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3sat-Format nano: „Corona-Pandemie: War doch ein Laborunfall der Auslöser?“

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Im 3sat-Wissenschaftsmagazin nano ging es am 30. Juni um die Labortheorie bzw. darum, wie mit Wissenschaftlern umgegangen wurde, die schon zu Beginn der Pandemie einen Laborursprung des Coronavirus für möglich hielten:

Während der Pandemie wurden Forscher, die als Ursprung einen Laborunfall für möglich hielten, als Verschwörungstheoretiker abgetan. Nun zeigt sich, dass der BND bereits im Frühjahr 2020 die Bundesregierung unterrichtete, dass es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um einen solchen Unfall handelte. Aber man wollte das unter Verschluss halten, begleitet von interessengesteuerten Wissenschaftlern.

Thematisch passt das zu dem Vortrag, den Andreas Edmüller vor einigen Wochen bei den Skeptics in the Pub München gehalten hat. Er erklärte dort, warum die Labortheorie von Anfang an eine erkenntnistheoretisch respektable Theorie war, unabhängig davon, ob sie am Ende zutrifft oder nicht.

Wie man generell zwischen legitimer Theorie und unhaltbaren Verschwörungstheorien unterscheiden kann, lässt sich in Edmüllers 2-teiligem Dossier Verschwörungstheorie (im 2. Band mit Judith Faessler) nachlesen. Dort beschreiben die beiden Autoren, mithilfe welcher Kriterien man systematisch prüfen kann, ob eine Theorie plausibel ist.

Zum Thema:

  • Artikel: Zwei weitere Videos für den heißen Sonntag: Edmüller über die Labortheorie, TBOR diskutieren Sinans Vorfall mit dem Staatsschutz, GWUP-Blog vom 22.06.2025
  • Andreas Edmüller: Verschwörungsspinner oder seriöser Aufklärer? – Wie man Verschwörungstheorien professionell analysiert. Dossier Verschwörungstheorie – Bd. 1. Rediroma-Verlag 2021.
  • Andreas Edmüller, Judith Faessler: Verschwörungstheorien als Waffe – Wie man die Tricks der Verschwörungsgauner durchschaut und abwehrt. Dossier Verschwörungstheorie – Bd. 2. Rediroma-Verlag 2023.

Hinweis:

  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

14 Kommentare

  1. Ich möchte darauf hinweisen, dass der 3sat-Beitrag ohne belastbare Evidenz einseitig Partei für die Laborhypothese ergreift und im Wesentlichen auf Einzelmeinungen weniger fachfremder Personen und auf Hörensagen (z.B. bezüglich unveröffentlichter BND-Berichte) basiert.
    Fachgesellschaften kommen hingegen überhaupt nicht zu Wort. Meines Wissens nach kommen alle evidenzbasierten Übersichtsarbeiten von Fachexperten seit dem Beginn der Pandemie (zuletzt das SAGO Fachgutachten „Independent assessment of the origins of SARS-CoV-2“ vom 27.06.2025) zu dem Schluss, dass ein zoonotischer Ursprung der Pandemie sehr viel wahrscheinlicher ist als ein (rein hypothetischer) Laborunfall (Zitat: “SAGO notes that no evidence has been presented, other than speculation from scientific or intelligence reports, that supports a laboratory-related incident causing the spread of SARS-CoV-2 into the human population“).
    Für diese Art von unwissenschaftlichem Meinungsjournalismus im Blog der GWUP Werbung zu machen, unterminiert die Glaubwürdigkeit der GWUP.

  2. @ Ernst J. Weiss
    Ich habe nicht die komplette Sendung gesehen, aber das Gesehene kam mir auch sehr einseitig vor. Es wurde der Eindruck vermittelt, dass der Laborursprung klar sein und nur vertuscht wurde. Ich habe nach wenigen Minuten weggeschalten.

  3. @RainerO:
    Das ist korrekt. Ab 11:28 heißt es sogar wörtlich:
    „Allerdings sind bisher keinerlei Hinweise für einen natürlichen Ursprung aufgetaucht. Dafür weisen alle Indizien eher auf einen Laborunfall hin.“
    Hier wird die derzeitige wissenschaftliche Faktenlage komplett auf den Kopf gestellt.

