Wie wird man eigentlich „Film-Experte des Vatikans“?

Keine Ahnung, aber eine Grundvoraussetzung dafür scheint die Fähigkeit zu sinn- und ziellosem Geschwurbel zu sein.

Jedenfalls zitiert das Online-Portal kath.net einen gewissen Franco Perazzolo zur Vampir-Romanze Twilight -New Moon wie folgt:

„Die Serie ist eine explosive Mischung aus Bildern, die eine totale Leere verbergen.“

Ah ja. Nach dieser semantischen Meisterleistung hebt der „Mitarbeiter des Päpstlichen Kulturrates“ gar noch ins Allgemeine ab:

„Vampirfilme sind eine Mischung aus Exzessen, die immer mehr junge Generationen anziehen. In der Twilight-Serie spielt das ästhetische Element eine besonders große Rolle. Wunderschöne Frauen und Männer verwandeln sich in schreckliche Masken. Das ist eine ideale Mischung, um die Kinos mit dem alten Trick der entgegengesetzten Extreme zu füllen.“

Verstehe.

Gut, ich hätte es vielleicht um Nuancen anders formuliert, etwa so:

„Wie gebildeten Kreisen längst bewusst, vervollständigt die finigiert zentrierte Modelanalyse des Interimsfachbereiches eine terminiert endokrine Überreaktion der energetisch positivierten Kommerzialisierung.“

Oder so:

„Oma’s Großmutterkind macht Kabinenerdbeeren in der Waschanlagenfirma, wo die teuren Aprikosendermatologen auf die Zahnpastasauce warten.“

Vielleicht kann ich dem ganzen „Biss“-Hype aber auch bloß deshalb nichts abgewinnen, weil mein Lieblingsfilm noch aus den verstaubten 1970er-Jahren stammt: Nur Vampire küssen blutig. Mit der unglaublichen Yutte Stensgaard. „Die Dracula-Saga als tragische Liebesgeschichte„, schrieb damals der film-dienst dazu (auch eine katholische Einrichtung, aber ohne Lizenz zum Dummlabern).

Ganz ähnlich äußert sich aktuell auch Dr. Mark Benecke zum Vampir-Boom. Der Kriminalbiologe wurde dieser Tage von der Welt interviewt. „Liebe ist das absolute und zentrale Motiv im Vampirismus„, sagte Benecke dem Blatt, „Dass bei der Bis(s)-Saga und auch beim viktorianischen Dracula der Sex etwas Drängendes, weil Unterdrücktes ist, finde ich recht, sagen wir mal, spannungsgeladen und angemessen.“

Übrigens hat Benecke, Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat, gerade ein Büchlein mit dem Titel Vampire unter uns veröffentlicht. Darin zeichnet er unter anderem seinen Vortrag bei der GWUP-Konferenz 2008 in Darmstadt über „Die ruhelosen Toten“ nach: „Die mittelalterlichen Beschreibungen von Zeichen für Vampirismus – wenn Särge geöffnet wurden – sind sehr ähnlich den Veränderungen, die man bei der natürlichen Verwesung eines Leichnams beobachten kann …“

Das ist natürlich etwas stärkerer Tobak als der „gutgeduschte Pseudo-Vampir“ Edward aus der Biss-Reihe, dem man eigentlich bloß noch ein barsches „Friss Staub, Sauger!“ hinterherrufen möchte.

Wieso glauben Skeptiker nicht an Vampire? Natürlich nicht nur wegen Beneckes Studien zu verwesenden Leichnamen und bedauernswerten Menschen, die an missverstandenen Krankheiten litten.

Der amerikanische Skeptical Inquirer hat vorgerechnet, dass ein einziger Vampir bei nur einem Blutopfer monatlich die gesamte Weltbevölkerung binnen 30 Monaten komplett in vampirische Existenzen verwandeln würde. Kurz gesagt:

„The nonexistence of vampires is necessary for human existence. Apparently, whoever devised the vampire legend had failed his college algebra and philosophy courses.“

Link zum Thema:

• Cultural notebook: Day of the undead
• Cinema Fiction vs. Physics Reality: Ghosts, Vampires, and Zombies, Skeptical Inquirer Volume 31, No. 4 (July/August 2007)

Zum Weiterlesen:

• Mark Benecke, Kathrin Sonntag, Nastassia Palentskaya (2009): Vampire unter uns. Edition Roter Drache.