Pressemitteilung: Das Goldene Brett
Der Podcast Hoss & Hopf, die Schamanin Mariana M. alias „Amela“ und der Verein „Einheit.at“ stehen im Finale um den Preis für den größten unwissenschaftlichen Unsinn des Jahres. Physiker Bernhard Weingartner und das Schauspielensemble „Herr und Frau Österreicher“ lockern die Verleihung am 25. Oktober im Stadtsaal Wien mit Show Acts auf.
Die Finalisten des Goldenen Bretts vorm Kopf 2025 stehen fest. Nach der öffentlichen Nominierungsphase tagte die Fachjury, bestehend aus dem Vorstand der Gesellschaft für kritisches Denken, dem Initiator des Goldenen Bretts und den diesjährigen LaudatorInnen, um aus den über 170 Vorschlägen die Finalisten und den Gewinner des Goldenen Bretts 2025 auszuwählen. Ausschlaggebend für die Auswahl sind die festgelegten Kriterien des Goldenen Bretts: Grad der Abwegigkeit, Kritikresistenz, kommerzielles Interesse, Aktionsradius, Pseudowissenschaftlichkeit und Gefahrenpotenzial.
Die politischen Umwälzungen in den USA seit dem Beginn der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps schlugen sich auch in den Nominierungen nieder. Nicht nur Trump selbst wurde mehrfach nominiert, sondern auch sein „Gesundheits“minister Robert F. Kennedy Jr. Ebenso wurde Grok, die auf Elon Musks Kurznachrichtendienst X zur Verfügung stehende künstliche Intelligenz, nominiert, die oftmals recht abwegige Antworten auf Nutzerfragen gibt. Alle drei wären aufgrund ihrer nicht zu übersehenden Wissenschaftsferne, ihrer wiederholten Faktenleugnung und der vielfachen Verbreitung von Verschwörungstheorien zweifellos würdige Finalisten, würde sich der Preis nicht auf Personen mit einem direkten Bezug zum deutschen Sprachraum beschränken.
Die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge: Unternehmer Christian Beer und der Verein „Einheit.at“
Berechtigte Hoffnung auf die unbegehrte Trophäe darf sich hingegen der Industrielle Christian Beer mit seinem Verein „Einheit.at“ machen. Der Verein wurde zu Corona-Zeiten gegründet und spielt mit seinem Namen darauf an, dass er die gesellschaftliche Spaltung in Geimpfte und Ungeimpfte überwinden wolle. Die „Maßnahmenkritiker“ beweisen allerdings wieder einmal, dass Menschen, die einer Verschwörungstheorie anhängen, meist bereit sind, auch viele andere absurde Verschwörungstheorien zu glauben. “Einheit.at“ pflegt nicht nur Verbindungen zu den Spitzen der Corona-Querdenkerszene, sondern verbreitet auch wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen über das Treibhausgas CO2 und den menschgemachten Klimawandel. Unter anderem wird in einer pseudowissenschaftlichen Broschüre mit dem vielsagenden Titel „We love CO2“ die sogenannte abiotische Erdöltheorie verbreitet und behauptet, in der Atmosphäre sei zu wenig CO2 vorhanden, denn Pflanzen würden CO2 „lieben“. Dass der vom Menschen verursachte Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre auch die Niederschlagsmuster und -mengen erheblich verändert, was vielen Pflanzen nicht sehr gelegen kommt, ficht Christian Beer nicht an. Wie vielfach in der rechts-verschwörungstheoretischen Szene wird auch im Verein „Einheit.at“ das Medikament Ivermectin als Mittel für und gegen alles gepriesen und die Weltgesundheitsorganisation WHO wird als großer Bösewicht mit sinisteren Absichten gezeichnet.