    Übrigens: Warum die Verbreitung solcherlei Unfugs keinesfalls komplett harmlos ist und nachweislich die Wissenschaftsfeindlichkeit fördert, wurde bereits letztes Jahr im Artikel „The harms of promoting the lab leak hypothesis for SARS-CoV-2 origins without evidence“ (publiziert im Journal of Virology der amerikanischen Fachgesellschaft für Mikrobiologie) erklärt.
    https://journals.asm.org/doi/10.1128/jvi.01240-24

    Hier ein kurzes Zitat: „The lab leak narrative fuels mistrust in science and public health infrastructures. Scientists and public health professionals stand between us and pandemic pathogens; these individuals are essential for anticipating, discovering, and mitigating future pandemic threats. Yet, scientists and public health professionals have been harmed and their institutions have been damaged by the skewed public and political opinions stirred by continued promotion of the lab leak hypothesis in the absence of evidence. (…) Rejecting evidence derived from independent and controlled studies grounded in the scientific method, while embracing spectacular and unevidenced claims, leaves us in a dangerous position for confronting future threats“.

    Warum also ausgerechnet unser Verein so einen Unsinn teilt, ist mir ein Rätsel.

  4. Es wäre doch schön wenn ihr die Sendung mal zu Ende schaut, außerdem wie erklärt ihr euch , dass der Beitrag in derWissenschaftssendung Nano erschienen ist. Die Kommentare hier sind eher Empörung ohne Faktenlage.

    Die Laborhypothese ist übrigens auch keine Verschwörungstheorie, sondern eine wissenschaftlich diskutierte Möglichkeit für den Ursprung von SARS-CoV-2 – anerkannt als aktuelle Möglichkeit ohne konkrete Beweise. Dass die GWUP einen Beitrag dazu teilt, ist Ausdruck wissenschaftlicher Redlichkeit: Hypothesen müssen diskutiert werden, solange sie nicht widerlegt sind.
    Die GWUP sagt nicht, der Inhalt ist 100% korrekt, sonder schaut es scheint sich eine Weitere Beschäftigung zu lohnen

  5. @Nina:
    *Ich habe den TV-Beitrag mehrfach gesehen – leider.

    *Meine Kritik basiert auf der Faktenlage. Sollten Sie sich für die Details interessieren, finden Sie in den Referenzen der folgenden beiden empfehlenswerten Übersichtsarbeiten alle relevanten Originalarbeiten.
    https://www.annualreviews.org/content/journals/10.1146/annurev-virology-093022-013037
    https://cdn.who.int/media/docs/default-source/documents/epp/sago/independent-assessment-of-the-origins-of-sars-cov-2-by-sago.pdf?sfvrsn=b0f90ad4_4&download=true

    *Eine Erklärung dafür, warum dieser Beitrag bei Nano erschienen ist, habe ich beim besten Willen auch nicht.

    *Ob die Hypothese, dass SARS-CoV-2 menschengemacht ist, aus erkenntnistheoretischer Sicht eine Verschwörungstheorie darstellt, kann ich schlecht beurteilen, denn ich habe nicht Philosophie studiert, sondern Molekularbiologie. Ehrlich gesagt interessiert mich diese semantisch/philosophische Frage nicht besonders. Mich interessiert, ob die Fakten für diese Idee sprechen oder für eine natürliche Entstehung von SARS-CoV-2.

    *Ich sehe nicht, weshalb es wissenschaftlich redlich sein sollte, einen einseitigen TV-Meinungsbeitrag, der als Wissenschaftsjournalismus angepriesen wird aber den Stand der Evidenz zum Teil auf den Kopf stellt, ohne kritische Kommentierung zu teilen.
    Es ist im Übrigen auch ein Märchen, dass die Laborhypothese bislang nicht bereits ausgiebig diskutiert worden wäre. Neben anderen Fachartikeln erschien z.B. bereits 2021 im sehr angesehenen Journal Cell folgender Artikel, der ausführlich über diese Idee berichtet, u.a. auch über Details wie die „berühmte“ Furin-Spaltstelle (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8373617/).
    Vermutlich findet man seitdem keinen Übersichtsartikel zum Thema, der diese spekulative Idee nicht ebenfalls enthält. Seitdem ist der Stand unverändert, datenbasierte Evidenz für die Laborhypothese: Fehlanzeige.
    Nun so zu tun, als wäre es endlich an der Zeit, auch einmal darüber zu sprechen, kann ich nur als schlechten Witz bezeichnen.

