gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

4. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Live bei Youtube: Das Goldene Brett am 5. Oktober aus Wien

Ulrike Guérot, Stefan Homburg oder Ferdinand Wegscheider von ServusTV – wer bekommt morgen Abend (Donnerstag, 5. Oktober) das Goldene Brett vorm Kopf verliehen?

Das Live-Event im Stadtsaal Wien ist bereits ausverkauft. Bei Youtube wird die Veranstaltung ab 19.30 Uhr übertragen:

Moderiert wird das Goldene Brett von Martin Puntigam.

Marco Pogo und Andre Wolf von Mimikama treten als Side Acts auf. Die Laudationes kommen von Gerald Gartlehner, Heidi Kastner und Daniela Angett-Pfeiffer.

Zum Weiterlesen:

  • Das Goldene Brett 2023: Die Finalisten stehen fest, GWUP-Blog am 27. September 2023

4. Oktober 2023
von Bernd Harder
1 Kommentar

„Kampf um die Wahrheit“: Wettermoderatoren gegen Klimawandelleugner

Neu bei ZAPP:

Klimawandel: Warum Wettermoderatoren attackiert werden

Ein weiteres Mietmaul, dem man nicht mehr zuzuhören braucht“, „Ein Systemschwätzer ist er, sonst nichts“ – Anfeindungen wie diese erleben Karsten Schwanke, Wettermoderator der ARD, und Özden Terli vom ZDF immer häufiger.

Denn in ihren Wetterberichten spielt die Klimakrise eine immer größere Rolle. Während dabei vor einigen Jahren noch kritische Fragen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen im Mittelpunkt gestanden hätten, gebe es nun vermehrt gezielte Diffamierungen und Einschüchterungsversuche gegen ihn als Person, berichtet auch Schwanke.

Die Angriffe reichen dabei über Beleidigungen und die Unterstellung von Lügen bis hin zu Drohungen.

Als Experte mit dabei ist SkepKon-Referent Dr. Philipp Schmid.

Zum Weiterlesen:

  • Weltuntergang als Tagesjob: Die Ballade von den traurigen Klimaforschern, GWUP-Blog am 23. November 2015
  • Wie Klimaskeptiker Forscher attackieren, Süddeutsche am 23. November 2015
  • Klimawandelleugner greifen am liebsten zum Rufmord gegen Klimaforscher, mdr am 24. August 2023
  • Drohungen gegen Meteorolog*innen: Hass auf den Boten, taz am 14. Juni 2023
  • Psychmedia: Warum es Klimaleugner gibt

2. Oktober 2023
von Bernd Harder
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„Seine Heilkunde tötet“: Die Science Cops über Hamer und die Germanische Neue Medizin

Neu bei den Quarks Science Cops:

Das hier ist kein Fall für schwache Nerven: In den 1980er Jahren entwickelt der deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer seine eigene Heilkunde, die er „Germanische Neue Medizin“ nennt. Die Idee: Alle Krankheiten entstehen durch Schockerlebnisse, Krebs ist eigentlich etwas Sinnvolles und Heilung gelingt nur durch die Lösung innerer Konflikte.

Viele Menschen fallen auf diesen Unsinn rein. Und es geschehen schreckliche Dinge.

Die Folge gibt’s als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Der Fall Ryke Geerd Hamer, quarks am 4. Oktober 2023
  • Die gefährliche Wahnwelt der Germanischen Neuen Medizin, GWUP-Blog am 7. Mai 2023
  • Die Todesopfer der GNM: Hamer, wie er wirklich war, GWUP-Blog am 6. Juli 2017
  • „37 Grad“: Der Kampf gegen die Germanische Neue Medizin, GWUP-Blog am 18. November 2019
  • „Mein Studentenmädchen“ gegen Krebs: Neues Todesopfer der Germanischen Neuen Medizin, GWUP-Blog am 21. September 2015

2. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Video: Janos Hegedüs über Pseudowissenschaftliches zum Thema Bluthochdruck

Parasiten-Kongress? Was um Himmels willen soll das denn sein?

Nun ja – das hier.

Dummerweise fühlt sich der Kongress-Moderator Sören Schumann ernsthaft zum „Gesundheitsberater“ berufen und plaudert bei Youtube zum Beispiel mit Prof. Thomas Rau über hohen Blutdruck.