Der Podcast Hoss & Hopf
Ebenfalls ins Grande Finale eingezogen ist der deutsche Podcast Hoss & Hopf, der von den Finanzinfluencern Kiarash Hossainpour und Philip Hopf betrieben wird. Ihr Podcast erfreut sich einer großen Reichweite und hat über 430 000 Abonnenten auf YouTube, kam aber wegen des Verbreitens diverser Falschinformationen und Verschwörungserzählungen in die Kritik. Dazu gehörte zum Beispiel die verdrehte Darstellung einer Studie über die Eisfläche der Antarktis, die zur Leugnung bzw. Relativierung des menschgemachten Klimawandels verwendet wurde. Ebenso wurden Falschaussagen über die Zahl Asylwerber in Deutschland im Vergleich zum Rest der EU verbreitet und wissenschaftlich unhaltbare Aussagen über den geringen Mineralstoffgehalt in Trinkwasser getätigt, was die Ausleitung von (tatsächlich nicht existenten) „Schlacken“ aus dem menschlichen Körper begünstigen würde. Dazu gesellt sich Verschwörungsgeraune über den „Großen Austausch“ und die „mächtige Familie Rothschild“. Die guruhaft auftretenden Hoss & Hopf bedienen damit nicht nur ein libertäres rechts-außen Klientel und ebnen nach Ansicht vieler Beobachter faschistischen Tendenzen den Weg, sondern qualifizieren sich auch mühelos als Kandidaten für das Goldene Brett.
Mariana M., alias „Amela“
Ein Auftritt der dritten Finalistin zu einer Gegenrede im Stadtsaal ist nicht zu erwarten, handelt es sich doch um die auf der Flucht befindliche und wegen gewerbsmäßigen, schweren Betrugs sowie der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung per europäischem Haftbefehl gesuchte, selbsternannte Schamanin Mariana M. Gegenüber ihren Opfern gab sie sich als „Amela“ aus und verursachte laut polizeilichen Ermittlungen gemeinsam mit ihren Verwandten einen Schaden in Höhe von ca. 10 Millionen Euro. Bei der Polizei meldeten sich bisher Opfer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Vorgangsweise der schamanischen Bande um „Amela“ sah so aus, dass sie Menschen in der Nähe von Friedhöfen oder Apotheken auf offener Straße ansprachen, ihnen schmeichelte und mit ihnen ins Gespräch kam. Die Orte waren so gewählt, dass eine hohe Chance bestand, Menschen in Lebenskrisen oder mit gesundheitlichen Problemen anzutreffen. Die Schamanen wollten bei ihren Opfern eine „Aura“ erfühlen, sagten ihnen mithilfe von Tarotkarten, Kristallen und okkulten Symbolen die Zukunft vorher und boten teure „Reinigungsrituale“ an, um Flüche zu brechen bzw. den vorhergesagten Tod abzuwenden. Zwar kommt es regelmäßig zu Betrügereien im Esoterikmilieu, doch die Schadenssumme im Fall „Amela“ ist außergewöhnlich hoch.
Verleihung am 25. Oktober im Stadtsaal Wien
Wer die Auszeichnung für den größten unwissenschaftlichen Unsinn des Jahres 2025 erhält, wird am Ende der festlichen Veranstaltung bekannt gegeben, die am 25. Oktober im Stadtsaal Wien über die Bühne geht. Die Besucher vor Ort werden wie immer auch den Gewinner des Publikumspreises wählen und das Goldene Brett fürs Lebenswerk wird verliehen. Durch den Abend führt gekonnt galant der „Science Buster“ Martin Puntigam. Karten für die Veranstaltung sind noch zu haben.
Als Laudatoren fungieren u.a. Mikhail Lemeshko (Physiker, Institute of Science and Technology Austria), Maria-Christina Nimmerfroh (Psychologin, Universität Bonn), Verena Mischitz (Sprecherin des Netzwerks Klimajournalismus Österreich) sowie Herbert Lackner, Journalist und Autor des Buches „Die Medizin und Ihre Feinde: Wie Scharlatane und Verschwörungstheoretiker seit Jahrhunderten Wissenschaft bekämpfen“. Bernhard Weingartner, bekannt als Moderator von Science Slams sowie als Physik-Experte in der ORF-Fernsehshow „Fakt oder Fake“, wird die Veranstaltung mit aufschlussreichen Experimenten auflockern. Das Schauspielensemble „Herr und Frau Österreicher“ steuert die thematisch passenden Sketche „Goldrichtig“ und „Hasspostings“ bei.