  6. @ Nina
    >> Die Laborhypothese ist übrigens auch keine Verschwörungstheorie…
    Das hat hier auch niemand behauptet. Es geht um den Umgang mit dieser Hypothese. Andreas Edmüller zeigt, wie es geht. Der nano-Beitrag zeigt, wie man es eher nicht machen sollte.
    Ich bin übrigens in keiner Weise empört, sondern irritiert, dass dieser Beitrag ohne Einordnung als quasi gleichwertig neben Edmüllers Vortrag gestellt wird. Klar, man könnte argumentieren, dass sich jeder sein eigenes Urteil bilden kann/soll, ohne durch die Art der Ankündigung beeinflusst zu werden. Aber dann könnte man hier in letzter Konsequenz jeglichen Müll abladen und das Filtern den Lesenden überlassen.

    >> wie erklärt ihr euch , dass der Beitrag in derWissenschaftssendung Nano erschienen ist
    Das ist ein Fehlschluss, ein Autoritätsargument. Nur weil es in einer Wissenschaftssendung erscheint, ist es nicht automatisch korrekt.

  7. Danke für den WHO Bericht.

    Das mit der Nanosendung ist kein Fehlschluss, weil ich gar nicht behauptet habe, dass alles was in Wissenschaftssendungen erscheint korrekt sein muss. Es stellt sich schon die Frage, dass wenn der Beitrag so schlecht ist, was Nano zur Kritik sagen würde. Hat mal jemand angefragt? Ich fand den Beitrag interessant. Ob eine neutrale oder Pro und Contra Variante besser wäre, kann man gern diskutieren. Aber in Social Media geht es um Aktualität und Schnelligkeit. Die Notwendige Einordnung kann ohne Fachwissen niemand machen. Daher bin ich dankbar fürs Teilen und dankbar für die Kritik. Überzeugt hat mich die Kritik nicht. Der Nanobeitrag ist im Stil von Frontal 21 oder Monitor und pointiert.

  8. @Nina
    Mich würde sehr interessieren, aus welchen Gründen Sie die Kritik nicht überzeugt hat. Was haben Sie konkret zu bemängeln?
    Ich sehe die Kritik von Ernst J. Weiss als sehr valide an. Habe in den verlinkten Quellen geschmökert, und auch als völlig Fachfremde, kann ich die Laborthese nicht völlig ausschließen, glaubwürdiger scheint mir allerdings der natürliche Ursprung des Virus.
    Als Miglied in der GWUP stört mich das völlig unkritische Teilen dieses Nano Beitrags ebenfalls sehr.

  9. @Nina,
    ich möchte daran erinnern, dass die GWUP kein „Social Media Club“ ist mit dem Ziel, möglichst aktuell und schnell irgendeinen Unsinn zu posten um hohe Klickzahlen zu generieren. Der Verein wird durch Beiträge finanziert und ist nicht von der Schnelligkeit abhängig.
    Sollten Sie kein Mitglied sein, hier ein gekürzter Auszug aus der Satzung:
    „Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke (…), nämlich die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Förderung der Bildung und die Förderung des Verbraucherschutzes. (…) Dabei bedient er sich wissenschaftlicher Methoden, um bloße Behauptungen und Fehlvorstellungen von verlässlichen Erkenntnissen abzugrenzen. (…) Durch die Anwendung wissenschaftlicher Methoden auf die Parawissenschaften und durch seine Öffentlichkeitsarbeit fördert und verbreitet er wissenschaftliches Denken und macht Wissenschaft verständlich.“