Dazu hat Dr. Janos Hegedüs einiges anzumerken:

Sören Schumann, der sich als „Heiler“ bezeichnet, hat Professor Thomas Rau zu den Themen Blutdruck, Bluthochdruck und deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit interviewt. In diesem Gespräch wurden Aussagen gemacht, die potenziell zu lebensgefährlichen Schäden führen können.

Bluthochdruck ist eine sehr gefährliche Erkrankung, die jeden dritten Deutschen betrifft. In diesem Deep-Dive-Video nehmen wir die Ursachen für erhöhte Blutdruckwerte unter die Lupe, und ich zeige euch klipp und klar, wo genau der Professor danebenliegt.

Dabei geht es zunächst einmal weniger um eine Video-Kritik als vielmehr um das Thema Bluthochdruck im Allgemeinen:

Im nächsten Video machen wir mit den beiden Herren weiter.

Zum Weiterlesen:

  • Dr. Janos Hegedüs on Science Communication and Activism on YouTube, skepticalinquirer am 12. September 2023
  • SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal, GWUP-Blog am 15. Juni 2023

1. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Nahrungsergänzungsmittel: „Supplement-Abzocke“ bei den Quarks Science Cops

Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung immer wieder hin.

Dennoch hat die Nationale Verzehrsstudie II gezeigt, dass die tägliche Zufuhr von etwa Vitamin C, D, E und Folsäure bei Männern und Frauen in allen Altersgruppen zum Teil weit unter den Empfehlungen liegt – vermutlich bedingt durch eine ungünstige Lebensmittelauswahl.

Zugleich wird deutlich, dass vor allem bei Vitamin D, E, C, Folsäure, Kalzium und Magnesium „beachtliche Änderungen“ durch Supplements erreicht werden können:

Auch mit dem Obst- und Gemüsekonsum ist es bei uns nicht weit her, erbrachte die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DGES).

Das ist allerdings kein Grund, gießenkannenmäßig Nahrungsergänzungsmittel (NEG) einzuwerfen.

Denn zum einen ist eine rechnerische Unterversorung kein Mangel, zum anderen warnte die DGE schon 2012 vor Gesundheitsrisiken durch zu hohe Zufuhrmengen.

Bislang gibt es in Deutschland nur Vorschläge für Vitamin- und Mineralstoffhöchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln, und zwar vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Erst 2024 könnte es in der EU einheitliche Höchstmengen geben (die seit 2002 diskutiert werden).

Das kritisiert auch die Ernährungswissenschaftlerin Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im neuen Podcast der Quarks Science Cops:

Clausen erklärt, dass die gegenwärtige Situation im Bereich Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich „katastrophal“ (Maximilian Doeckel) ist. Bei Stichproben werden immer wieder illegale Arzneisubstanzen in Potenzmitteln oder Sportlerprodukten entdeckt und die Mengenangaben der Inhaltsstoffe von NEG können schon mal um 50 oder 70 Prozent von den Angaben auf der Verpackung abweichen.

Die Verbraucherzentralen fordern daher unter anderem eine Anzeigepflicht wie für Arzneimittel, ein Informations- und Datenbanksystem und eine Positivliste zulässiger Inhaltsstoffe.

Auch in der aktuellen Ausgabe von Gute Pillen – Schlechte Pillen (5/2023) geht es um Nahrungsergänzungsmittel:

Für Nahrungsergänzungsmittel gilt das Missbrauchsprinzip. Das heißt: Alles ist erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Konkret verboten sind allerdings nur die wenigsten Stoffe. Unabhängig geprüft wird das aber erst, wenn ein Produkt längst im Handel ist.

Zwar müssen Nahrungsergänzungsmittel beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) angezeigt werden. Das leitet die Information je doch lediglich an die Behörden der Bundesländer weiter, die das Marktangebot stichprobenartig oder im Verdachtsfall prüfen.

Für die Anzeige beim BVL reicht es, dass Hersteller das geplante Etikett vorlegen. Und nicht einmal das wird fachlich geprüft. Selbst Nahrungsergänzungsmittel mit offensichtlich verbotenen Zutaten können so erst einmal ungehindert auf den Markt gelangen, wie ein Reporter-Team durch Anzeige eines fiktiven Produktes mit giftigem Stechapfel-Extrakt gezeigt hat.

