Gewiss, Gammelfleisch und Hygienemängel in der Döner-Bude sind nicht sonderlich appetitlich. „Gerade Fleischprodukte sind immer noch mit Mängeln behaftet“, überschrieb dieser Tage Die Welt einen Bericht über die aktuellen Daten zur Lebensmittelkontrolle in Deutschland.
Das ist aber fast gar nichts im Vergleich zu dieser Kettenmail, die ab und zu in meinem Postfach landet:
„Eine Studie der deutschen Lebensmittelkontrolle hat bei Qualitätsüberprüfungen festgestellt, dass in jedem zehnten Kebab Wurmeier zu finden sind. Diese Eier und entstehenden Larven sind gegen Magensäure resistent! Sie haben die gleichen Eigenschaften wie unser heimischer Fuchsbandwurm, das heißt sie fressen sich langsam durch den Körper zum Gehirn. Diese Eier entstehen durch das lange Warmhalten am Spieß.“
Tatsächlich? Glaubt heutzutage noch jemand an Ur-Zeugung? Anscheinend, denn ansonsten hätte dieser Unsinn kaum eine beachtliche Verbreitung finden können. Es mag sein, dass die tierischen Kebab-Fleischlieferanten hin und wieder Bandwurmeier mit der Nahrung aufnehmen. Und in der Tat widerstehen solche Parasiten der zersetzenden Wirkun von Magensäure – jedoch nur, wenn sie die Zubereitung des Fleisches am Spieß überleben, was äußerst unwahrscheinlich ist.
Außerdem: Auf dem farbigen Schock-Foto, das der Döner-Warnung meist als Attachment angehängt ist, frisst sich kein Wurm durch ein menschliches Auge, sondern eine tropische Insektenlarve, nämlich die der Dasselfliege (Dermatobia hominis). So gesehen, gehört der Tod bringende Wurm im Döner wohl in dieselbe Kategorie wie Rattenzähne oder Fingernägel in Hamburgern, von denen diverse Großstadtlegenden seit langen erzählen.
Andere zeitgenössische Fast-Food-Mythen ranken sich zum Beispiel um genmanipuliertes, künstliches Hühnerfleisch bei „Kentucky Fried Chicken“ oder um „Mayonnaise“ aus Sperma, für die ein masturbierender Angestellter bei „Burger King“ oder „Pizza Hut“ verantwortlich ist. Möglicherweise bricht sich in solchen Ekel-Storys das latent schlechte Gewissen vieler Schnellimbiss-Fans Bahn.
Links zum Thema:
- Hoax-Info TU Berlin: Wurmeier im Kebab
- Fabian Vierbacher: Die „moderne“ Sage im Internet
Zum Weiterlesen
- Bernd Harder: Lexikon der Großstadtmythen. Piper Verlag 2006
23. Oktober 2009 um 09:26
In Kolumbien wird der Großstadtmythos verbreitet, dass die Hamburger einiger Ketten eigentlich aus Wurmfleisch bestehen… ;-)
http://www.minube.com/rincon/hamburguesas-el-corral-a72413
http://comunidad.natgeo.tv/forums/t/3948.aspx
23. Oktober 2009 um 18:40
Zu DDR-Zeiten gab es das Gerücht, daß in Schokolade Ochsenblut verarbeitet würde. Grade hab ich noch ein wenig gegoogelt und siehe da, das Gerücht gibt es immer noch. :)
24. Oktober 2009 um 13:08
@dulsberg-nord:
Ja, das gibt es in der Tat immer noch. Ich empfehle dazu meistens die „Stimmt’s“-Rubrik der ZEIT.
23. Juni 2011 um 10:59
Wirklich interessante Geschichte habe gerade eben auf einer anderen Webseite die Geschichte des Döners gelesen war auch sehr informativ, hat mir vom ekel Faktor allerdings besser gefallen ;).