    Es ist also genau Sinn und Zweck der GWUP, unwissenschaftlichen Unfug wie diesen 3sat-Beitrag kritisch zu hinterfragen und darüber aufzuklären, was der wissenschaftliche Erkenntnisstand wirklich ist. Und im Gegensatz zu Frontal oder Monitor ist Nano eben kein Politikmagazin, sondern (angeblich) eine Wissenschaftssendung. Kleine Anekdote: Auf den TV-Beitrag bin ich erst aufmerksam geworden, als ein Bekannter (ein promovierter Naturwissenschaftler) mir davon erzählte und meinte, dieser Beitrag würde ja nun ganz eindeutig zeigen, dass das Virus doch aus dem Labor kam. Immerhin wäre Nano ja auch eine seriöse Quelle. Das hat mir auch auf persönlicher Ebene gezeigt, welch manipulative Wirkung der Beitrag leider entfalten kann.
    Und weil der Beitrag eben einseitig und manipulativ ist und eindeutig falsche Informationen enthält, verstößt eine kritiklose Verbreitung durch die GWUP ohne irgendeine wissenschaftliche Einordnung meiner Ansicht nach gegen die Grundprinzipien des Vereins.

    Um auch das einmal klar zu sagen: ich habe großen Respekt vor allen Leuten, die sich freiwillig und oft unbezahlt für die Förderung wissenschaftlichen Denkens engagieren, wie es auch André Sebastiani als Vorsitzender der GWUP macht. Aber, es können dabei auch Fehler passieren und natürlich haben die Repräsentanten des Vereins eine besondere Verantwortung, umsichtig zu sein.
    Niemand hat die Öffentlichkeitsabteilung oder den Vorsitzenden dazu gezwungen, diesen TV-Beitrag in den sozialen Medien (z.B. auf Bluesky) zu teilen und so PR dafür zu machen. Das war eindeutig ein Fehler, der nicht wiederholt werden sollte.
    An dieser Stelle möchte ich den Austausch mit Ihnen hier einstellen, denn ich möchte den Blog nicht weiter volltexten. Gerne können wir uns aber auf Bluesky weiter darüber austauschen, wenn Sie das möchten.

  10. Einige Leute scheinen hinter ihrer unübersichtlichen Rhetorik zu meinen, dass Dogmatismus mit Wissenschaft vereinbar sei. Das ist aber nicht der Fall. Es gibt Sachverhalte, die eben ungeklärt sind und es vielleicht auch bleiben. Dogmen sind keine Wissenschaft. Was das Coronavirus angeht, scheint die Beleglage aktuell unzureichend zu sein. Damit müssen wir uns vorläufig abfinden.

    Außerdem macht die Empörungsbewirtschaftung leider einen sehr schlechten Eindruck.

  11. @Feodor,
    auch an Sie mein Angebot, melden Sie sich gerne bei mir… wenn Ihnen ein sachliches Argument eingefallen ist.

  12. Dass Dogmen keine Wissenschaft sind, ist ein rationales Argument. Ich kann bei diesem Thema Hans Alberts Ausführungen empfehlen. Farewell

  13. @Feodor,
    farewell klingt nach Abschied. Schade, ich hatte gehofft, neben den abwertenden Kommentaren zu Rhetorik, angeblichem Dogmatismus und Empörungsbewirtschaftung auch noch ein sachliches Argument zu hören, weshalb meine Kritik, dass die GWUP keinen unwissenschaftlichen Unsinn wie den 3sat Beitrag teilen sollte, nicht berechtigt ist.

  14. Richtig an dem Beitrag: „Corona-Pandemie: War doch ein Laborunfall der Auslöser?“ im Wissenschaftsmagazin „NANO“ vom 30.06.2025 ist: Der endgültige Beweis steht noch aus, sowohl für einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 als auch für einen Laborunfall als Auslöser der COVID-19 Pandemie. Und dabei wird es wohl bleiben, solange nicht neue Belege auftauchen in Form etwa der Freigabe von Laboraufzeichnungen aus dem WIV, Virusgensequenzen oder tiefgekühlten Gewebeproben von auf dem Fischmarkt in Wuhan gekeulten Marderhunden / Zibetkatzen oder Aussagen von vertrauenswürdigen Whistleblowern.