Nahrungsergänzungsmittel können also durchaus Risiken bergen, was die Produktinformationen, etwa auf dem Etikett, anders als bei Arzneimitteln nicht verraten.

Die geplante Festlegung EU-weit verbindlicher Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe sei daher mehr als überfällig.

Zum Weiterlesen:

  • Nahrungsergänzungsmittel: Sicher oder gefährlich? gutepillen-schlechtepillen 5/2023
  • Akte Nahrungsergänzungsmittel: „Es wird immer schlimmer!“ quarks.de am 27. September 2023
  • Wundermittel Vitamin D? Der Fall Spitz, quarks.de am 13. März 2021 (auch bei Youtube)
  • Grams‘ Sprechstunde: Nahrungsergänzungsmittel – Für jedes Wehwehchen ’ne Pille, detektor.fm am 15. September 2022
  • Grams‘ Sprechstunde: Kann Ernährung Medizin sein? detektor.fm am 14. September 2023
  • „Es soll Krebs heilen“: Video gegen Influencer-Geschwätz, GWUP-Blog am 8. August 2023
  • Die „Science Cops“ über den Sportler-Wunderdrink AG1, GWUP-Blog am 4. September 2023
  • Werbung für Nahrungsergänzungsmittel: Ist das noch erlaubt? medwatch am 14. Februar 2023
  • ARD-Doku: Nahrungsergänzungsmittel gelangen unkontrolliert auf den Markt, web.de am 10. September 2019
  • Warum MORE und ESN so erfolgreich sind, medwatch am 22. September 2023
  • Gericht: Sheko Fett Burner darf vorerst im Handel bleiben, medwatch am 27. September 2023
  • GWUP-Thema: Nahrungsergänzungsmittel

1. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Yoga

Kritik an der Achtsamkeitsbewegung (mindfulness) ist nicht neu.

Recht häufig zitiert wird etwa diese Studie (2018) des Mannheimer Sozialpsychologen Jochen E. Gebauer:

Mind-Body Practices and the Self: Yoga and Meditation Do Not Quiet the Ego but Instead Boost Self-Enhancement

Laut spektrum.de beobachtete die Forschergruppe bei Yoga-Übenden „einen höheren Grad an Selbst-Zentralität und Selbstaufwertung“:

Die Vorteile spiritueller Praktiken könnten also tatsächlich auf Ego-Boosting zurückgehen – nicht auf eine Mäßigung des Egos.

„Spiritueller Narzissmus“ nennt sich das dann – in einer Zeit, in der eher Gemeinsinn gefragt wäre, wie Jan Skudlarek in seinem neuen Buch darlegt.

Allerdings relativierte Gebauer gegenüber der Süddeutschen Zeitung (2023) diese Lesart ein wenig:

„Diese Studie wurde oft falsch verstanden und Yoga, Achtsamkeit und dergleichen zur Last gelegt. Dabei sind die Ergebnisse eigentlich gar nicht so spektakulär.“

Sie würden nur bestätigen, was schon vielfach beobachtet wurde: Dass Praktizierende von Meditation und Yoga ein größeres Selbstwertgefühl haben. Dasselbe trifft auch auf praktizierende Christ:innen zu. Und sei laut Gebauer gar nicht unbedingt negativ zu bewerten, sondern im Bezug auf psychische Gesundheit eher ein Vorteil von Spiritualität.

Was aber anscheinend viele provoziert, ist der Widerspruch zwischen den theoretischen Ursprüngen dieser Praktiken – wie etwa dem buddhistisch geprägten Ansatz, das Ego zum Schweigen zu bringen und die eigenen Wünsche weniger wichtig zu nehmen – und der wahrgenommenen Selbstdarstellung der Praktizierenden.

Barry Kaufman, ein US-amerikanischer Psychologe, spricht sogar von einem „Ich-bin-erleuchtet-und-du-nicht“-Syndrom. 

In einer Titelgeschichte trägt der neue Spiegel (40/2023) „die Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Yoga“ zusammen.

Als da wären:

  • Bei Menschen mit psychischen Krankheiten könnten die Methoden das Leiden gar verschlimmern.

