Dr. Gerd Kommer sprach in seinem Vortrag auf der SkepKon 2025 darüber, warum viele Medien beim Thema Investments irreführend berichten. Das Video dazu ging gerade auf dem YouTube-Kanal der GWUP online.
Seit Jahrzehnten versagen die Medien in Deutschland – öffentlich-rechtliche ebenso wie private, traditionelle ebenso wie neue – darin, die Erkenntnisse der Wissenschaft des Investierens in ihrer Berichterstattung über Vermögensanlagen zu berücksichtigen. Das Ergebnis ist sehr häufig Finanz- oder Investmentpornographie, ein Terminus der vor über 20 Jahren von der US-Finanzjournalisten Jane Bryant Quinn geprägt wurde. Investmentpornographie sind Aussagen in den Medien, im Internet (und im Marketing von Finanzdienstleistern), die suggerieren, es sei für mehr oder weniger jeden möglich, mit geringem Risiko und/oder geringem Arbeitsaufwand systematisch hohe Renditen zu erzielen. Finanzpornographie appelliert gezielt an einige unschöne Eigenschaften bei ihren Adressaten, also uns allen: Gier, FOMO, Neid, Ungeduld, Naivität, Unwissenheit, Selbstüberschätzung und Faulheit. Die Hauptursache von Finanzpornographie auf der Angebotsseite ist banal: Das Ziel „Auflagen und Views zu maximieren“. Diesem Ziel wird Rationalität und „Anständigkeit“ bereitwillig geopfert. Das ist insofern bemerkenswert als es dem selbstgerechten Anspruch der Medien und berufsmäßiger Journalisten als „vierte Gewalt“ widerspricht. Darüberhinaus ist es ein bedauerlicher Bremsfaktor bei der Bekämpfung des Problems der Altersarmut.
Dr. Gerd Kommer (@gerdkommer) ist Vermögensberater, Sachbuchautor und Ökonom. Nach Stationen bei der Bayerischen Vereinsbank in München und Johannesburg sowie bei der Deutschen Pfandbriefbank in London gründete er 2017 die Gerd Kommer Invest GmbH, die er seither leitet. Als Autor zahlreicher Bestseller – darunter das mit dem Deutschen Finanzbuchpreis ausgezeichnete Werk „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ – hat Kommer maßgeblich dazu beigetragen, das Konzept des passiven Investierens einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Finanzpornographie: Systematische Antiwissenschaftlichkeit von Finanzjournalisten und Finfluencern
Inhalt:
- Einleitung [ab 0:00 min]
- Investmentansatz für Privatanleger [ab 1:40 min]
- Falsche Investmentansätze für Privatanleger [ab 6:00 min]
- Rahmenbedingungen von Medienerfolg bei Investmentthemen für Privatanleger [ab 9:40 min]
- Medienfluch der Finfluencer [ab 18:50 min]
- Was ist Finanzpornografie? [ab 24:30 min]
- Beispiele [ab 28:30 min]
- Wie man dem entgegnen kann. [ab 33:20 min]
In 2 Wochen folgt das nächste SkepKon-Video.
Zum Thema:
- Artikel: SkepKon-Video #6: Ganz natürlich und ohne Chemie? – Prof. Dr. Sascha Skorupka entlarvt die Mythen alternativer Reinigungsmittel, GWUP-Blog vom 20.10.2025
- Artikel: Video #5 der SkepKon 2025 mit Ali Hackalife: „Hack me if you can! – Betrug entdecken und verstehen“, GWUP-Blog vom 06.10.2025
- Artikel: SkepKon-Video Nr. 4: Cornelius Courts entkräftet den Mythos vom DNA-Geruchssinn bei Hunden, GWUP-Blog vom 22.09.2025
- Artikel: SkepKon-Video #3: „Der pathologisierte Andere: Trump und seine Wählerschaft“ von Prof. Dr. Claudia Franziska Brühwiler, GWUP-Blog vom 08.09.2025
- Artikel: Zweites SkepKon-Video: Panel „Dialog oder Distanz – Mit wem sollten Skeptiker sprechen?“ zu Varnans Auftritt bei Jasmin Kosubek, GWUP-Blog vom 25.08.2025
- Artikel: Es geht los: Das erste Video der SkepKon 2025 ist online! – Panel-Diskussion „Hexenjagd 2.0“ mit Marie-Luise Vollbrecht, GWUP-Blog vom 11.08.2025
Hinweis:
- Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
- Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

4. November 2025 um 19:22
Der Vortrag bei der SKEPKON hinterlässt insgesamt einen enttäuschenden Eindruck. Generell entsteht der Eindruck, dass der Referent vor allem seine eigene Anlagestrategie als einzig sinnvoll verkaufen möchte, statt eine kritisch-fundierte Auseinandersetzung mit den Themen zu bieten.
Schon zu Beginn wird deutlich, dass der Beitrag den hohen Ansprüchen, die die GWUP an sich selbst und ihre Referenten stellt, nicht gerecht wird. Angesichts des Anspruchs auf fachliche Tiefe bleibt der Vortrag insgesamt oberflächlich.
Wesentliche Aspekte des Anlagegeschäfts werden komplett ausgeklammert: Risikotragfähigkeit, Risikobereitschaft, unterschiedliche Investmentklassen und deren Risiken bleiben unerwähnt. Auch die grundsätzliche Beurteilung von Risiken – etwa über Standardabweichungen oder Beta-Faktoren – wird nicht thematisiert, obwohl dies bei einem Vortrag auf GWUP-Niveau selbstverständlich wäre.
Ebenso fehlt eine kritische Betrachtung der gesellschaftspolitischen Äußerungen sogenannter FinFluencer. Verschwörungstheorien, antidemokratische Positionen und teilweise rassistische Kommentare bleiben unkommentiert. Auch die strategische Nutzung solcher Inhalte durch Crash-Propheten, um sowohl politische Agenden als auch eigene Produkte zu fördern, wird nicht behandelt.
Darüber hinaus bleibt völlig unklar, welche Gefahren die enorme Reichweite dieser FinFluencer für den demokratischen Konsens birgt. Gerade dies wäre für ein Publikum, das auf reflektierte und faktenbasierte Einordnung Wert legt, von hoher Relevanz.
Alles in allem bleibt der Vortrag deutlich an der Oberfläche. Für Veranstaltungen ohne wissenschaftlichen Anspruch mag er gerade noch ausreichend sein, doch für ein Forum wie die SKEPKON mit professionellem Anspruch ist er schlichtweg zu wenig.
Es ist enttäuschend, dass dieser Vortrag nur oberflächlich blieb, und es ist nicht der erste Vortrag, bei dem ähnliche Mängel auffallen. (Stichwort: „Trump und seine Wählerschaft“)