    Doch wartet der Beitrag mit mehreren falschen oder irreführenden Behauptungen auf. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind es zumindest diese:

    1. Es wird behauptet (0:11:28), es seien bisher keinerlei Hinweise für einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 aufgetaucht. Dafür wiesen alle Indizien eher auf einen Laborunfall hin. Das ist unrichtig. Richtig ist vielmehr, dass eine ganze Indizienkette für einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 spricht. Ich folge hier im Wesentlichen der Darstellung von Prof. Christian Drosten im „Jung & Naiv“ – Podcast (1) mit einigen Ergänzungen aus anderen Quellen.
    1.1 Gegen einen natürlichen Ursprung wurde häufig eingewandt, das Spike-Protein sehe aus wie passend designed für die ACE2-Rezeptoren menschlicher Zellen. Dem widerspricht Tim Skern (3)(4). Im Gegenteil hat die Bindung des Spike-Proteins an menschliche ACE2-Rezeptoren die Forschenden, die sie aufgeklärt haben, zunächst überrascht: Kein Forscher käme auf die Idee, dass so etwas funktionieren könne. Selbst die nachträgliche Modellierung im Computer ergab, dass es nicht funktionieren würde (3).
    1.2 Auch die Existenz einer Furin-Spaltstelle in SARS-CoV-2, die SARS-CoV-1 nicht aufweiste, wird häufig ale Einwand gegen eine natürlichen Ursprung vorgebracht. In dem NANO Beitrag heißt es dazu: „Nur: In seienr näheren Verwandtschaft ist SARS-CoV-2 das einzige Virus mit einer Furin-Spaltstelle“. Wo genau endet die nähere Verwandschaft? Drosten nennt einen publizierten „SARS-Artgenossen mit einer Furin-Spaltstelle“ und eigene, seinerzeit noch nicht publizierte Arbeiten die zeigen, wie sich in SARS-Viren Furin-Spaltstellen bilden und auch wieder abbauen können (2). Tim Skern führt die Entstehung der Furin-Spaltstelle in SARS-CoV-2 auf Rekombination zurück: „Im Fall des Coronavirus kann man erkennen, dass auch diese Sequenz durch Rekombination mit einem anderen Virus entstanden sein muss, davor liegt nämlich ein Bereich, der es der RNA ermöglicht, von einem Viruserbgut zu einem anderen zu springen.“ (4)
    1.3 SARS-CoV-1 und SARS-CoV-2 gehören zur selben Art. Arten von Viren haben häufig denselben Wirtstropismus. Beim SARS-CoV-1 wurde der Marderhund als Brückenwirt ziemlich zweifelsfrei nachgewiesen. Er oder nahe verwandte Karnivoren kommen also auch bei SARS-CoV-2 als Brückenwirte in Frage (1). Hinzu kommt, dass im Labor gezeigt werden konnte, dass auch düe Rückübertragung von SARS-CoV-2 auf Marderhunde tadellos funktioniert (2). Und auch die Übertragung auf Nerze, wie bei einem unfreiwilligen Freilandexperiment in Nordjütland im Herbst 2020 demonstriert wurde.
    1.4 Frühe Abstrichproben vom Fischmarkt in Wuhan konnten SARS-CoV-2 RNA nachweisen an solchen Stellen, an denen auch mit Pelztieren gehandelt wurde, an anderen Stellen hingegen nicht. (1)
    1.5 Es wurden im Zusammehang mit dem Fischmarkt zwei Viruslinien nachgewiesen, „Linie A“ und „Linie B“. Mithilfe für SARS-Coronaviren kalibrierten molekularen Uhren lässt sich abschätzen, dass sich die Linien vor dem Übergang auf den Menschen abgespalten haben. Die Menschheit hat sich also innerhalb kurzer Zeit mindestens zwei Mal mit SARS-CoV-2 infiziert, mit zwei leicht unterschiedlichen Erregen. Natürlicherweise sterben die meisten solcher Linien aus; mit statistischen Methoden ließ sich abschätzen, dass es tatsächlich 8 Übergänge leicht unterschiedlicher Linien auf den Menschen gegeben haben sollte (Konfidenzintervall 2 bis 25). In einem Laborexperiment würde man vernünftigerweise mit nur einer klonalen Linie arbeiten (1).
    1.6 Rekonstruktion der Wohnorte der frühen COVID-19 Patienten ergab, dass das Zentrum der gemeinsamen kürzesten Verbindungslinien (Verkehrswege eingerechnet) auf dem Fischmarkt von Wuhan liegt. Das gilt aus dann noch, wenn man aus der Untersuchung alle Fälle ausschließt, die man getstet hat und von denen man bereits wusste, dass sie auf dem Markt waren (1).
    1.7 Nach Aussage von Shi Zhengli, der Leiterin des Zentrums für neu auftretende Infektionskrankheiten am WIV, vom 15.07.2025 waren zum Zeitpunkt der Aussage bei den Menschen, die an ihrem Institut arbeiten, keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 gefunden worden. Darüber hinaus gab es zwar anekdotische Berichte von WIV-Mitarbeitenden, die im Herbst 2019 mit COVID-19-ähnlichen Symptomen erkrankt waren, und zum Teil im Krankenhaus behandelt wurden, aber Testergebnisse von diesen Personen liegen nicht vor (3). (Im Sommer 2019 war ich selbst wie viele andere als Teilnehmer einer Gruppenreise in Norwegen erkrankt mit Symptomen, die den COVID-19 typischen Symptomen sehr ähnlich waren; ein weiterer Teilnehmer musste beatmet werden, es ist mir nicht bekannt, ob er die Infektion überlebt hat.)