Allein in den USA sind inzwischen Hunderte Fälle dokumentiert, bei denen Menschen sogenannte Achtsamkeitscamps, die eigentlich Ruhe und Einkehr versprechen, mit Wahnvorstellungen, schizophrenen Schüben und Panikattacken verlassen haben. Verantwortungsvolle Achtsamkeitstrainer wissen das – und raten Menschen mit Angststörungen oder Traumaerfahrungen von Meditation ohne therapeutische Begleitung ab […]

Gemeinsam mit Kollegen hat die Psychologin Willoughby Britton über die vergangenen zehn Jahre für eine Studie 60 Symptome zusammengetragen, die nach Meditationen auftreten können. Darunter sind Schlaflosigkeit, Panikattacken und Halluzinationen.

  • Der Lärm der Welt könne durch Meditation so nachhaltig verstummen, dass das eigene Ego komplett in den Mittelpunkt rückt.

Die Welt im derzeitigen Zustand kann zwar einerseits gelassenere Menschen durchaus gebrauchen, andererseits ist es wegen der vielen Krisen auch nötig, dass die Menschen nicht nur auf sich selbst achten, sondern auch auf die anderen um sich herum.

  • Richtig angewandt könnten Yoga und Meditation Stress und Angst messbar reduzieren.

Unklar ist allerdings, ob sie dabei wirksamer sind als häufige Waldspaziergänge oder andere Formen von körperlicher Betätigung: Regelmäßige Bewegung kann ebenso wie Yoga Stress abbauen und der Entstehung zahlreicher Krankheiten vorbeugen.

  • Gesicherte Aussagen über die heilsame Wirkung von Achtsamkeit ließen sich trotz vieler Untersuchungen kaum treffen.

Die meisten Studien basieren auf reiner Korrelation – wenn Menschen beispielsweise in einem Fragebogen angeben, wie achtsam sie sind und wie zufrieden sie sich fühlen, bleibt offen, ob die innere Einkehr tatsächlich die Ursache ist.

  • Forscher wie der Soziologe Hartmut Rosa von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena erwarten vom Achtsamkeitshype auch Folgen für die Gesellschaft.

„Problematisch wird Achtsamkeit dort, wo der Fehler ausschließlich im Geist des Individuums gesucht wird, dort, wo sie das Falsche und Problematische sozialer Verhältnisse einfach in ein subjektives Problem übersetzt“, schreibt er in der Zeitschrift Psychologie heute […]

Aus ähnlichen Gründen mahnt der US-amerikanische Bildungsexperte Alfie Kohn zur Vorsicht beim Einsatz von Achtsamkeitsübungen an Schulen: Die Methode könnte bei Schülerinnen und Schülern den Eindruck erwecken, sie müssten Leistungsdruck und Ungerechtigkeit hinnehmen: Schließlich könnten sie die Misere ja bei der nächsten Einheit Achtsamkeit wegatmen.

  • Problematisch seien die Methoden auch, wenn kranke Menschen vor lauter Enthusiasmus notwendige Therapien oder Medikamente weglassen würden.

Meditation kann nicht alles heilen“, mahnt Ulrich Ott, Psychologe an der Gießener Justus-Liebig-Universität.

Demgegenüber stünden indes auch Vorteile, wie etwa positive Hirnveränderungen oder stressreduzierende und emotionsregulierende Effekte.

Von unserer Seite sei noch erwähnt, dass auch der Verschwörungsideologe Daniele Ganser auf der Achtsamkeitswelle reitet und sogar „Achtsamkeitsworkshops“ anbietet.

Und dass es von Natalie Grams einen Spektrum-Beitrag zum Thema „rationale Spiritualität“ gibt.

