% Reinheit gezogen hatte. Das steht ja so im Urteil drin.
Monsanto hat pro Jahr über 300.000 Kunden und im Schnitt nur 10 Fälle, wo sie Betrug vermuten. Das soll „klagefreudig“ sein? Man vergleiche das mal mit der Medienindustrie.
Daß Gv-Pflanzen „nicht vermehrungsfähig“ seien, ist auch so ein Märchen. Gilt höchsten für Mais, weil es da überhaupt nur „Extrem“-Hybriden gibt (gilt auch für konventionellen Mais). Aber schon das Beispiel Schmeiser mit Raps zeigt, wie einfach der sich vermehren läßt. Und das ist auch bei Soja und Baumwolle so. Deshalb gibt es in Brasilien, Indien und Pakistan das Phänomen, daß die Farmer die HT/RR-Technologie wild in Eigenregie vermehren (s.a. R Herring: Stealth Seeds: Bioproperty, Biosafety, Biopolitics). Patente und „Marktmacht“ sind dort gar nicht durchsetzbar, Monsanto kann lediglich einen gewissen Marktanteil gewinnen, indem sie zu bezahlbaren Preisen bessere Qualität anbieten.