    2. Über Christian Drosten wird gesagt: „Seit Anfang diesen Jahres hält er plötzlich doch einen Laborunfall zumindest für möglich.“ Das ist irreführend, denn im Kern nichts anderes hat er bereits im Corona-Virus Update (92) vom 09.06.2021 gesagt: „Niemand kann davon (vom natürlichen Ursprung, Anm. von mir) restlos überzeugt sein, bevor nicht tatsächlich die Tierquelle identifiziert wurde. Die wurde zum Beispiel für SARS-1 ziemlich zweifelsfrei identifiziert. Das könnte man für dieses Virus auch leisten. Wir haben dazu aber keine Daten. In diesem Sinne gibt es sicherlich nur ganz wenige Wissenschaftler, wahrscheinlich keine Wissenschaftler, die restlos von dieser Version einer Tierquelle überzeugt sind. Genauso gibt es wahrscheinlich nur wenige Wissenschaftler, die restlos oder überhaupt überzeugt sind von einer Laborherkunft.“ (2) Daraufhin erläutert er zudem ausführlich den Hintergrund der Stellungnahme in „The Lancet“, die von der Presse vielfach aus dem Kontext gerissen zitiert und darum falsch verstanden wird.
    Die Tagesschau zitiert Drosten am 14.03.2025 wie folgt: „‚Ich kann daher schon allein mangels Datenzugang kein wissenschaftliches Urteil abgeben‘, betonte der Direktor des Instituts für Virologie der Charité in Berlin. Bei der bisherigen öffentlichen Informationslage ergebe sich jedoch eine deutlich überwiegende Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Virus-Ursprungs.“ (5) Worin genau besteht jetzt der substanzielle Unterschied gegenüber seinen Aussagen im Coronavirus-Update vom 2021 (2)?

    3. NANO weiß zu berichten: „Im November 2019, kurz vor dem Ausbruch der Pandemie, verschwindet sie (Danielle Anderson) aus Wuhan.“ Und ist nie wieder aufgetaucht? Keineswegs: Im Juni 2021 packt sie gegenüber Bloomberg aus, der „Stern“ übersetzt (6).

    4. Valentin Bruttel nennt die Antwort der Redaktionen auf den Versuch der Einreichung seiner Ergebnisse: „Wir lassen es nicht zum Begutachtungsprozess zu. Wir wollen damit nichts zu tun haben.“ Die inhaltliche Erwiderung (7) seiner eigenen Universität bleibt unerwähnt. Zwei der darin genannten Kernpunkte sind: Ähnliche Schnittstellenmuster wie das von Bruttel gefundene finden sich auch bei eng mit SARS-CoV-2 verwandten Viren aus der freien Wildbahn und seine statistischen Analysen seien in wesentlichen Punkten fehlerhaft bzw. unvollständig.