Zum Weiterlesen:

  • Achtsamkeitstrend: Die Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Yoga, spiegel.de am 29. September 2023
  • Der Spiegel über Achtsamkeitstrainings, GWUP-News am 30. September 2023
  • Spiritualität auf Abwegen, spektrum am 17. Dezember 2021
  • Esoterik: Tun wir ihr Unrecht? Süddeutsche am 10. Februar 2023
  • Kritik an der Achtsamkeitsbewegung: Von innen ruhig, nach außen kampfbereit, Deutschlandfunk am 20. Dezember 2016
  • Der Hype um die Achtsamkeit, spektrum am 11. September 2018
  • Die gefährlichen Folgen der Achtsamkeitslehre, tagesspiegel am 19. August 2019
  • Achtsamkeitstrainings kein Allheilmittel, GWUP-News am 23. August 2019
  • Wie berechtigt die Kritik an Achtsamkeit ist, Deutschlandfunk am 27. April 2023
  • Grams‘ Sprechstunde: Wie meditiert man ohne Esoterik? detektor.fm am 1. April 2022
  • Gesundheit, Spiritualität, keine Esoterik, spektrum am 23. Februar 2021
  • Wie Yoga das Gehirn verändert, spektrum am 4. Januar 2021
  • Wie Achtsamkeit gesund erhält, spektrum am 3. Oktober 2017
  • Häufig negative Erfahrungen beim Meditieren, spektrum am 14. Mai 2019
  • Esoterik bei Daniele Ganser, psiram am 28. Januar 2020
  • Jan Skudlarek: Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht. Klett-Cotta 2023, 240 Seiten, 22 €

1. Oktober 2023
von Bernd Harder
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„Satanists, Aliens and Me“: Ein neues Buch und 50 Jahre Ufo-Forschung in Deutschland

Satte 700 Seiten zum kostenlosen Download:

Ufoinfo bewertet das Buch als „einzigartiges Kompendiums, in dem sich 60 Autoren aus 14 Ländern schwerpunktmäßig mit dem Augenzeugen als maßgeblicher Informationsquelle außergewöhnlicher Beobachtungen beschäftigen“.

Neben verschiedenen „Case Studys“ (unter anderem von Joe Nickell und Wim van Utrecht) geht es um Themen wie die „Psychology of Alien Abductions“, „Hypnotic Regression and False Memories“ oder „Satanists, Aliens and Me“.

Zu den Autoren aus Deutschland gehören Jochen Ickinger („Memories Are not Documentaries: The Weakest Link in the Chain of UFO Evidence“), Ulrich Magin („Three Simple Tests of Eyewitness Reliability“) und Hans-Werner Peiniger („When a Fire Balloon Transforms into a UFO“).

Die Gedächtnisforscherin Elizabeth Loftus schreibt zu dem Buch:

Was sollen wir denken, wenn normale Bürger behaupten, sie hätten außerirdische Begegnungen gehabt, zum Beispiel UFOs gesehen oder sich mit außerirdischen Wesen getroffen? Hat die Entführung durch Außerirdische wirklich stattgefunden oder war es ein Scherz? Lügt jemand absichtlich? Handelt es sich um falsche Erinnerungen?

Die Leser werden von den faszinierenden Fallgeschichten begeistert sein, die in The Reliability of UFO Witness Testimony vorgestellt werden, einem Band, in dem sechzig Experten diese Fragen eingehend und aufschlussreich untersuchen. Diese Fälle lehren uns viel darüber, wie Menschen zu der Überzeugung gelangen, dass sie bizarre Ereignisse erlebt haben, die vielleicht gar nicht stattgefunden haben.

Auch der deutsche Ufo-Forscher Hansjürgen Köhler vom CENAP zieht nach 50-jähriger Beschäftigung mit dem Ufo-Phänomen eine ernüchternde Bilanz. Der aktuelle Ufo-Hype sei nur das Aufwärmen von Legenden, befeuert von US-Journalisten und angeblichen Whistleblowern, schreibt der 67-Jährige in einer Jubiläumspressemitteilung.

Die mehr als 10.000 Ufo-Sichtungen, die Köhler seit den frühen 70ern allein in Deutschland überprüft hat, stellten sich stets als Mini-Heißluftballone, Himmelslaternen, Skytracker, Boliden, Planeten, helle Sterne, Satelliten und ähnliches mehr heraus.

Nichtsdestotrotz betreibt der CENAP-Mitbegründer sein Ufo-Meldetelefon weiter (0151-18 73 62 59), denn:

Wer heute darüber lacht, kann morgen schon selbst darauf hereinfallen und Stein und Bein schwören, ein für ihn „echtes“ Ufo-Phänomen gesehen zu haben.

Beim Cröffelbacher Ufo-Forum am 13./14. Oktober wird Hansjürgen Köhler auf „50 Jahre CENAP“ zurückblicken. Der Eintritt ist frei.

Zum Weiterlesen:

  • Neues Buch zur Zuverlässigkeit von UFO-Augenzeugen, ufo-information am 17. Mai 2023
  • Hundeschädel und Gewebe: die Alienmumien von Nazca, GWUP-Blog am 28. September 2023
  • Alien-Mumien, UAPs und die NASA: der neue Ufo-Hype, GWUP-Blog am 17. September 2023
  • Die Ufo-Influencer, Skeptiker 3/2023
  • Famous Alien Abduction in Pascagoula: Reinvestigating a Cold Case, Skeptical Inquirer Vol. 36, No. 3, May/June 2012
  • Lunar Terror in Poland – A Doctor’s Dilemma, cenap am 31. Oktober 2020
  • Der Ufo-Enttarner, forbes am 1. März 2022

1. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Darwins Journey: Brettspiele zur Evolutionstheorie

In vier Monaten ist schon wieder Weihnachten.

Eine Geschenkidee: Spiele, die sich um Darwin und die Evolutionstheorie ranken.

Vier davon stellt spiegel.de vor:

Von 1831 bis 1836 bereiste der junge Naturforscher Charles Darwin die Welt. Die HMS Beagle fuhr die südamerikanische Küste entlang, sie nahm Kurs auf die Galapagosinseln, nach Tahiti, Neuseeland, Australien, Tasmanien, die Malediven, Kapstadt und die Azoren.

Begeistert sammelte der junge Darwin Proben, setzte sich auf Riesenschildkröten und kommentierte kritisch die lokale Flora. Sein Lebenswerk, die Evolutionstheorie, basiert auf der abenteuerlichen Fahrt.

Wer ein bisschen Entdecker-Feeling an den heimischen Tisch bringen will, kann das mit diesen vier Spielen tun – von der lockeren Tiersammelreise über einen schrägen Evolutionsbaukasten bis zum kniffligen Nerd-Traum mit komplexer Mechanik.

  • Auf den Wegen von Darwin

Verlagsbeschreibung:

Im kurzweiligen Set-Collection-Spiel Auf den Wegen von Darwin spielt ihr Nachwuchs-Forschende, die frisch an Bord der Beagle gegangen sind, um Charles Darwin bei der Vollendung seines Buchs „Über die Entstehung der Arten“ zu unterstützen. Auf dieser Reise werdet ihr Tiere studieren, kartografische Vermessungen durchführen, eure Entdeckungen publizieren und Theorien aufstellen.

Spiegel-Urteil:

„Erfreuliche taktische Tiefe“, „fesselnd“.

  • Über die Entstehung der Arten

Verlagsbeschreibung:

Geh an Bord der HMS Beagle und folge auf den Galapagosinseln Darwins Spuren. Über die Entstehung der Arten ist ein Brettspiel voller Aben­teuer, die von jener schicksalhaften Reise inspiriert sind. Bis zu vier Natur­forscher können abwechselnd neue Inseln erforschen und aufregende Entdeckungen machen.

Du sammelst Wissen über die verschiedenen Arten und deren Lebens­räume, erforschst die Stufen der Evolution und versuchst dabei, deinen Mitspielern im Kampf um Siegpunkte immer einen Schritt voraus zu sein.

Spiegel-Urteil:

„Reizvolle taktische Optionen“, „Überraschungsmomente“

  • Darwins Choice

Verlagsbeschreibung:

Darwin‘s Choice ist ein strategisches Kartenspiel für 2-6 Spieler, welches sich voll und ganz der Thematik Evolution widmet. Die Spielmechanik hinter Darwin‘s Choice erfordert taktisches und strategisches Denken, vermittelt einem verständlich die Funktionsweise von Evolution und lässt auch den Spass nicht zu kurz kommen.

Spiegel-Urteil:

Für „gute Planer mit schrägem Humor“

  • Darwins Journey

Verlagsbeschreibung:

Darwin’s Journey ist ein Worker-Placement-Eurogame, in dem die Spieler Charles Darwins abenteuerliche Reise auf den Galapagos-Inseln, die zur Entwicklung seiner weltberühmten Evolutionstheorie beigetragen hat, nachspielen.