    5. Über Roland Wiesendanger wird gesagt: „Er wurde von Journalisten, die kaum Ahnung von dem Thema hatten, in die Nähe von Verschwörungstheoretikern gerückt und persönlich angegriffen, ohne auf seine Argumente einzugehen. Die Laborthese wurde generell zum Tabu erklärt.“ Das ist so pauschal nicht richtig, es gab auch Journalisten mit mehr Ahnung von dem Thema, die sich 2021 seiner Studie inhaltlich angenommen haben, etwa Arndt Reuning im Deutschlandfunk (3) oder die Quarks Science Cops (8).

    6. NANO charakterisiert die „Gain of Function“ Forschung als „Experimente(n), bei denen harmlose Krankheiterreger gezielt zu Krankheitserregen für Menschen verändert werden.“ Das klingt nicht nur ungeheuer sinister, es ist auch eine grobe Verzerrung des Ziels der „Gain of Function“ Forschung, das eigentlich darin besteht, mögliche Entwicklungspotenziale natürlich vorkommender (keineswegs immer harmloser) Viren erkennen, damit der natürlichen Evolution zuvorkommen und durch die gewonnenen Erkenntnisse letztlich Menschenleben zu retten. (10)

    Auch wenn „NANO“ den Ursprung des Coronavirus nicht zweifelsfrei belegen konnte, ist eines ganz sicher: „NANO“ hat sich bei der Berichterstattung uber die Entstehung des SARS-CoV-2-Virus nicht mit Ruhm bekleckert. Wie es besser geht, zeigt Quarks (11).

    Quellen:

    (1) Virologe Christian Drosten über die Lehren aus der Pandemie – Jung & Naiv: Folge 744 vom 03.01.2025; https://www.youtube.com/live/av2Hax3Bg1U?si=gnisWsJXAOiXgnR6 ab 2:11:53
    (2) NDR Info Coronavirus-Update (92): Woher stammt das Virus? vom 09.06.2021; https://www.ndr.de/nachrichten/info/92-Coronavirus-Update-Woher-stammt-das-Virus,podcastcoronavirus322.html
    (3) Deutschlandfunk „Wissenschaft im Brennpunkt“ vom 27.06.2021; https://www.deutschlandfunk.de/die-spur-des-virus-teil-2-die-laborhypothese-100.html
    (4) Robert Czepel, Tim Skern: „Stammt das Virus aus dem Labor?“ vom 22.05.2020; https://science.orf.at/stories/3200791/
    (5) tagesschau vom 14.03.2025https://www.tagesschau.de/inland/bnd-coronavirus-ursprung-100.html
    (6) stern vom 30.06.2021; https://www.stern.de/panorama/wissen/wuhan-labor–virologin-danielle-anderson-spricht-erstmals-ueber-ihre-arbeit-dort-30593890.html
    (7) Florian Erhard, Oliver Kurzai, Lars Dölken: „Wissenschaftliche Stellungnahme aus Anlass aktueller Berichterstattung zur Entstehung von SARS-CoV-2“ vom 26.10.2022; https://www.ukw.de/aktuelle-meldungen/detail/news/wissenschaftliche-stellungnahme-aus-anlass-aktueller-berichterstattung-zur-entstehung-von-sars-cov-2/
    (8) Quarks Science Cops Folge 7: „Kommt Corona aus dem Labor? Der Fall Wiesendanger“ vom 27.02.2021; https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-7-corona-aus-dem-labor/
    (9) Gernot Kramper: „Virologin Danielle Anderson spricht erstmals über ihre Arbeit im Wuhan-Labor“, Stern vom 30. Juni 2021; https://www.stern.de/panorama/wissen/wuhan-labor–virologin-danielle-anderson-spricht-erstmals-ueber-ihre-arbeit-dort-30593890.html
    (10) Gabi Schlag, Benno Wenz: „Viren aus dem Labor – Wie gefährlich ist Gain-of-Function-Forschung“, SWR2 Wissen vom 10.03.2022; https://www.swr.de/swrkultur/wissen/220310-viren-aus-dem-labor-100.pdf
    (11) Quarks vom 11.04.2025; https://youtu.be/vorOUkoBt44?si=TBwpQjzEcyAofMwp

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