Das innovative Worker-Progression-System des Spiels führt dazu, dass jeder Worker die Disziplinen studieren muss, die Voraussetzung für verschiedene Aktionen im Spiel sind. Zum Beispiele das Erforschen, Korrespondieren, Sammeln und Versenden von auf der Insel entdeckten Spezies.

Spiegel-Urteil:

„Opulentes Opus“, „wirklich feine Ideen“

Zum Weiterlesen:

  • Brettspiele im Test: Mit Darwin auf Entdeckungsreise, spiegel.de am 24. September 2023
  • Video von Skeptics in the Pub Köln: „Evolutionstheorie – Affengeil oder Holy Shit?!“ GWUP-Blog am 12. Februar 2019
  • Evolution und Geschichte 2.0. – Der Fall Indien, Skeptiker 2/2023

28. September 2023
von Bernd Harder
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Hundeschädel und Gewebe: die Alienmumien von Nazca

Die Alienmumien, die der Journalist José Jaime Maussan vor zwei Wochen bei einer öffentlichen Anhörung des mexikanischen Abgeordnetenhauses präsentierte, haben nicht nur bei X (vormals Twitter) einen gewissen humoristischen Nachhall erzeugt:

Nicht ganz zu Unrecht, denn die mumifizierten Alienleichen, die Maussan aus der Gegend um Nazca in Peru so anschleppt, sind schon öfter debunked worden, etwa von dem Archäologen und Forensiker Flavio Estrada

… oder von dem grenzwissenschaftlichen Online-Magazin Codigo Oculto oder dem peruanischen Kultusministerium oder dem peruanischen Ufologen Anthony Choy.

Da ist die Rede davon, dass so eine „Mumie“ zum Beispiel aus einem Hundeschädel geschnitzt wurde. Andere Berichte sprechen von Puppen, die aus Knochen und menschlichem Gewebe zusammengesetzt und mit einer Mischung aus Papier und Klebstoff überzogen wurden.

Wie die New York Post berichtet, ermitteln jetzt die peruanischen Behörden gegen Maussan, um zu klären, wie die beiden „Mumien“, die er bei der Veranstaltung des mexikanischen Abgeordnetenhauses zeigte, überhaupt dorthin gelangt sind.

Auch der Youtube-Kanal Quipus Paranormal Scanner befasst sich aktuell mit Jaime Maussan und seinen Aliens:

Dabei handele es sich um nichts weiter als „mutwillig hergestellte Fälschungen, die der ernsthaften Ufo- und Alienforschung schaden“.

Zum Weiterlesen:

  • Alien-Mumien, UAPs und die NASA: der neue Ufo-Hype, GWUP-Blog am 17. September 2023
  • Die Alien-Mumien von Nazca, ufo-information am 12. Mai 2020
  • Kontroverse um öffentliche „UFO-Anhörung“ vor dem mexikanischen Abgeordnetenhaus, grenzwissenschaft-aktuell am 13. September 2023
  • Aliens im mexikanischen Parlament – warum die „Forscher“ berüchtigt sind, geo am 13. September 2023
  • Mexikanischer Journalist präsentiert angebliche Alienleichen, rnd am 14. September 2023
  • Atacama-Mumie: des Rätsels Lösung, national geographic am 23. März 2018

27. September 2023
von Bernd Harder
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Neue Studie: Keine Beweise für Peter Wohllebens „geheimes Leben der Bäume“

Aktuelle Ergänzung zu unserem Gastbeitrag „Der Wald der Pseudogefühle“ von 2017 über den Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ des Forstwirts Peter Wohlleben:

Insgesamt 35 Autoren haben für einen Aufsatz in dem Fachjournal Trends in Plant Science zwei „highly popular books“ analysiert, nämlich Wohllebens „Das geheime Leben der Bäume“ und „Die Weisheit der Wälder“ von Suzanne Simard.

Die Forscher kritisieren die „Vermenschlichung“ von Pflanzen, denen Wohlleben eine Reihe von anthropomorphen Eigenschaften zuschreibt (zum Beispiel Schmerz empfinden, glücklich sein, sich um andere Bäume kümmern, mit anderen Bäumen kommunizieren etc.) und sie bedauern, dass etablierte Pflanzenwissenschaftler nicht bereits viel früher auf solche pseudowissenschaftlichen Interpretationen reagiert haben.

Darüber hinaus geht ein Vorwurf an die Verlage, die eine Faktenprüfung bei populärwissenschaftlichen Büchern nicht zu ihren Aufgaben zählten.

Anhand von 87 wissenschaftlichen Publikationen untersuchen Robinson et al. Begriffe wie „altruistische Pilze“ oder „Mutterbäume“, die Wohlleben und Simard verwenden, um das angeblich feste Sozialgefüge des Waldes zu beschreiben.

Aber weder für das „Mutterbaum“-Konzept (wonach Bäume ihren Nachwuchs gezielt aufpäppeln und mit Nährstoffen versorgen) noch für ein altruistisches Kommunikationsnetzwerk aus Pilzfäden im Waldboden (Mykorrhiza-Netzwerke oder „Wood Wide Web“) gebe es Beweise.

Welt+ befragte eine der Autorinnen der Trends in Plant Science-Studie, die Leiterin der Abteilung Forstbotanik und Baumphysiologie an der Uni Göttingen Prof. Andrea Polle:

Natürlich hätten auch Bäume Mutter und Vater, aus deren Samen und Eizelle die nächste Generation im Wald hervorgeht. Auch das unterirdische Geflecht aus Wurzeln und Pilzen stelle niemand infrage.

Falsch hingegen sei die „propagierte Fürsorge“, so Polle. „Die Mengen an Kohlenstoff, die von einem Baum zu einem anderen wandern, sind marginal und spielen für den Empfänger kaum eine Rolle“, erklärt sie. Zudem geschehe der Transfer weder gezielt noch allein an die eigenen Nachkömmlinge.

Polle sagt: „Der Wald ist keine harmonische Gemeinschaft, wie die Bücher vermitteln wollen.“ Es gebe keinerlei wissenschaftlichen Belege dafür, dass ausgewachsene Bäume die Schwachen unterstützen. Im Gegenteil. Im Wald herrscht ein harter Konkurrenzkampf.

Die Forscher betrachten Wohllebens und Simards Bücher als „irreführend“ für die Vermittlung eines wissenschaftlichen Verständnisses von Wäldern. Für eine zeitgemäße Waldbewirtschaftung aber brauche es einen fundierten Blick – ohne Verklärung.

Motiviert sei die Veröffentlichung auch von Sorge darüber, dass Medien und Entscheidungsträger Wohllebens „pseudowissenschaftliche Interpretationen“ weiterhin für bare Münze nähmen und Politiker sich auf die vermeintliche Expertise verließen, kommentiert die FAZ:

Erwähnt wird etwa Wohllebens Ernennung zum Beiratsmitglied für die „UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen“.

Update vom 28. September

Peter Wohlleben hat bei Facebook auf den Trends in Plant Science-Artikel reagiert:

Neben dem „Lobby“-Vorwurf postet Wohlleben diesen Beitrag aus National Geographic, der wohl irgendwie belegen soll, dass „Bäume/Pflanzen kommunizieren können“:

Dazu Prof. Andrea Polle gegenüber unserem Blog:

Der Artikel basiert auf vernünftigen Daten. Er zeigt, dass Pflanzen bei Trockenheit eine physikalische Reaktion zeigen (Luftblasen), die man lange kennt, aber bislang nicht beim Entstehen messen konnte. Das ist durch die Erfassung von Schallgeräuschen möglich geworden.

Er ist dennoch kein Beweis für Kommunikation, denn dafür müsste es einen Empfänger geben, indem durch das Geräusch eine Reaktion ausgelöst wird.

Zum Weiterlesen:

  • 35 Wissenschaftler wehren sich gegen Wohllebens Baum-Thesen, welt+ am 27. September 2023
  • Wissenschaftler wehren sich gegen Wohllebens Baum-Thesen, faz+ am 21. September 2023
  • Mother trees, altruistic fungi, and the perils of plant personification, cell.com am 19. September 2023
  • Der Wald der Pseudogefühle: Ein Gastbeitrag zum Bestseller „Das geheime Leben der Bäume”, GWUP-Blog am 7. August 2017
  • Was ist dran am „Wood-Wide-Web“? scinexx am 14. Februar 2023
  • Kommunizieren Bäume über ein unterirdisches Pilz-Netzwerk? mdr am 19. Februar 2023